Crocket, William V.: Das Vermächtnis der Keltin (538 Seiten, 2003)

Crocket, William V.: Das Vermächtnis der Keltin (538 Seiten, 2003)

Den zweiten Band von Crockets „Römerbuch“ musste das Erdwesen bei Medimops bestellen, denn darauf per Bücherschrank zu warten, hätte einfach zu lange gedauert. Etwas bedauerlich ist, dass das Erdwesen zwischendurch noch die über 1000 Seiten „Mondfeuer“ laß, denn die beiden Bücher sind recht unterschiedich geschrieben. Während Mondfeuer eher die Geschichte einer ultimativen Superheldin ist, handelt es sich bei Neeve in Crockets Buch um eine sehr viel glaubhaftere Hauptdarstellerin.

Nachdem die Festung Faustina nicht mehr existiert und Vectis Trebellius mit dem Leben davon kommt, beginnt der zweite Band im Rundhaus von Neeve und einem Überfall durch einen Römer. Schon fragt sich die geneigte Leserin, wie es dazu kommen konnte, aber mit dem Niedergang des Antoninischen Walls ist der Kampf gegen die Römer noch nicht vorbei, denn die Verschwörung gegen Kaiser Antonius Pius wurde in Rom aufgedeckt und nun greift der Kaiser durch und entsendet endlich die gewünschten Legionen in den britannischen Norden.

Ein Großteil des Buches ist somit auch dem voranschreitenden Gemetzel gewidmet. Es gibt Tote zu Hauf. Zuerst in den XX., aber dann, als die beiden Unterstützungslegionen eintreffen, unter den Kelten, die vollständig überrant werden. Mit knapper Not entkommt Neeve, nachdem Sie als Bogenschützin hat mit ansehen müssen, wie nun auch ihr zweiter Bruder Taranis im Schlachtgetümmel untergeht.

Ihre Flucht in das schottische Hochland gelingt mehr schlecht als recht. Cronn, der von ihrem Burder abgestgellt wurde, sie in Sicherheit zu bringen, fällt ebenfalls den römischen Soldaten zum Opfer. So ist Neeve auf sich alleingestellt und versinkt in tiefer Trauer – besonders als sie in der römischen Legislatur in Britannien erfährt, dass ihr Mann Vectris ebenfalls zu den Getöteten der Festung Faustina zählt. Nachdem sie sich ausreichend bemitleidet hat, kann sie weiterhin nicht glauben, dass auch Vectris tot sein soll und beschließt in der Legislatur in Rom nach seinem Verbleib zu forschen. In dem großen Register ist hinterlegt, welcher römische Soldat, wo seinen Dienst versieht.

Derweil sind auch Taranis und um die 20 seiner Heerführer auf dem Weg nach Rom, denn die auffälligen Heerführer wurden nicht getötet, sondern sollen im Triumphzug zur Schau gestellt werden, bis sie dann öffentlich hingerichtet werden. Auf dem Weg nach Rom müssen sie etliches an Folter ertragen, denn einer der Offiziere will damit seinen in Faustina „gefallenen“ Bruder rächen. So kommt der Trupp mehr tot als lebendig in Rom an und Taranis hat zu allem Überfluss auch noch eine Begegnung mit seiner kleinen, geraubten Schwester Nes.

Derweil spannen sich mehr und mehr Ränkespiele um den kaiserlichen Thron, der zwar nicht mehr akut gefährdert ist, aber es gilt, sich von Vergangenem endgültig rein zu waschen und gleichzeitig die eigenen Pfründe zu sichern. Im Mittelpunkt steht Vectris, der als Überlebender des Untergangs von Faustina und der damit in Zusammenhang stehenden Verschwörung gegen den Kaiser ein unliebsamer Zeuge der tatsächlichen Vorgänge ist.

Der Verräter-Verrräter, der im letzten Moment erkannt hatte, dass der Verrat an Kaiser Antonius mislingen wird, hat inzwsichen die Liebe seines Lebens getroffen und schafft es durch die Cleverness seiner Auserwählten, die allerdings eher ihn auserwählt hat, zu immer mehr Reichtum zu kommen. Calpurnia zieht die Fäden und möchte Babinus endlich im Senat sehen, auch wenn dieser sich – wie immer – das nicht so ganz zutraut, da er nur von einfachem Stand ist. Dazu gehört auch, dass sie den Zeugen Vectris von einem Auftragsmörder verfolgen lässt. Vectris löst jedoch – wieder einmal mit knapper Not und mit Hilfe seines besten Freundes – all die Aufgaben, die ihm vom Kaiser aufgetragen wurden und schafft es zudem auch noch den Auftragsmord zu überleben.

Derweil sieht es für Neeve düster aus. Sie erleidet auf dem Weg ins ferner Rom zuerst Schiffbrauch, wird ausgeraubt, wird als Bettlerin mishandelt und schafft es letzten Endes nur duch zwei Menschen, überhaupt zu überleben. Der eine ist sehr einfacher Mann wie sie, der sie zuerst auszurauben versuchte, der zweite ist jener kaisertreue Senatur, der Vectris den Auftrag am anderen Ende der römischen Welt verschaffte, da er diesen als einzigen überlebenden Zeugen für das geplante Attentat auf den Kaiser weiterhin stark gefährdet sieht.

Durch ihre Malkunst versucht Neeve zu etwas Geld zu kommen, während ihr „treuer Diener“, froh ist, überhaupt eine Arbeitsstelle zu haben und aus jedem Geschäft das beste für sie beide herausholt. So spezialisiert Neeve sich darauf, reiche Männer zu portraitieren, um ihnen dann diese Portraits anzubieten. Einer dieser reichen Männer ist der Senator, dem sie zum Schluss auch noch zu allergrößtem Dank verpflichtet ist, da er für sie ein gutes Wort (und den ein oder anderen Aureus) im Heiler-Tempel einlegt. Dass letzten Endes Sie unabsichtlich dafür sorgt, dass sein einziger Sohn Marcus als „Bluttrinker“ im Circus Maximus landes – shit happens. Besonders wenn man eine kleine, gmeine Schwester hat.

Deprimierend verläuft allerdings die Suche Neeves nach Vectris, denn auch in der Legislatur in Rom, gilt Vectris als gefallen. – Und dies ist auch der größte und vermutlich auch einzige Knackpunkt in der Geschichte, den das Erdwesen jedenfalls nicht auflösen konnte. Warum sind die Einträge in beiden Registern falsch, obwohl Vectris inzwischen ein großes Kommando als Tribun bei einer Stadtbelagerung bekommen hat?

Das Erdwesen mutmaßt, dass dies daran liegt, dass auch der Kaiser bei dem Versenden von ihm nahestehendem Personal vorsichtig vorgehen muss und dass daher eine Erklärung, dass jemand bereits tot ist, der aller beste Schutz für diese Person ist. Je mehr das Erdwesen darüber nachdenkt, desto wahrscheinlicher ist es, dass es einfach die entsprechende Stelle überlesen hat.

Tatsächlich sollte man beide Bücher als Einheit lesen. Da das Erdwesen schon wieder Einzelheiten vergessen hatte, lass es die Eroberung von Faustina ein zweites Mal nach und so klärten sich auch die vielen ausgearbeiteten Details.

Crocket ist ein wirklich guter Schriftsteller. Nichts geschieht umsonst, jede Information ist eminent wichtig und wird wieder eine Rolle spielen. Beide Bücher zusammen sind ein Gesamtkunstwerk, welches man erst einmal vollständig inhaltlich durchdringen muss. Der Anspruch an die Leserin ist viel höher, als es die bunten Romandeckel in der Taschenbuchausgabe vermuten lassen.

Zum Schluss jedoch wird alles gut und besonders das letzte Kapitel brachte das Erdwesen zum Schmunzeln. Calpurnia zieht mit Balbinus, der den Maultier-Karren lenkt, nach Nordafrika in eine der Villen, die sie bereits für ihren „Senator“ eingekauft hatte und die somit dem cleveren Schachzug von Vectris entging, doch noch dem dem Tode geweihten Taranis zu einer Zukunft zu verhelfen, die dieser als reelle Chance begreift.

Und wenn sie nicht gestorben sind…

Über Erdwesen

Erdwesen ist ein Erdwesen! Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Erdwesen schreibt aber auch noch in einer Reihe von anderen Foren und es gibt auch Foren, in denen sie sich so unbeliebt gemacht hat, dass sie dort heute besser nicht mehr schreibt.
Dieser Beitrag wurde unter Bücher, Kultur veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar