Crockett, William V.: Die Keltin (667 Seiten, 2000)
Nun ist es wieder passiert! Das Erdwesen griff sich das nächste „Römerbuch“, was sie über die Jahre aus hannöverschen Bücherschränken gefischt hatte und nun ist das Maleur perfekt, denn sie musste sich sofort den zweiten Band bei Medimops bestellen.
Das ist nicht schön, wenn Du Bücher liest, um sie endlich wieder zurückgeben zu können und anstatt mit weniger Büchern, musst Du Dir Folgebände kaufen.
Zwar bietet das Buch eine abgeschlossene Einheit, aber diese ist zugleich der Start für die nächste Geschichte. Laut Rezensionen soll diese zwar nicht so gut sein wie Band 1, aber davon lässt sich ja ein Erdwesen nicht abschrecken. – Das Dumme ist nur, dass sich der zweite Band bis zum Eintreffen noch etwas Zeit lassen wird. Dabei war eigentlich schon das nächste „Römerbuch“ aus dem bestehenden Fundus ausgewählt, aber ob das Erdwesen dieses nun wirklich noch „zwischenschieben“ wird?!
Der Autor William V. Crockett unterrichtet römische Geschichte an einer Universität in New York und das merkt man dem Buch deutlich an. Der englische Titel „Antonine’s Wall“ ist treffender als der personenbezogene deutsche Titel, aber dieser trifft das zweite anvisierte Zielpublikum etwas besser. Was für eine herzzerreißende Liebesgeschichte zwischen Römer und Keltin, die zum Scheitern verurteilt ist!
Das Buch glänzt durch viel echte Historie und durch die rührende Geschichte einer keltischen Kartenzeichnerin, die immer wieder in Gefahren gerät, da sie einerseits ihr kaledonisches Volk unterstützen will, andererseits aber auch die römischen Besatzer Kaledoniens und deren Errungenschaften zu schätzen lernt. Beim Lesen merkt man deutlich, dass der Autor in dieser Zeit zu Hause ist. Oft konnte das Erdwesen allerdings nicht mehr ausdifferenzieren, aus welchem Buch sie spezielle Informationen zur römischen Heeresführung hatte, aber alles in allem hat sie nun eine äußerst plastische Vorstellung von dieser Zeit und jedes folgende „Römerbuch“ wird an den bisherigen Informationen gemessen werden.
Was die Liebesgeschichte oder den Familienepos der keltischen Kartenzeichnerin angeht, so ist letzterer durchaus ausbaufähig, denn – und dies wird auch beim zweiten Band bemängelt – der geneigten Leserin drängt sich der Eindruck auf, dass die Handlung um so schneller voranschreitet, je weiter man beim Lesen des Buches schon gekommen ist. Hat der Autor zu Beginn des Buches noch alle Zeit der Welt, alle Einzelheiten eindrucksvoll zu schildern, da scheint die Story zum Ende hin an Dynamik zu gewinnen und es geht Knall auf Fall voran. Insbesondere die letzten zwei Seiten könnten sprachlich sehr viel geschickter ausgestaltet werden.
Durch diesen Umstand ist es wirklich kein perfektes Buch, denn um die Liebesgeschichte zu verstehen, braucht es einen derart fundierten Beginn nicht. Und diejenigen, die die Darstellung der Historie ins Hauptaugenmerk nehmen, werden sich fragen, was nun das Gedöns am Schluss soll.
In jedem Fall ist es kurzweilig und äußerst spannend zu lesen – auch wenn es mit Sicherheit handwerklich kein „Werk der Weltliteratur“ ist.
Das Erdwesen wartet nun also gespannt auf das Eintreffen des zweiten Bandes, denn schließlich muss sie wissen wie es weitergeht und ob die Keltin die edelsteinbesetzten Tore Roms wirklich erreichen wird.