Steve Gallagher: Saturn 3 (1980, 188 Seiten)

Steve Gallagher: Saturn 3 (1980, 188 Seiten)

Wenn man sich an die vierzig Jahre lang Science Fiction-Bücher weglegt, um sie irgendwann mal zu lesen läuft man in der Tat Gefahr, zwischenzeitlich andere Interessen zu entwickeln, die dann das Lesen dieser Bücher womöglich nicht mehr rechtfertigen. Aber sei’s drum!

Das Erdwesen rechnete schon fest damit, dass auch SciFi aus dem Jahr 1980 im Jahr 2022 schrecklich „outdated“ sein könnte, aber das war diesmal nicht der Fall. Hier erleben wir eine innige Liebesgeschichte im Weltraum, fernarb auf einem unwirtlichen Mond des Saturn.

Das Erdwesen hat nicht mehr recherchiert, ob das Buch auf Basis des Spielfilms geschrieben sein könnte, in dem Farah Fwacett-Majors und Kirk Douglas die Hauptrolle spielen. Der Einband legt dies nahe und so ist sich das Erdwesen ziemlich sicher, dass es diesen Film vor vielen Jahren bereits gesehen hat. Wäre es als Original-Buch geschrieben, so hätte man vielen Sachverhalten eindeutig mehr Tiefe verleihen können. So bleibt es beispielsweise bis zuletzt ein Rätsel, warum „Captain James“ den echten Captain umbrachte, um selbst mit dem „Halbgott“ Hektor nach Saturn aufzubrechen, um Captain James Platz einzunehmen. Die gebotene Auflösung, der unechte Captain James hat es einfach satt, immer der schlechtere zu sein und auf diese Art und Weise karrieretechnisch abserviert zu werden, trifft es jedenfalls nur unzureichend.

Alex, die als Allgeborene eigentlich gar keinen individuellen Namen führen darf und Major Adam, der sehr viel älter ist als sie, fristen auf Saturn 3 ein abgeschiedenes Leben. Jeder Tag verläuft gleich, Proben sind zu ziehen, Experimente sind durchzuführen. Kaum jemand schenkt dieser wenig versprechenden Forschungsmission noch Beachtung und mehr und mehr wird sie zum schlichten Kostenfaktor. Doch Alex und Adam haben es sich ganz gut eingerichtet und Alex weiß ihren Adam zu nehmen wie er ist. In diesem Moment erhalten sie eine neue technische Lieferung per Raumgleiter. Eine neue Maschine mit der überheblichen Bezeichnung „Halbgott“ soll mit dem mittelfristigen Ziel, Alex und Adam verzichtbar werden zu lassen, durch einen Experten (Captain James) eingerichtet werden. Allerdings hat die Sache gleich mehrere Haken. Alex und Adam gehören inzwischen zusammen, was ihnen wohl erst so richtig bewußt wird, als von jetzt auf gleich nicht mehr sichergestellt ist, dass sie „bis auf ewig“ auf dieser abgelegenen Mondstation in trauter Zweisamkeit ihren Dienst verrichten werden.

Alex träumt von einem Leben auf der Erde, welches ihr jedoch als Allgeborene zunächst einmal nicht zusteht. Als Ingnieurin wird sie dorthin verfrachtet, wo sie gebraucht wird und dies ist in der Regel das All. Major Adam hingegen ist auf eigene Initiative in diesem abgelegenen Winkel des Universums gelandet. Er ist vom Leben enttäuscht, hat die sozialen Ränkespiele ein für allemal satt und will alles, nur niemals wieder auf die Erde zurück. Dazu kommt, dass er sich trotz bester Gesundheit inzwischen nicht mehr an die auf der Erde herrschende Schwerkraft gewöhnen könnte und aufgrund seines Alters wohl binnen einen Jahres verstürbe, was ihm selbst nur recht und billig wäre, jedoch nicht seiner Alex, die deshalb auf ein Leben auf der Erde verzichtet und zugleich Major Adams Bio-Trainingswerte fälscht, die beiden eventuell die Möglichkeit eröffnen zusammen auf einer anderen All-Mission eingesetzt zu werden.

Auf der Mondstation „Saturn 3“ angekommen, arbeitet Captain James unermüdlich, um die neue Maschine, die jeden Handgriff eines Menschen erledigen kann, wenn sie diesen nur korrekt einstudiert hat, in Betrieb zu nehmen. Dabei wird das Vorhaben von Alex und Adam skeptisch beäugt, denn immer wieder fällt Captain James durch sein merkwürdiges Verhalten und sein unermüdliches Arbeiten an dem Projekt den beiden auf. Nach und nach schafft er es jedoch Halbgott „Hektor“ zunächst aus den Einzelteilen zu montieren und dann zu trainieren, indem er ihn mit seiner selbst – also seiner eigenen Persönlichkeit – technisch verbindet, um Hektor anzulernen.

Weder Alex noch Adam ahnen, wie es um die kranke Persönlichkeit von Captain James bestellt ist. Einerseits hat er ein Auge auf Alex geworfen, welches diese jedoch von Grund heraus ablehnt, andererseits weiss niemand, dass er den echten Captain James, einen ziemlich laxen Typen, der fast drohte seinen Abflug mit dem Raumschiff zu Saturn 3 zu verpassen, kurz vor dem Einstieg ermordete und selbst an seine Stelle trat und den Flug antrat, obwohl er bereits ausbildungstechnisch ausgesiebt worden war.

Kurzum: Hektor, eine ausgefeilte KI, reimt sich eigene Dinge zusammen und wird in kürzester Zeit zu einer unbesiegbaren, kräftigen und kranken Maschine, die sich einerseits den Mörder als Vorbild nimmt, andererseits aber auch erkennt, dass dies unmöglich seine eigene Bestimmung sein kann. Es kommt zu wahren Hetzjagden über die komplette Station. Hilfe zu holen ist nicht möglich, da man sich genau 22 Tage im Funkschatten befindet, wo Alex und Adam stets auf sich selbst gestellt sind. Zuerst bringt Hektor tatsächlich Captain James um – oder fast um. Es kommt zu sehr skurielen Szenen, die – wenn sie überhaupt im Film vorhanden sind – mit Sicherheit für eine Präsentation im TV herausgeschnitten werden mussten. Hektor gelingt es, sich die übrigen Roboter der Station, die immer nur für bestimmte definierte Arbeiten herangezogen werden, zu Untertanen zu machen. Captain James aus Fleisch und Blut ist zwar tot, da Hektor ihn genauso zerlegte, wie er einst als Einzelteil-Sammlung auf die Station kam, aber sein Geist, seine Persönlichkeit ist noch immer da, denn Hektor hat sie verinnerlicht.

Es kommt zu einem Kampf auf Leben und Tod zwischen den beiden verzweifelt kämpfenden Menschen und Hektor, der ihnen jedoch immer einen Schritt voraus zu sein scheint und auch ihre letzte Hoffnung, den Raumgleiter, in Flammen aufgehen lässt, um die endgültige Kontrolle über die Station und um seine angebetete Alex zu gewinnen.

In einer letzten verzweifelten Aktion opfert sich Major Adam und schafft es das Metallungeheuer Hektor zu zerstören. Für kurze Zeit tritt eine merkwürdige Stille ein, in der Alex versucht, die Situation so objektiv wie möglich zu bewerten und zumindest für sich noch einen Ausweg zu finden, denn inzwischen steht man kurz vor dem zweiten 22 Tage währneden Funkschatten. Da bemerkt plötzlich Alex, wie sie beobachtet wird. Beobachtet vom ausgefeilten Kamerasystem, welches einst dazu diente, die Arbeiten auf Saturn 3 zu koordinieren und zu überwachen. Hektors Geist ist offenkundig in das Computersystem der Mondstation eingezogen, über das sie keinerlei Kontrolle mehr hat. Seinen Körper hat er verloren, nicht aber seine „Seele“.

Alex ist gewarnt, findet jedoch heraus, dass es nicht Hektors Absicht ist, sie zu töten. Während dessen bedient sich das Computersystem, also Hektor, Adams Stimme, um mit ihr zu sprechen und sie für sich zu gewinnen. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnt, ist die offenkundige Tatsache, dass Adams Kampf offenbar auch innerhalb des Computers weiterging und erfolgreich war!

Erst als ein Rettungstrupp, geleitet von „Adam“, sich der Mondstation nähert, beginnt Alex zu begreifen und ist fest entschlossen, dass beste aus der Situtaion zu machen. Hektor scheint tot zu sein. Ein für allemal. Aber Adam? Er lebt. Sein zu Hause ist das Computersystem auf Saturn 3!

Alex macht eine schnelle Karriere, denn natürlichlich ist sie erste Wahl, wenn es darum geht, Saturn 3 als Mondstation mit Hilfe eines neuens Halbgottes und ohne Menschen weiter zu betreiben. Alex wird die Ehre zu teil, den nächsten Halbgott einzurichten, wozu sie sich wie zuvor auch Captain James es getan hat, mit seinem KI-System verbindet, um ihm alles beizubringen, was er für seine Arbeiten auf Saturn 3 benötigen wird. Tatsächlich gelangt aber auch eine Kopie ihrer Seele so in den neuen Halbgott, während Adams Seele bereits im Computersystem lebt.

Alex lebt heute auf der Erde, wo sie all diejenigen Nachteile kennen lernen kann, von denen Adam früher so oft sprach. Aber Alex und Adams Seele sind bis auf den heutigen Tag auf der Mondbasis vereint. Was für ein unglaubliches Happy End!

Über Erdwesen

Erdwesen ist ein Erdwesen! Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Erdwesen schreibt aber auch noch in einer Reihe von anderen Foren und es gibt auch Foren, in denen sie sich so unbeliebt gemacht hat, dass sie dort heute besser nicht mehr schreibt.
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