Cordonnier, Marie: Die Sterne von Armor – Graciana, Das Rätsel der Perle (1999, 316 Seiten)
Um beim nächsten Lesen nicht vollständig aus der Zeit zu fallen, spielte auch das nächste Buch, welches das Erdwesen dank einfach strukturierten Inhalts in kürzester Zeit konsumiert, im Jahre 1364. Damals tobte in der Bretagne ein gnadenloser Krieg.
Die Hauptdarstellerin Graciana de Cresson wuchs als Findelkind im Kloster auf. Kurz bevor das Kloster gebrandschatzt werden soll, enthüllt die Äbtissin jedoch, dass Graciana aus einer Vergewaltigung ihrer Mutter, einer damals 16 jährigen Adelsdame de Cresson stammt, die sich selbst ob der Schande einst von den Zinnen des Klosters stürzte. Die Äbtissin selbst ist damit die Großtante von Graciana, während auch der Gracianas Vater eine imposante Persönlichkeit ist. Er ist einer der führenden Kriegsherren und nennt sich selbst Herzog von Cado, Paskal Cocherel. Er ist der größte Schlächter, der auf den Schlachtfeldern der Bretagne zu finden ist und nur mit großer Mühe und zu Hilfenahme von offenbar britischen Truppen gelingt es dem Herzog von Montford, stand zu halten. Einer der ergebensten und bedeutensten Ritter des Herzogs von Montford ist der Graf von Lunaudai, Kérven de Iles.
Während also die mordende Bande an Söldnern sich dem Kloster nähert, eröffnet die Äbtissin ihrem Mündel Graciana nicht nur ihr Herkunft, sondern zerstört auch das bisher geheim gehaltene Kreuz von Ys, denn wer das Kreuz in Händen hält, der ist der rechtmäßige Herrscher der Bretagne. Das goldene Kreuz besteht aus purem Gold und hält vier große, wertvolle Schmucksteine sowie eine taubeneigroße kostbare Perle. Diese einzelne Perle gibt die Äbtissin Graciana und trägt ihr auf, so schnell wie es geht, in einem anderen Kloster Schutz zu suchen und dort die Perle als Mitgift abzugeben, damit man sie dort aufnimmt. Graciana soll so die durch den Selbstmord entstandene Schuld ihrer Mutter durch Frömmigkeit abgleichen. Die anderen vier Schmucksteine erhalten die restlichen vier Novizinnen des Klosters.
Graciana ist im ersten Moment schockiert, zumal sie auch keine realistische Chance mehr hat, den mordenden und vergewaltigenden Söldnern rechtzeitig zu entgehen. Sie war schon seit langer Zeit dagegen, nur für das Heil des Klosters zu beten und keine wie auch immer gearteten Maßnahmen zu ergreifen. Da überschlagen sich aber auch schon die Ereignisse und die Plünderung des Kloster beginnt.
In dem einzigen Tumult sieht sie, wie Mitschwestern geschändet und / oder ermordet werden. Als auch sie in direkter Gefahr ist, nutzt sie eine geringe sich bietende Chance, stürzt aber von einem hohen Felsen in einen Fluss.
Gerade in diesem Moment (…) kommt der desillusionierte edelhafte Ritter Kérven de Iles des Weges und was dann kommt, kann man sich natürlich denken! Doch so schnell geht das alles nicht. Es kommt zu einigen Verstrickungen und Verstimmungen, da Kérven de Iles einen genauso aufmüpfigen Character hat wie Graciana, weswegen die beiden sich gehörig mistrauen. Erst als zig Buchseiten später der Herzog von Montford eingreift und per Erlass bestimmt, dass sein Edelmann Kérven de Iles das Edelfräulein Graciana de Cresson zur Gemahlin zu nehmen hat – sie ist natürlich schon lange von ihm schwanger – überstürzen sich die Ereignisse nochmals und es kommt mitten in der Nacht ad hoc zur Hochzeit, was irgendwie dann auch niemanden mehr so richtig verwundert.
Und so lebten sie denn friedlich bis ans Ende ihrer Tage!
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Offenbar ist das Buch nicht das einzige aus dieser Serie, aber wie so oft bei derlei hochgeistiger Literatur, ist im Buch selbst kein Hinweis auf die fehlenden Bände hinterlassen. Lediglich der Nachspann, der einen Schwenk zur Burg Cado offeriert stellt klar, dass die Geschichte hier keinesfalls zu Ende ist, denn der selbst ernannte Herzog von Cado, Gracianas Vater bekam einst eine Prophezeiung, die besagt, dass ihn kein Mann je zu Fall bringen wird, sondern eine Frau! Gleichzeitig wurde schon vorher klar gestellt, dass er doch recht stolz auf seine einzige ihm (jetzt) bekannte Tochter ist, die ihm mehr als nur ähnlich zu sein scheint und unbeugsam ihren Weg geht.
Marie Cordonnier verfügt über das Talent, alle Charaktere glaubhaft in Szene zu setzen. Sprachlich hatte das Erdwesen nicht den Eindruck, dass es sich überhaupt um eine Übersetzung handelt. Die Hintergrundgeschichte ist interessant und spannend, während die sich entwickelnde Beziehung zwischen Graciana und Kérven zum Teil belustigend, aber nach 300 Seiten dann doch ein wenig (…) vorhersehbar und anstrengend wird.