Ende eines Pflaumenbaums

Gestern hatte das Erdwesen in einem Anflug von Kapitulation gegenüber den allmächtigen Brombeeren nach einem anderen Objekt Ausschau gehalten, welches erfolgversprechender und vor allem in kürzerer Zeit zur Strecke gebracht werden konnte. Und siehe da: ein solches ward auch rasch gefunden.

Im Sommer und Herbst ist es quasi unbesiegbar, weil es von Geschwadern von Stechinsekten umschwirrt wird. Das saftige Moos, welches es zart umspinnt, gibt in der Morgensonne Feuchtigkeit ab, gerade so wie die hiesigen Mücken es am liebsten haben, und die wenigen Früchte locken die richtig großen Flugobjekte wie Wespen oder gar Hornissen an. Dabei ist es erstaunlich, dass der wohl seit mehr als 10 Jahren umgefallene Baum überhaupt noch Leben in sich trägt. Das Erdwesen kann sich noch an eine graue Vorzeit erinnern, als sie einst am Fuße seines Stammes einen kräftigen Nachkommen ausbuddelte, um ihn dort zu platzieren, wo heute die Siloreifen samt hunderter weiterer Schösslinge zu finden sind.

Nachdem das Erdwesen gestern den Baum zuerst zugänglich machte, indem es Brombeeren und hochgewachsene Brennesselstängel entfernte, um danach mit einer Astscheere die größtenteils vertrockneten Verästelungen abzuknipsen, lud sie abends die Akkus der Motorsäge, auf die es wiederum einen Tag zuvor eine neue Kette gespannt hatte. Um 16 Uhr verhinderte noch ein spontaner Sturmregen die Eliminierung, aber gegen fünf konnte es dann geschwind ans Werk gehen.

Das Erdwesen hatte beschlossen, den Baum gleich von den dünnen bis zu den dickeren Bestandteilen ofenfertig zu zerlegen. Die kleine Primaster-Akku-Motorsäge (7 Jahre Garantie!!!) machte auch alles gut mit. Zumindest war zum Schluss der alte Obstbaum soweit zerlegt, dass das Erdwesen ihn gut portionieren und transportieren konnte. Dann versagten aber auch schon die zu klein dimensionierten Akkus der Mini-Motorsäge.

Kaum zu fassen, wie aus dem Gestrüpp-Urwald so langsam wieder eine echte Wiese wird. Wenn das Erdwesen daran denkt, wie sie 2016 in voller Motorrad-Kluft mit Helm, Stiefeln, ALNE-Lederkombi und Handschuhen als erstes einen Patt vom Hof bis zum Gartentörchen freischnitt und so gut wie möglich herniedertrampelte! Es ist fast unfassbar, dass inzwischen sogar wieder Grass wächst – neben den mannshohen Brombeeren, versteht sich.

Aber so ganz hat der Pflaumenbaum sein Leben noch nicht ausgehaucht. Das stark bemooste Holz wird bis zur nächsten Ofensaison noch trocknen müssen, und der umgekippte Wurzelbereich ist in anbetracht der schwachen Motorsäge auch noch vorhanden. Aus ihm ist schon ein weiterer Baum gewachsen. Und gleich daneben noch einer. Das Erdwesen hat beide etwas beschnitten. Keiner von beiden ist ideal, aber wenn einer Pflaumen trägt, wird er sicher noch einige Jahre vor sich haben, bevor auch er zu Brennholz wird.

Über Erdwesen

Erdwesen ist ein Erdwesen! Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Erdwesen schreibt aber auch noch in einer Reihe von anderen Foren und es gibt auch Foren, in denen sie sich so unbeliebt gemacht hat, dass sie dort heute besser nicht mehr schreibt.
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