Faulensiek

Erdwesen wollte heute eigentlich zu ihrem Schrebergarten fahren, aber als ich mir vergegenwärtigte, wieviele schreiende Kinder dort wieder herumlaufen werden und wieviele noch lauter schreiende Eltern hinter den Gören her sein werden, ist es irgendwie falsch abgebogen und hat die fertig gekochten Spaghetti (!! Ja, ich habe ganz viele Nudeln !!) 256 km durchs Weserbergland bis nach Faulensiek und zurück gefahren. Erdwesen wäre niemals nach Faulensiek gekommen, hätte sie nicht irgenwo hinterm Abzweig nach Vlotho eine Gruppe von Motorradfahrer/innen aus Rinteln (nein, die sind sicherlich rein zufällig hintereinander hergefahren – also kein Busgeldbescheid notwendig) bei voller Fahrt gestoppt, weil irgendjemand ganz vorne ein rundes Schild mit Zahl gesichtet haben musste. Ich schwöre, ich bin noch niemals so langsam durch Lippe gefahren! (Oh Gott: Landesgrenze überschritten. Im Rudel. Zum Glück duldet unser Ministerpräsident ersteres noch.)

Da das Erdwesen das Rudel nicht aus dem Konzept bringen wollte und eh den Abzweig zur üblichen „Lippe-Rundfahrt“ verpasst hatte, ist es ihnen der Einfachheit halber einfach nachgefahren. Hatte für den Tourguide den Vorteil, dass er das letzte farbenfrohe Fahrzeug jetzt deutlich ausmachen konnte. Die arme Sozia vorm Erdwesen hat sich sicherlich über das Röhren gewundert. Aber: Ich glaube, die haben versucht, mich zwischendurch abzuschütteln! Die Pisten wurden immer huckeliger. Ich hatte schon heimlich beschlossen, bei der unweigerlich folgenden Durchfahrt eines Flusslaufs umzukehren. Aber dann hatten sie ein Einsehen und befuhren wieder etwas gängigere Straßen. Plötzlich, also vielleicht nach 45 Minuten (?) bog der Tourguide dann in einen höchst ominösen Weg nach links ein. Also verabschiedete ich mich schnell, um festzustelen, dass ich überhaupt keinen Schimmer mehr hatte, wie ich diese Gegend wieder verlassen könnte.

Die Gegend zwischen Lippe und Herford hat zwar wirklich unvorstellbar kurvige Straßen, aber mir ist es ein Rätsel, wie sich die Menschen dort zurecht finden. Das Garmin gerät auch jedesmal an die Grenzen seiner Berechnungsfähigkeit. Letzten Endes ist das Erdwesen dann rechtsseits der Weser nach Hameln gefahren, weil es die passende Brücke links rüber nicht gefunden hat und nicht riskieren wollte wieder mal vor einem nassen Abgrund zum Stehen zu kommen, nur weil die Gierseilfähre wegen Corona nun doch ausgefallen ist.

Corona hat merkwürdige Auswirkungen.

Im ganzen Weserbergland fahren uralte Motorräder herum und (niegelnagelneue) BMW gibt es quasi nicht. Mit anderen Worten: diese ganzen Großenduro-Fahrer, die dem Erdwesen sonst immer in den Kurven auf ihrer Spur entgegen kommen, das sind alles Touristen. Momentan sind nur die Einheimischen unterwegs und das mit allen Gefährten die sie haben. Ganz normale Menschen! Alte Ninjas, unterschiedliche Gixxer und jede Menge „naked bikes“, die noch aus einer Zeit stammen als es den Begriff noch nicht gab. Mir sind auch noch nie so viele Dukes untergekommen und sogar eine Ninja H2 war dabei. Ganz komisch: Ein Weserbergland frei von Koffer- und frei von Warnwestenfahrern.

Jetzt muss ich mir noch anschauen wie es auf den einheimischen Rennstrecken (Sackwald) so aussieht. Dahin zu fahren hatte ich allerdings Bedenken, weil meine Blitzerdaten nicht mehr aktuell genug sind. Am letzten Saisonende habe ich nicht ganz unbeschwert gewartet, ob der neue Blitzer wirklich nur von vorne blitzen kann… oder ob ich die nächsten 6 Monate mit der Bahn unterwegs sein werde. Das konnte ich heute nicht riskieren. Wir haben zwar Corona aber erst April!

So bin ich dann noch ein wenig herumgeirrt und nach 4,5 h wieder zu Hause in Hannover eingetroffen. Zweimal Tanken hat auch geklappt. An der ersten Tanke auf dem Dorf war Handschupflicht (wurden gestellt, aber Erdwesen hat ihre der Einfachheit angelassen). Die Automatenzahlung war zu Gunsten von Blumensträußen im Laden ausgeschaltet, was dem Erdwesen die Peinlichtkeit einbrachte, ganze 7,9 Liter Sprit zu bezahlen. Da er so billig war, hatte sie versehentlich sogar Super erwischt, statt E10. Den zugetanken Sprit hat sie dann aber ja wegen dem Ausflug nach Faulensiek wirklich gebraucht. Später zurück
in Hannover war man krasser drauf: Hauptsache Kunde zahlt und fertig. War aber auch peinlich. Über 200 km gefahren und 10 Liter getankt. Sehr ungewohnt für das Erdwesen. Die letzten dreieinhalb Jahre hat es praktisch auf der Autobahn zugebracht. Ab 200 km/h schluckt Suzi als gäbs kein Morgen.

Erdwesen schafft aktuell viel mehr Kilometer mit viel weniger Sprit. Was mich nur etwas zweifeln lässt: mein Vorderreifen. Ob ich es noch schaffe, den vom Autobahnprofil auf Weserbergland „umzuschleifen“? Jedenfalls waren die ersten Kurven ein ganz schönes herumgeeiere… aber es ist ja auch bald Ostern…

Über Erdwesen

Erdwesen ist ein Erdwesen! Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Erdwesen schreibt aber auch noch in einer Reihe von anderen Foren und es gibt auch Foren, in denen sie sich so unbeliebt gemacht hat, dass sie dort heute besser nicht mehr schreibt.
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