Marcelle Bernstein: Nonnen – Leben in zwei Welten – 1976, 378 Seiten.
Marcelle Berstein ist Jüdin und somit prädestiniert, die Welt der Klöster und Nonnen zu untersuchen. Pflichtlektüre für ein Erdwesen, die in einem früheren Jahrhundert mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit als Missionarin in ferne, ferne Länder ausgezogen wäre.
Das Buch liest sich flüssig und abwechslungsreich. Zu gern hätte das Erdwesen die Fortsetzung aus dem Jahre 2018 gelesen, aber wer interessiert sich heute noch für so ein Thema?! Die letzte Begegnung um drei Ecken mit Nonnen, die das Erdwesen hatte, war eine mitgebrachte vorzügliche Alkohol-Marmelade, die ursprünglich von den Dom-Clarissen in Münster eingekocht wurde. Sehr lecker!!
Das Thema Nonnen ist über die Jahrhunderte hin betrachtet unheimlich spannend, jedoch bedarf es umfangreicher Geschichtskenntnisse, wenn man es auch nur annähernd durchdringen will. Was dem Erdwesen in dieser ausführlichen Abhandlung fehlt, sind Verweise auf die zu Grunde liegende weiterführende Literatur. Da hätte man hier und da sicherlich noch etwas äußerst interessantes nachlesen können. Leider nimmt die Autorin zu oft Bezug auf amerikanische Nonnen, mit denen sie wohl die meisten Interviews geführt hat. Amerikanische Nonnen scheinen sich sehr von denen der alten Welt zu unterscheiden und das Erdwesen hätte einfach viel mehr über diese alte Welt erfahren mögen, denn Amerika ist ja nur eine dieser modernen Erfindungen und überhaupt!
Für Erdwesen nicht überraschend ist die natürliche Stellung der Frau, die in dem Buch gut zur Geltung kommt.
„In den Anfängen des Klosterlebens genossen Ordensfrauen sowohl in ihren Klöstern als auch außerhalb ein ungeheures Ansehen. Es war eine allgemein anerkannte Tatsache, daß sich nur wenige Gemeinschaften hinsichtlich ihrer intellektuellen und sozialen Bedeutung mit den prominentesten Schwesterngemeinschaften messen konnten. Im 11. Jahrhundert beherrschte Prinzessin Sophie, die Äbtissin des deutschen Stiftes Gandersheim, das kanonische Recht so vollkommen, daß sie sich selbst in Streitgesprächen mit den gelehrtesten Männern behaupten konnte. Im 17. Jahrhundert war die Äbtissin Hilda von Whitby ein der einflußreichsten Frauen in Großbritannien.“ (Seite 150)
„Die bekannteste der protestantischen Kommunitäten hat ihren Sitz in Deutschland: Imshausen wurde im Jahre 1930 von Vera von Trott gegründet, und was als Heim für Waisen und Flüchtlinge begonnen hatte, entwickelte sich zu einer festen Gemeinschaft, der zehn Frauen und fünf Männer angehörten; sie bewohnen das Stammhaus der Trotts und haben die Gelübde der Armut, der Ehelosigkeit und des Gehorsams.“ (Seite 335)
Wer sich für Orden in Deutschland interessiert, bekommt hier eine Übersicht: https://www.orden.de/ordensgemeinschaften/
In Deutschland gab es Ende 2016 ca. 40 Novizen und ca. 60 weibliche Novizinnen.