Heute war es wieder einmal so weit. Das Erdwesen durfte testen, was so alles in ihr steckt. In ihr und in Suzi und in der flickenteppichartig neu geteerten A2 in Richtung Hannover. In der Bielefelder Kurve wurde es unvermittelt dunkel, in Portal war finstere Nacht.
Das Positive vorneweg: Erdwesen ist sehr zufrieden mit den neuen Teerstücken. Bisher war mir nicht bekannt, dass sich die Reifen eines Motorrads derart mit einer Teerfläche verbinden können – bei höchstens 10 Grad und einem Sauwetter! Bei trockener Fahrbahn vor einer Woche war die Strecke noch sehr gewöhnungsbedüftig, aber heute Abend war der Grip schier unvergleichlich, weswegen ich dann auch Ausfahrt für Ausfahrt davon abgesehen habe, vorzeitig abzubiegen.
Ich habe zwar schon so manches mal gedacht, dass ich die Autobahn lebend nicht mehr verlassen werde, aber diesmal lag es eindeutig nicht daran, weil mir irgendwer auf die Pelle gerückt ist, sondern weil ich schlicht kurz vorm Nässetod stand, weswegen ich es auch dann vorgezogen habe, eine extra-Runde durch Hannover zu drehen. Wie hätte ich sonst jemals vor der Garage zum Stehen kommen können?
Es ist ein höchst erstaunliches Gefühl, wenn man auf die Vahrenwalder auffährt und denkt: Nun kann mir aber auch wirklich gar nichts mehr passieren. Hier fahren alle höchstens 50 und es regnet nicht mal mehr. Das Visier hatte ich schon kurz vor der Abfahrt hoch geklappt. Nichts ist blöder, als unversehens einen Ausflug in eine Lärmschutzwand zu machen und der Motor stirbt einem dabei auch noch ab, so dass die Wand ihren tieferen Sinn dann auch noch verfehlt.
Es sieht schon auf dem Motorrad sitzend total imposant aus, wenn man an einer Ampel hält und man steht voll im Nebel, der „aus dem Motorrad“ kommt. Damit kann ein Erdwesen jedes gelungene Burnout in den Schatten stellen. Auch wenn ich etwas in Sorge war, dass irgendwer den Dampf falsch deutet und die Feuerwehr ruft.
Der HJC allerdings hat eine Macke: Ich habe keine Ahnung, woher es kommt, aber bei Regen rinnt ab irgendeinem Moment von innen das Wasser das Visiert herunter. Um einen Duschen-Test werde ich wohl nicht drum herum kommen. Die Fahrbahnmarkierungen auf der A2 könnten wirklich besser sein, sie sind bei Nebel und Starkregen und vollgeregnetem Visier so gut wie nicht mehr zu erkennen. Das betrifft besonders den Teil Niedersachsen, denn dort gibt es wegen des automatischen Leitsystems weitaus weniger Schilder. Niemals zuvor habe ich die Kurvenzeichen auf der Autobahn allen Ernstes benötigt und niemals habe ich die Verkehrsleitzentrale Niedersachsen für bekoppter gehalten als in dem Moment, wo hinter Bad Eilsen alles auf „Feuer frei“ gestellt war. – Leute, Ihr habt vergessen, die DWD-Messdaten mit in Eure Verkehrsplanung einzubeziehen. Es war wirklich übel. Ich konnte mich an Autos hängen, die auch nur noch 85 fuhren!!
Nein, ich höre jetzt auf. Es war einfach furchtbar. Blöder Helm. Gute Leder-Kombi und regenerfahrene Handschuhe. So aufgedunsen habe ich sie allerdings vorher auch noch nie gesehen und als ich mich endlich aus den Klamotten gepellt hatte, siehe da, gab es tatsächlich noch genau eine trockene Stelle – was sag ich?! Sogar zwei!
Die Daytonas sind einsame Spitze. Die besten Motorradstiefel der Welt.