Holly Black: Elfenkönigin (Original 2007, 319 Seiten)

Nachdem die Nase langsam begann, sich zu beruhigen, durchstreifte das Erdwesen das heimische Bücherregal in Erwartung dort etwas zu finden, was keine hohen Ansprüche an irgendwas stellt. Ein so dickes Buch mit 319 Seiten kam eigentlich auch nicht in Frage, aber in Anbetracht des altersgerechten Schriftbildes, war es ad hoc möglich, zu entscheiden, ob das Buch überhaupt lesenswert ist oder nicht. Aus irgendeinem Grunde würde das Erdwesen dieses Buch schon irgendwann in grauer Vorzeit nach Hause mitgenommen haben.

Zunächst einmal ist zu sagen, dass das Buch ein Jugendbuch ist. Das ist ziemlich erschreckend, auch wenn die Autorin eine Amerikanerin von der Ostküste ist und das Buch dort auch spielt. Ein total grausamer Anfang! Beinahe hätte das Erdwesen also gar nicht erst weiter gelesen. Interessant ist es aber auch, was man beim Lesen über Jugendliche in den USA erfährt, die in der ersten Dekade des neuen Jahrtausends über die Gräber schlichen.

Grob gesagt geht es um eine Punkerin, wie sie in Deutschland eher so Ende der 80er „in“ war (also um eine mit Ratte auf der Schulter). Tatsächlich ist sie allerdings eine Elfe und zufälligerweise mit dem werdenden Herrscher des Unseligen Hofes befreundet. Natürlich ist sie total intelligent und hat zum Glück mindestens einen Menschenfreund, auf den sie sich total verlassen kann, auch wenn keiner der Jugendlichen aus einem „durchschnittlichen“ Haushalt zu stammen scheint oder selbst „durchschnittlich“ ist.

Das Buch liest sich schnell und unproblematisch. Dabei wollte das Erdwesen es allerdings auch nie aus der Hand legen, denn es ist durchaus spannend! Zwar fiel es hin und wieder schwer, sich inhaltlich zurecht zu finden, aber schon nach den ersten 30-40 Seiten war dem Erdwesen klar, dass es sich hier wohl um einen Band 2 handelt, der einige Dinge bereits voraussetzt, die im Text einfach nur so, also quasi nebenbei, noch einmal Erwähnung finden. Das ist auch gut so, denn zuerst hat das Erdwesen sich gefragt, ob die Schriftstellerin etwas auf den Kopf gefallen ist, solch offenkundigen wichtigen Details einfach im Nebensatz abzuhandeln.

Das Cover des Buches bietet keinen einzigen Hinweis darauf, dass dies hier ein zweiter Band ist. Nur beim Lesen kann man es erschließen und wenn man auf die bereits veröffentlichten Titel der Autorin schaut. Der Band 1 heißt „Elfentochter“ und erläutert, wie die Punkerin überhaupt herausgefunden hat, dass sie eben kein Menschenkind ist. Dieser Band 2 heißt im Original „Ironside“ und das trifft es sehr viel besser als das vielversprechende „Elfenkönigin“, denn die Elfen dieser Welt zeichnen sich dadurch aus, dass sie echte Probleme mit Eisen in ihrer Umwelt haben. Dies führt dazu, dass nur wenige von Ihnen überhaupt in Städten leben.

Letzten Endes wird in Band 2 aber alles gut. Die Punkerin nimmt ihren Platz als Gemahlin ihres Königs ein und gemeinsam wird ein trauriges, aber auch hoffnungsfrohes Silvester vor der Skyline von New York gefeiert, während die Champagnerflasche kreist.

Das Buch war immerhin eine ansprechende Alternativwelt zum Inselreich, welches irgendwann vor langer Zeit spielt. In „Elfenkönigin“ werden die reale Welt und die Welt der Elfen auf schlüssige Art und Weise neu miteinander verflochten. Das Schöne ist, dass die Welt der Elfen nicht so theatralisch hübsch gesehen wird. Es ist zwar nett, immer von edlen Geschöpfen zu lesen, aber dann wären die Elfen wohl schon vor langer Zeit ihrem Untergang geweiht gewesen. So ist es aber gar nicht!

Also können wir uns alle noch auf viele, viele, viele weitere Fantasy-Abenteuer freuen.

Über Erdwesen

Erdwesen ist ein Erdwesen! Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Erdwesen schreibt aber auch noch in einer Reihe von anderen Foren und es gibt auch Foren, in denen sie sich so unbeliebt gemacht hat, dass sie dort heute besser nicht mehr schreibt.
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