Chant, Joy: Könige der Nebelinsel (1983, 313 Seiten)

Chant, Joy: Könige der Nebelinsel, mit Illustrationen von George Sharp auf insgesamt 313 Seiten, Ausgabe 1994 (Original von 1983 „The High Kings“).

Es ist schon erstaunlich, was das Erdwesen so alles aus den hannöverschen Bücherschränken mit nach Hause gebracht hat. Nachdem sich nun herausgestellt hat, dass inzwischen zentnerweise Bücher zum Lesen auf Halde liegen, war es nun wieder hohe Zeit, einen erneuten Angriff zu starten. Was liegt da näher als sich mit den „High Kings“ zu beschäftigen?

Die hübsche, aber etwas ramponierte Ausgabe im Mehrfarbendruck von Bastei-Lübbe war viel zu schade, um sie unbeachtet im Bücherschrank stehen zu lassen und schließlich haben die Kelten das Erdwesen schon immer beeindruckt mit ihren wunderschön gearbeiteten Spiralornamenten.

Joy Chant hat ein erstaunliches Werk geschaffen, denn sie verbindet Wissen mit Myhos mit Sagen mit einer Erzählung und mit den Vorträgen der hoch geachteten Barden, die auch noch Geschichten über sich selbst erzählen können. Joy Chant ist eine Britin, die 1945 in London geboren wurde, aber auch in Wales und in Essex gewohnt hat oder noch wohnt. Das Buch wird von einer wiederkehrenden Trias durchzogen, die sich ungefähr wie folgt darstellt:

    So war der Habitus der Kelten laut aktuellem Forschungsstand (wobei der tatsächliche Faktenstand unbestimmt ist).
    Die eigentliche Erzählung, die König Artus in seinem Leben begleitet (und ausgesprochen kurz ausfällt).
    Die Darstellung der Geschichte aus Sicht der Erzählung eines Barden für König Artus und sein Gefolge (und einer Sammlung von Kurzgeschichten in historischer Abfolge und mit gemeinsamen Bezug gleichkommt).

Je nachdem, welchen Beweggrund der Leser für sich gefunden hat, dieses Buch in die Hand zu nehmen, kann er sich denjenigen Level des Buches erwählen, dem er nachgehen möchte. Dafür wäre es definitiv hilfreich gewesen, hätte das Erdwesen nicht schlicht begonnen, so einfach „drauf los“ zu lesen, denn so vergehen doch einige Seiten bis man sich an den komplexen Stil gewöhnt hat – jedenfalls dann, wenn gerade 14 Bände Commissario Bunetti hinter einem liegen. – Steht dieser komplexe Stil nun im Gegensatz zu den „Legenden und Sagen“ oder betont er womöglich nur das, was die keltische Kultur an Komplexität in Ihrer ernsthafen Welt der Legenden und Sagen aufzuweisen hatte? In wieweit ist es Wissenschaft? Kann die Autorin doch alle Geschehnisse mit echten Landkarten belegen.

Während die eigentliche Erzählung in brauner Schrift abgebildet ist, so beschränkt sich der aktuelle Wissensstand auf eine sachliche Sprache in etwas fetterer schwarzer Schrift mit braunem Seitenbalken. Die Erzählungen, denen König Artus jedoch lauscht, sind in einfacher schwarzer Schrift vorzufinden. Dazwischen finden sich gemalte Bilder von George Sharp und auch dieser bemüht sich sichtlich darum, so nah wie möglich am Text der Erzählungen zu bleiben. Zusätzlich ist das Buch mit klaren, verwobenen keltischen Mustern verziert. So erstaunt es dann auch nicht, wenn einem kleinen Kind der abgehackte Kopf seines eigenen Vaters hingehalten wird.

Das Erdwesen hatte zunächst echte Probleme, sich in diese Vielschichtigkeit einzufinden, denn sie hatte mit einem schlichten Fantasy-Roman aus dem Verlag Bastei-Lübbe gerechnet. Bis jetzt kann das Erdwesen nicht sagen, ob das nun ein richtig tolles Buch ist oder nicht. Wahrscheinlich ist „toll“ auch einfach das falsche Wort!

Das Buch ist einzigartig, weil es beim Lesen die keltische Welt durch die Vielschichtigkeit sehr anschaulich erschließt. Das bedeutet nicht, dass es einfach zu lesen ist, denn die Erzählungen der Barden sind Geschichten in den Geschichten, die zur eigentlichen Erzählung aus Sicht des Erzählers passen und die die Autorin so zu erzählen sucht, dass auch wir in unserer heutigen Zeit sie verstehen können und gleichzeitig gibt sie uns zu verstehen, dass wir nicht gewohnt sind, in unserer heutigen schriftgeplagten Zeit, so langen und komplexen Geschichten überhaupt noch folgen zu können. – Ganz im Gegensatz zu den Kelten bis hin zu den Zeiten von König Artus und dem Ende dieses Volkes.

Ein Buch, fast zu schade, um es wieder in den Bücherschrank zurück zu stellen, denn der Inhalt ist offenbar so genau recherchiert, dass es schon fast ein erzähltes Nachschlagewerk ist, könnten wir heutige Menschen uns den Inhalt nur so gut merken, wie die Kelten dieser weit entfernten Zeit sich ihren Geschichten annehmen konnten.

Über Erdwesen

Erdwesen ist ein Erdwesen! Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Erdwesen schreibt aber auch noch in einer Reihe von anderen Foren und es gibt auch Foren, in denen sie sich so unbeliebt gemacht hat, dass sie dort heute besser nicht mehr schreibt.
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