Die Hubschrauber kreisten. Ein seltsames zweistrahliges Flugobjekt lenkte das Erdwesen so sehr ab, dass es fast im Wasser gelandet wäre. Trotzdem ist das Erdwesen heute Morgen nicht davor zurückgeschreckt, direkt im Angesicht schwerst bewaffneter Gesetzeshüter über den Bürgersteig zu fahren, so wie sie es wirklich jeden Morgen tut. Obama ist deutlich besser beschützt als unsere Kanzler und so ist auch dem Erdwesen bei der Fahrt auf dem Bürgersteig nichts passiert. Mit soviel Bewaffnung ist es unmöglich, eine ortskundige Fahrradfahrerin zu stoppen, die auf dem Weg zur Stempeluhr ist.
Schon gestern war es wunderbar ruhig hier in Hannover. So eine Flugsicherheitszone über der Stadt bringt ganz enorm etwas! Sonst fragt man sich oft, was für ein ständiges Grummeln da eigentlich vor sich geht, aber von dem war gestern nichts zu hören. Polizeisirenen, zerstückelte Leichen im Kanal, Ehrenmorde in Vahrenwald, kläffende Hunde, spielende Kinder und schreiende Eltern? Fehlanzeige. Einfach Ruhe! Nix los! Sogar im Fitness-Studio konnten wir die minimale Teilnehmer/innenzahl nur knapp überbieten, weil die anderen es wohl einfach nicht gewagt hatten sich aus Richtung Herrenhausen oder Langenhagen tapfer bis in diesen Stadtteil vor zu kämpfen. Schließlich soll auch Vinnhorst abgeriegelt gewesen sein. Oder war´s nur die Straße nach Vinnhorst?
Nur gegen Sonntag Mittag hatten sich sich die Polizeihubschrauber erhoben, um die Strecke zu sichern. Sonst war nix los. Ja, nicht mal der Fernsehempfang war gestört, so wie es sonst bei Castortransporten üblich ist. – Also, es könnte aus meiner Sicht jeden Tag so sein! Wenn wir immer so gut bewacht werden wie diese zwei Tage, dann sind wir dem Paradies schon ein ganzes Stück näher und selbst muslimische Jungfrauen brauchen sich nicht mehr vor dem Himmel zu fürchten und Bundespolizisten ungefragt Schälmesser in die Kehle rammen.
Für den heutigen Montag ist dann folgendes zu vermelden:
Ist der Messeschnellweg frei, ist es möglich, binnen weniger Minuten das Messegelände zu erreichen. Bei vollem Verkehrsaufkommen könnte ich mit der Gixxe testen, die präsidiale Bestzeit zu verbessern. Das mache ich dann aber erst am Saisonende.
Das Erdwesen ist sich übrigens 100% sicher, dass die ICE-Strecke nur deshalb gesperrt wurde und die S-Bahn nur deshalb ausgefallen ist, damit sich aus dem Zentrum des hiesigen Islamismus niemand unerkannt nähern konnte. Schließlich zeigte Flightradar24.com, dass die ganze Zeit ein Polizeihubschrauber Schleifen über Hildesheim gedreht hat.
Um die A2 haben sich, ganz verlässlich wie eigentlich jeden Tag, ein paar Mehr-als-Zwei-Rad-Fahrer gekümmert. Die Sperrung musste also gar nicht groß organisiert werden. Zwar gilt seit einigen Tagen eine Begrenzung auf 60 bzw. 80 km/h, aber die Schilder konnten nicht mehr rechtzeitig nach der ministeriellen Anordnung geliefert werden und außerdem würden sich sowieso alle freuen, wenn man eine tatsächliche Geschwindigkeit von satten 30 km/h überhaupt jemals nur erreichen könnte. Jedenfalls trat wie erwartet die unfallbedingte Sperrung irgendwann am frühen Morgen ein, wenn es das Erdwesen richtig verstanden hat.
Dann ergibt sich die Frage, ob der Präsident und sein Tross überhaupt diesen Weg durch Hannover hätten nehmen dürfen. Haben seine Fahrzeuge nicht versehentlich ohne Plakette die Umweltzone passiert? – Jedenfalls war an The Beast nirgendwo eine Plakette zu sehen. Vielleicht wäre es möglich, mit den gesicherten Beweisfotos der Hannoveraner dem Wolfsburger VW-Konzern unter die Arme zu greifen, was die US-Gerichtsverfahren angeht?! Eine Idee ist es allemal.
Um die anderen Staatschefs, die heute auch alle da waren, wurde weniger Aufhebens gemacht. Erdwesen hat jedenfalls nicht gehört, dass deswegen jemand mit einem beherzten Run zur Straße seinen Arbeitsplatz verlassen hätte. Und Frau Merkel? Die ist gleich mit dem Hubschrauber in der Umweltzone gelandet und von dort auch wieder abgeflogen. – Ich wusste gar nicht, dass das auch erlaubt ist!
Ein Bekannter des Erdwesens hat sich jetzt nämlich, nach langen Jahren der intensiven Problemanalyse ein neues, gebrauchtes Auto gekauft, damit er endlich von gelber auf die momentan notwendige grüne Plakette umsteigen kann. An einen Helikopter hat er wohl gar nicht gedacht und ein Motorrad kam für ihn auch nicht in Frage.
Der arme Obama. Niemand hat gejubelt, kaum jemand stand überhaupt am Straßenrand. Aber es waren ja trotzdem genug Leute wegen ihm da (zumindest so ca. 35000 laut Polizei und 90000 laut Campact wollen immer noch kein TTIP), aber die hat er wohl gar nicht zu Gesicht bekommen. – Ist es nun den vielen Aufrufen der Polizei zu schulden, dass man sich gar nicht erst bemühen sollte, einen Blick auf den Präsidenten zu erhaschen, denn das sei eh unmöglich? Sind tatsächlich so viele Hannoveraner in den Süden gereist, um dem ganzen Stress zu entfliehen?
Ach, ich glaube, wir in Hannover, wir sind so. Wir haben es zur Kenntnis genommen und wussten anhand der guten Luftbewachung ja ohnehin immer genau, wo er sich gerade aufhält. Kein Wunder das die US Airforce dazu eigene Hubschrauber verwendet hat. Die haben sicher von denen gehört, die der niedersächsischen Polizei im Laufe der Jahre durch sehr spontane Abwärtsbewegungen abhanden gekommen sind.
Wenn es nicht zu viel Mühe macht, dann schauen wir uns gerne unsere Motorradstaffel in Formationsaufstellung an oder fahren auch gerne mit ihr vorneweg nach Hause (vorausgesetzt sie liegen nicht allzu hart überm vorgegebenen Tempolimit oder ich sitze zumindest auf einem ernst zu nehmenden Fluchtfahrzeug), aber wenn es eben nicht passt und auch noch so dermaßen ungemütlich kalt ist wie gestern und heute, dann ist der Live-Ticker der HAZ auch völlig ausreichend. Und die Bekannten aus Herrenhausen, die wegen der Kolonne samt fliegender Unterstützung ohnehin keinen wirklich erholsamen Schlaf finden konnten – die berichten dann auch noch von ihren ganz persönlichen Eindrücken vom Präsidentenbesuch und sei es nur, dass die Kinder in Angst und Schrecken verfielen, als ihre Eltern begannen, entgegen der Worte der Lehrerin aus dem Fenster zu filmen „Bloss nicht auch noch winken, Mama. Das ist verboten!!“.
Und der Rest von Niedersachsen? – Da hatte ich jetzt ehrlich nicht daran gedacht, als ich telefonisch hoch in den Norden vermeldete „Es ist wieder alles beim Alten. Der Präsident fliegt heim. Die Airforce One hat uns vor wenigen Minuten verlassen.“ Versehentlich wurde dann nämlich der Präsident mit unserem Direktor verwechselt und man wunderte sich schon, warum der plötzlich Dienstreisen mit einer ausländischen Fluggesellschaft machen darf. – Na, das war vielleicht ein Theater, bis ich das wieder alles richtig gestellt hatte. – Am Wattenmeer liegen die Interessen eben anders, denn dort schneit’s!!
In diesem Sinne:
Good-bye Mr. President und erfreuen Sie sich noch lange am Pelikan-Füllhalter der Stadtverwaltung! Ich hoffe, man hat Ihnen eine Packung Kekse eingepackt und ein oder zwei Herry mitgegeben. Ist ja schließlich ein ziemlich langer Heimflug. Da kann etwas Wegzehrung nicht schaden. Sonst legen Sie sich einfach eine Grammophonscheibe auf und genießen Sie den Flug. Seit Jato ist das ja hier sowieso alles ziemlich unproblematisch. Wie gut, dass es Hannover gibt, denn so kann nicht nur Hannover, sondern gleich die ganze alte Welt Sie völlig ruckelfrei im TV bewundern, auch wenn heute bei Telefunken die Statistiker residieren…