Groth, K.: Centro – In der Tiefe, 2014 (289 Seiten)

Groth, Katharina: Centro – In der Tiefe, 2014 (289 Seiten).

Puuh, was für eine düsteres Buch. Gefunden hat es das Erdwesen natürlich wieder mal in einem Bücherschrank. Wie gut also, dass Amazon-Autorinnen nicht nur für Kindl verkaufen, sondern es gelegentlich auch gedruckte Exemplare gibt.

Aufgefallen ist das Buch dem Erdwesen, weil es eine Art Plastik-Einband hat und sich ziemlich merkwürdig anfühlt. Das Titelbild verheißt bereits gar nichts Gutes und die Story an sich startet auch schon recht bizarr, denn vor der immer stärker brennenden Sonne sind die Menschen in Höhlen geflüchtet und machen augenscheinlich die Nacht zum Tag, wobei auch hier längst nicht alle die Nacht draußen verbringen können. Schließlich ist es äußerst heiß und um Mitternacht ist es immer noch um die 38°C warm.

Die Story an sich ist genial, aber man merkt doch recht schnell, dass man es mit noch keiner Profi-Schreiberin, zu tun hat. Sachverhalte sind in einigen Fällen eher spärlich geschildert oder es wird beispielsweise dem Leser einfach etwas „nicht ganz richtiges“ vorgesetzt, denn auch in einer solchen bizarren Welt, wird es ganz sicher nicht so sein, dass es unbedingt um Mitternacht am kühlsten ist. Am kühlsten ist es halt immer kurz bevor die Sonne erneut aufgeht. Aber mit etwas Wohlwollen mag man darüber weglesen können.

Nach einem fulminanten Start, während dessen man das Buch gar nicht mehr aus den Händen legen mag (!), kommt ein furchtbar gezogener, langwieriger Mittelteil. Entweder die Autorin ist dem Kickboxen verfallen oder – wollte die Seiten füllen? – wollte die alten Gladiatorenkämpfe in die Neuzeit überführen? Das Erdwesen hat keine Erklärung dafür, warum man ein sehr gutes Buch, welches auf einer wirklich sehr guten Idee basiert, mit so einer lang gezogenen, aber gleichzeitig sprachlich vollständig verunglückten Teenie-Story quälen muss. Allerdings habe ich mich beim Lesen ohnehin des öfteren gefragt, wen sich die Autorin als Leser vorgestellt hat, um welche Zielgruppe es ihr also ging.

Hauptkritikpunkt am viel zu lang gezogenen Mittelteil ist, dass die Zeit, in der sich dieser Mittelteil augenscheinlich abspielt, aus Sicht des Lesers viel, viel länger ist, als die Zeitspanne, in der sich die Geschichte laut Autorin abspielt. So habe zumindest ich heraus gelesen, dass die beschriebenen Arenakämpfe zwar jährlich stattfinden, aber die Kämpfenden wohl nur einen Monat damit zubringen, wirklich zu trainieren und zu kämpfen. Was machen sie denn dann die restliche Zeit, denn das Training beginnt ja nur eine Woche früher?! Und es wäre auch wohl ziemlich verschroben anzunehmen, dass solche Kämpfe mehrmals pro Woche stattfinden und abgesehen davon keine Zeit für die Kämpfenden zur Vorbereitung bleibt. Möglicherweise würde dies zu einem Planeten voller Mutanten passen, aber ich denke, das war ja nicht das Ziel dieser langwierigen Geschichte, eben jenes zu zeigen und dafür wäre das Buch dann auch eindeutig zu schwach.

Einerseits ist nicht klar, warum so viele Seiten auf diese „Gladiatorenkämpfe“ regelrecht verschwendet werden, andererseits ist nicht klar, warum dann auch noch mit wirklich zu wenig Vokabeln die Gefühlswelt der Hauptpersonen beschrieben wird. Es hätte prima gepasst, wenn einfach alles etwas kürzer gefasst worden wäre. Weniger Seiten für den mageren Inhalt, dafür die vorhandenen Highlights ein wenig prägnanter herausgearbeitet, so dass der Leser nicht ständig mit fast identischen Vorgängen konfrontiert wird, bei denen er nichts neues erfahren kann. Oder habe ich irgendwas überlesen??

Diese mangelnde Fähigkeit, komplexe Charaktere zu formen, kann an mangelnder Schreibpraxis liegen oder aber es ist tatsächlich gewollt, denn es passt vom Grunde her perfekt zum Ende dieses ersten Teiles. Ich fürchte nur, das dahinter stehende wissenschaftliche Thema ist komplexer als es hier in der Geschichte zum Ausdruck gebracht wird. Auch hätte es dem Buch gut zu Gesicht gestanden, wenn die geneigte Leserin das, was in der Zusammenfassung auf dem Cover gesagt wird, vielleicht besser in einem Vorwort hätte vorfinden können, so dass es möglich ist, die eigenen Schlüsse daraus zu ziehen. Ein Klappentext gehört nicht zum Buch und ist womöglich bei der Kindl-Ausgabe gar nicht finden. Erdwesen ist sich aber recht sicher, dass er hier sehr von Vorteil war, denn warum diese Welt so ist, wie sie ist, wird sonst viel zu spät im hinteren Teil des Buch irgendwann sehr, sehr fadenscheinig und unvollständig erläutert.

Hat man den Mittelteil erst einmal überwunden, so kommt plötzlich aber auch schon das Ende des ersten Teils dieser Trilogie. Und dieses Ende ist genauso bizarr wie schon der Anfang des Buches! – Ja, er zwingt einen nahezu dazu, auch gleich den folgenden Teil lesen zu wollen. Nur, wird das Erdwesen den wohl kaum auch noch im Bücherschrank finden.

Alles in allem macht dieses Buch auf das Erdwesen den gleichen Eindruck wie die Kinofilm-Reihe der „Tribute von Panem“. Super Ideen, klasse Story, nur leider nicht ausreichend ausgefeilt umgesetzt.

Allerdings sind die Anforderungen des Erdwesens an so einen fiktionalen Stoff, der in einer anderen Welt spielt, als wir sie kennen, auch derzeit mega-hoch gesetzt, denn das Erdwesen hat inzwischen mehrere 1000 Seiten Bernhard Hennen hinter sich und selbst der schafft es mit seiner Wortgewandtheit nicht immer, auch noch auf der 483. Seite einer Schlachtenschilderung wirklich seine Leser zu fesseln, wohl aber kennt man nach dem Lesen jede seiner möglichen schriftstellerischen Finessen, die ihrerseits allerdings selbst irgendwann zum Lesehinderniss geraten und die Geschichten über Gebühr verzögern, statt noch etwas inhaltlich zu unterstreichen oder aufzuwerten.

Von daher kann ich dieses Buch durchaus noch empfehlen. Die zu einfach gehaltene Umsetzung, die mangelhafte Recherche der dahinter stehenden wissenschaftlichen Themen werden durch die Idee zumindest in Teilen wieder wett gemacht.

Die Autorin, die das Erdwesen allerdings für deutlich jünger gehalten hätte (sie ist geb. 1987), wird sicher im Laufe der Zeit noch einen Zahn zulegen und könnte durch aufmerksame Profi-Lektoren sehr gewinnen. Schließlich hatte einst auch Isaac Asimov seine schriftstellerische Karriere mal mit einem eklatanten wissenschaftlichen Fehler in Bezug auf die Zusammensetzung einer Planetenatmosphäre gestartet. Richtig gut sind solche Anderwelt-Geschichte nur dann, wenn der Autor oder die Autorin beides beherrscht: Idee und Schreiben. Beides zugleich ist leider nur äußerst selten anzutreffen, aber ich denke, in diesem Falle ist noch Besserung zu erwarten. Voraussetzung ist, dass die Geschichten, sobald sie zu Ende geschrieben sind, noch einmal sprachlich so geschärft werden, dass aus 289 Seiten womöglich nur 170, dann sehr spannende, übrig bleiben.

Über Erdwesen

Erdwesen ist ein Erdwesen! Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Erdwesen schreibt aber auch noch in einer Reihe von anderen Foren und es gibt auch Foren, in denen sie sich so unbeliebt gemacht hat, dass sie dort heute besser nicht mehr schreibt.
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