Wie wird dieses Zeitalter in die Geschichte eingehen?

Was veranlasst das Erdwesen dazu, über diese Frage nachzudenken? Vielleicht war es ein Besuch der alten Bundeshauptstadt, die Konfrontation mit dem Damals und dem Heute. Zurück liegt der Glanz der alten Zeiten; längst vergangen die Tage, an denen Diplomaten durch die Straßen flanierten. Tatsächlich sind heute nicht weniger nicht-deutsche Bürger in Bad Godesberg anzutreffen als damals, lediglich ihr sozialer Status könnte unterschiedlicher kaum sein.

So ist ein offenbar fester Anteil des Städtchens weiterhin in arabischer Hand. Ein Gang durch ein Buchgeschäft offenbarte auch weiterhin das offenkundige Interesse an Politik und Weltgeschehen. Aber auf der anderen Seite gibt es die zahlreichen 99-Cent Shops und Händi-Läden. Abseits der Kuranlagen sind sämtliche Restaurantbetriebe längst in muslimischer Hand und auf der Straße war das Erdwesen zu vormittäglicher Stunde sehr froh darüber, ihr GPS zur Hand zu haben, um auch ganz ohne Konversation ihr Ziel ausfindig machen zu können. Es ist nicht so, dass das Erdwesen plötzlich wortkarg oder gar weniger mitteilsam geworden wäre, nur ist es schwierig, um diese Uhrzeit in einer Innenstadt irgendwen zu finden, der entweder Englisch oder Deutsch so gut versteht und spricht, dass er eine einfache Frage nach dem Weg überhaupt beantworten könnte.

Am Bahnsteig ist es überhaupt nicht mehr möglich gewesen, Auskunft zu erhalten. Es wird zwar überall gequasselt, aber es ist bedenklich, wenn man in seinem eigenen Land, in seiner eigenen alten Bundeshauptstadt steht und es nicht mehr schafft, herauszufinden, ob dies nun tatsächlich der gewünschte Zug in die gewünschte Richtung ist. Also agiert man einfach so, wie man es auch in Sibirien, Korea oder Japan machen würde. Man orientiert sich am Verhalten der anderen und rennt nach dem Motto los, dass 100 Schafe einfach nicht irren können. Es ist die Frage, wer in solchen Situationen eigentlich wen integriert.

Ein Erlebnis in Köln im IC gab mir dann erneut zu denken. Der offenkundig friedliche Schaffner, war endgültig mit seinem Deutsch am Ende und den Nerven total fertig. In der täglichen Routine verzichtete er von vorn herein darauf, noch zu rufen „Die Fahrkarten bitte!“, sondern statt dessen rief er laut und vernehmlich „Spricht hier jemand deutsch?“, während er sein Knippsgerät hochhielt und von allen Seiten ein wie auch immer geartetes „no“, „nein“, Kopfschütteln oder Nicken erntete.

Da er es offenbar beständig nicht schaffte, diese ganzen Menschen dazu zu bewegen, ihm gültige Fahrausweise vorzuzeigen und nur die offenkundig „Deutschen“ ihm ihre Tickets überhaupt zeigen mochten, beschränkte er sich nur noch darauf, genau diese vorgezeigten Fahrscheine abzuknippsen und kommentierte: „Ich bin so froh, dass ich hier in einem Monat weg bin! Was ist nur aus Deutschland geworden?“

Mit so etwas werden unsere heldenhaften Politiker/innen selbstredend nie konfrontiert, denn ab einer gewissen Hierarchiestufe sind Chauffeur und Dienstwagen selbstverständlich.

Erdwesen muss gestehen: Es ist ihr in der letzten Zeit oft so ergangen. – Wo man früher gelegentlich mit wildfremden Menschen aufgrund eines zufälligen Zusammentreffens ein paar freundliche Worte auf offener Straße gewechselt hat – es funktioniert einfach nicht mehr.

Einmal trifft man auf eine Russin, das nächste Mal ruft eine Spanierin, die ganz offenkundig schon Jahrzehnte hier zu Hause ist, dass sie „nix Deutsch“ spreche, aber ihr Mann das versteht.

Ehrlich?

Das Erdwesen ist froh, über die ganzen Türken, die in Hannover wohnen. Die können in der Regel Deutsch! Aber in Bad Godesberg, Bonn, Frankfurt, Köln? – Fehlanzeige.

Zu bestimmten Zeiten ist die „deutsche Stammbevölkerung“ schlicht auf der Straße nicht präsent. Dabei ist die Situation in den größeren Innenstädten besonders gravierend.

Findet man sich nicht gleich zurecht oder hat Händi & Armbanduhr vergessen, so besteht einfach wenig Aussicht auf Erfolg, noch jemanden für eine halbwegs problemlose Kommunikation zu finden. Wer weiß, vielleicht wurde das wandelnde Erdwesen auch deshalb so oft auf Uhrzeit, Weg und was weiß ich noch alles angesprochen.

Das Erdwesen hat nicht das geringste Interesse daran, in so einem Land zu leben! Ich meine, was soll das? Soll ich albanisch lernen, nur um mich hier verständigen zu können?? Das ist völlig absurd und das muss doch auch der Verblödetste einsehen.

Irgendwann werden wir dahin kommen, dass sich im Innenstadtbereich alle „Deutschen“ per freundlichem Lächeln begrüßen. Vielleicht ist es auch angebracht, sich selbst mit einem Button zu versehen, wenn man zufällig rein äußerlich für einen nicht-„deutschen“ Stammbewohner gehalten werden könnte. Schließlich gibt es auch Deutsche mit schwarzer Hautfarbe, die sich aber sonst in nichts von den anderen „Deutschen“ unterscheiden. Ein Button der besagt „Ich bin deutsch!“. Was einfach nur heißen soll: Ich kann mich auf Deutsch unterhalten, meine Ethik und meine Moralvorstellungen sind konform zu dem, was man übelicherweise von einem deutschen Menschen erwartet und ich achte auch die ganz normalen Höflichkeitsformen gegenüber anderen.

Was all der Hintergrund für all meine Gedanken sind?

Schlappte doch gerade ein älteres südosteuropäisch aussehendendes und übergewichtiges Ehepaar durch den IC und die Dame befingerte, obwohl alle übrigen Sitze frei sind (!), einfach meine Jacke, die auf dem Einzelsitz gegenüber liegt?! Es war bei ihr einfach die pure Gewohnheit. Da liegt was, aber ich komme gar nicht auf den Gedanken, dass NICHT anzufassen, weil es ja jemand anderem gehört?!

Was wird man einmal über diese Zeit sagen? Oder gerät sie einfach in Vergessenheit? Kein Wunder, dass so viele Menschen einfach nur noch auf ihr Smartphone schauen. Wenn man nämlich hinsieht, dann kann einem übel werden.

Über Erdwesen

Erdwesen ist ein Erdwesen! Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Erdwesen schreibt aber auch noch in einer Reihe von anderen Foren und es gibt auch Foren, in denen sie sich so unbeliebt gemacht hat, dass sie dort heute besser nicht mehr schreibt.
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