Watson, Lyall: Das geheime Leben der Dinge – Warum Computer und Autos ein Eigenleben führen, 376 Seite, 2015.
Das ging ganz schön daneben! Das Erdwesen war in einen esoterisch angehauchten Buchladen getapert, um dort ein Buch zu finden, in dem sämtliche Yoga-Asanas mit ihrer korrekten deutschen Bezeichnung abgebildet waren. Leider ist so ein Buch bislang nicht in den Bücherschränken aufgetaucht. Statt dessen fand sie einen interessanten Titel, indem es um das geheime Leben der Dinge gehen sollte. Insbesondere um Computer und Autos. Bei Autos kann das Erdwesen das jetzt nicht so nachhaltig bestätigen, aber auf Motorräder und Fahrräder trifft es definitiv zu. Dass Computer ein Eigenleben führen, das weiß heute jeder und Erdwesen erinnert sich nur zu gut an die „magic fingers“ eines früheren Kollegen und nimmt heute aus reiner Vorsicht möglichst zeitgleich mit dem Systemadmin Urlaub, weil die Server dann sowieso ab dem nächsten Tag anfangen zu spinnen.
Was das Erdwesen dann aber zu lesen bekam, das entbehrt wirklich allem, was es sich vorgestellt hatte! Es ging um das Lesen von steinzeitlichen Artefakten, von verfluchten Portraits und weinende oder blutende Modonnen. Noch einmal vergewisserte sich Erdwesen hinsichtlich des Titels. Da stand Computer und Autos! Und immerhin wurde ein paar Seiten auch noch Knight Rider erwähnt… Wieiviel hatte dies Buch eigentlich gekostet?!
Anekdote folgte auf Anekdote. Eine Frau z.B. schaffte es nicht, ihren Benzinrasenmäher anzustellen, wann immer sie versuchte, Rasen zu mähen. Also holte sie ihren mechanischen Rasentrimmer hervor, stellte ihn neben den neumodischen Mähapparat und drohte ihm, zum mechanischen zurück zu kehren, wenn er nicht auf der Stelle anspränge. Noch ein Versuch und der neue Rasenmäher startete.
Das kann Erdwesen bestätigen. Jedenfalls dann, wenn es sich um eine Gartenpumpe handelt, die nur alle zwei Jahre überhaupt einmal zum Einsatz kommt. Nachdem das Erdwesen 30 Minuten versucht hatte, die Pumpe wieder in Betrieb zu nehmen, zog sie sich zuerst zweimal um, und überlegte fieberhaft was einfacher sei: entweder zig Hundert Liter Wasser per Fahrrad heran zu buchsieren oder aber eine neue, stärkere Pumpe aus dem Baumarkt zu holen und zu riskieren, dass sie die dann wegen irgendwelchen fehlenden Teilen auch nicht würde in Betrieb nehmen können. Sie fasste den Entschluss, sich dies noch einmal beim ad hoc Rasenmähen durch den Kopf gehen zu lassen. Startete nach dem Mähvorgang noch einmal die zu schwache Pumpe, die daraufhin tatsächlich begann, Wasser zu fördern. Immer fünf Liter in einem Durchgang bis zum nächsten erforderlichen Neustart. Super, Du bist ein geniales Teil!!
Nunja. Aber über dieses Thema gleich 376 Seiten zu schreiben??
Zum Ende immerhin kam der Autor auf das Thema „Computer“ zu sprechen. Er begann bei ENIAC und ELIZA. Gelangte über den Apple II und Commodore zum Macintosh! Wow. Er begann, sich mit Sprachbefehlen und der Ausgabe von Sprache über Telefonnetz zu beschäftigen, die sicherlich in den nächsten Jahren noch weit besser… – Was?!
Das Erdwesen sah noch einmal nach, was für ein Buch sie da erworben hatte. Es ist eine absolute Frechheit, ein Buch, welches im Original 1992 (!) veröffentlicht worden war unter einem völlig irreführenden Titel 2015 in der ersten (deutschen) Ausgabe anzubieten!
The Nature of Things: The Secret Life of Inanimate Objects, 1992 in den USA.
Auf Seite 200+ hatte das Erdwesen festgestellt, dass sie ein historisches Werk gelesen hatte, wie sie es auch durchaus im Bücherschrank hätte finden können. Na super! Für 1992 waren die Ausführungen des Autors zum Thema Computer wirklich äußerst up-to-date. Das musste sie schon zugeben, denn der Autor konnte vom IPhone damals wirklich noch nichts wissen, denn es waren ja erst gerade die ersten tragbaren Telefone auf dem Markt – wenn überhaupt „tragbar“.
So ist es nicht leicht, zu diesem Buch ein treffendes Urteil abzugeben, denn das Buch ist interessant und verständlich geschrieben. 1992 war definitiv eine andere Zeit als heute und so eine unglaubliche Menge an verrückten Geschichten sind dem Erdwesen zuvor auch noch nie über den Weg gelaufen. Wären es nicht so viele Geschichten, dann wäre es sicherlich interessant, die ein oder andere noch einmal gründlich zu recherchieren, denn das Wissen über vermeintliche Tatsachen verändert sich im Laufe der Jahre.
Letzten Endes bleiben nur die folgenden Erkenntnisse:
Als Menschen haben wir die Tendenz, auch unbelebte Dinge zu beleben, indem wir ihnen Eigenschaften zuschreiben, die sonst nur Menschen oder Tiere besitzen. Dadurch entwickelt sich jedoch auch ein anderer Umgang mit dem unbelebten Ding und dieser führt dazu, dass jeder Mensch, je nachdem, wie er das Ding „belebt“ mehr oder minder gut damit umzugehen vermag. Dazu kommt, dass Eigenschaften, die wir meinen zu erkennen, natürlich deutlicher wahrnehmen als Eigenschaften, die uns womöglich gar nicht auffallen oder die für uns unwichtig sind.
Interessant ist noch der beschriebene Aspekt mit der statischen Elektrizität, über die jeder Mensch in einem unterschiedlichen Ausmaß verfügt. Je nach „Elektrizitätskapazität“ kann dies Auswirkungen auf die Stromkreisläufe eines elektrischen Gerätes haben und dieses kann entsprechend „reagieren“. Menschen sind zudem unterschiedlich empfänglich für elektrische Felder und elektrische Ströme. Je nach Empfänglichkeit kann die Benutzung des Geräts somit auch wieder eine Rückkopplung auf den Menschen haben, der dadurch z.B. nervös oder aber schläfrig wird.
Am verwundertsten und auch am unpassensten für dieses Buch fand das Erdwesen jedoch denjenigen Teil, der besonders in der ersten Hälfte des Buches erwähnt wird ohne tatsächlich richtig benannt zu werden. Als Beispiel dient ein steinzeitliches Artefakt. Nimmt ein Mensch es in die Hand, so bleibt es ein Stein. Nimmt ein anderer es in die Hand, so ist es für ihn möglich, festzustellen, wie dieses Ding benutzt wurde oder wer es einst benutzte. Das bedeuetet, Menschen haben unterschiedlich telephatische Fähigkeiten aus Dingen, die einst in Beziehung zu anderen Menschen standen, mit deren Welt Kontakt aufzunehmen bzw. die „im Ding gespeicherten“ Eigenschaften abzurufen. Ebenso können Dinge mit Informationen „aufgeladen“ werden, damit sie von anderen Menschen „abgerufen“ werden können. Die Medien hierbei reichen vom Faustkeil bis zum Computer. Auch wichtige Ereignisse können über einen intuitiven Kommunikationsweg über beliebige Distanzen (und auch zeitversetzt) ausgetauscht werden. Grundsätzlich kann man in komplett gleichförmigen kristallinen Strukturen nichts speichern. Dies ist lediglich in davon abweichenden kristallinen Strukturen möglich, die entsprechend „befüllbar“ sind.
In eine ähnliche Richtung geht die These des Autors, und auch die benennt er nur verklausuliert, dass Gedanken tatsächlich Dinge verändern können. In diese Richtung arbeiten ja auch die fliegenden Yogis im alten Gebäude der niedersächsischen Straßenbauverwaltung. Sie meditieren für eine friedlichere Welt und wenn wir alle an die Existenz einer friedlichen Welt glauben, dann wird sie auch tatsächlich friedlicher. Leider findet die Mehrheit der Entscheider Krieg lukrativer. So ähnlich wie es einfacher ist, Stromtrassen an die Erfordernisse von großen Meilern anzupassen als an verteilte regerenerative Energiequellen. Da die Entscheider auch weiterhin Kämpfer benötigen, ist es wichtig, Kinder zu Kämpfern zu erziehen, indem man so tut als sei es nicht wünschenswert, dass Kinder am Computer z.B. Tötungsspiele spielen. Letzten Endes kaufen Eltern ihren Kindern sogar Kampfanzhüge im Tarnlook, weil das Budget oft nicht für etwas hübscheres und friedlicheres reicht. Die Tarnlook-Klamotten sind hingegen ganz günsig zu bekommen.
Ich glaube, mehr steckt nicht drin in dem ganzen Buch. 1992 wäre es sicherlich ein gutes Buch gewesen, aber als Neukauf im Jahre 2015 kann man es wirklich vergessen. Das würde man heute ganz anders aufbauen und bräuchte auch nicht so dermaßen viele Geschichten aus den 70er Jahren… Das nächste mal also wieder: Bücherschrank! Da ist es wenigstens für Umme.