Storl, Wolf-Dieter: Streifzüge am Rande Midgards – Geschichten aus meinem Leben (2006, 258 Seiten)
Auch dieses Buch fand das Erdwesen im hiesigen Bücherschrank. Ein kurzes Anlesen zeigte, dass dies ein Buch voll von seltsamen Wissens sein würde, welches man sich zwar unmöglich merken kann, aber dennoch interessante Einsichten bringen könnte. Nun war es also an der Zeit, dem Buch ein wenig Aufmerksamkeit zu schenken.
Der Autor ist ein waschechter Völkerkundler. Ein Oldenburger, aufgewachsen in Ohio, indienerfahren und zudem auch noch beseelt vom Geist der 68er. Und genauso ist auch das Buch. Munter springt der Autor von einem zum anderen Kulturkreis und zieht Vergleiche zwischen germanischem Götterkult, Indien und indianischem Glauben. Aber auch das amerkikanische kommt nicht zu kurz. Es ist eine Wonne zu lesen, wie er die Welt sieht und wahrnimmt, wie er Dinge ausprobiert und immer wieder seine gemachten Erfahrungen in Beziehung zueinander setzt, um die Welt tiefgreifend und in ihrer Gesamtheit zu verstehen. Sehr kurios ist sein Hang zum Wellenreiten, der so gar nicht zum Rest zu passen scheint, aber auch dieser Aspekt wird am Ende des Buches noch einmal aufgegriffen und im Gesamtkontext dargestellt.
Vielleicht ist es nicht unbedingt ein glückliches Buch für einen Start in die spirituelle Wahrnehmung von all den Dingen, die unter „Natur“ fallen, da zumindest das Erdwesen es doch nur in angemessenen Portionen verarbeiten konnte. Zwar kennt sie das Nibelungenlied, hat Grundkenntnisse von Indianerkulturen und wundert sich jedesmal aufs neue über den „American Way of Life“, aber alles zusammen und dazu noch die mannigfachen Kenntnisse über Botanik und Riten?! Das wird dann schnell doch etwas viel für einen volkskundlichen Laien wie das Erdwesen. Aber das Buch enthält immer auch wieder Beschreibungen, in denen sich der Autor tatsächlich Zeit nimmt, dem Leser seine Welt nahe zu bringen. Besonders schön ist die Beschreibung der Wanderung vom allgäuer Einödhof zum Säntis. Ein grandioser Mix aus moderner Welt und „spirituellem“ Erleben, was das Erdwesen eher unter dem Begriff „intuitives Erleben“ zusammenfassen würde.
Am Ende des Buches ist der Leser nicht klüger als zuvor, aber er hat immerhin die Gewissheit, dass Dinge, die nicht messbar sind, tatsächlich (auch für andere Seelen) so oder ähnlich existieren.
*hm*
Wir entfernen uns immer mehr von unserem intuitiven Dasein, sind immer stärker geprägt von den technischen Hilfsmitteln, die uns umgeben und die manchmal funktionieren und manchmal eben auch nicht. Eine „nur“ technisch verständliche Welt ist unvollkommen, da alles technische Handeln letzten Endes Nichts ist, wenn das „beseelte“, das „intuitiv erlebbare“ fehlt.
Das Erdwesen hat zwar vollständig andere „intutive“ Erfahrungen als der Autor, aber diese reichen aus, um zu wissen, dass unser Dasein weit komplexer ist als nicht funktionierende Dell-Laptops oder unendliche Rangeleien zu aus gutem Grunde nicht bezahlten Rechnungen auf den ersten Blick vermuten lassen.
Eine sehr interssante Sache, die der Autor in seinem Buch benannt hat, wird sich das Erdwesen merken, da sie nicht weiß, wie er auf diese Aussage kommt. Laut Wolf-Dieter Storls Buch können nämlich Menschen nach ihrem Ableben für ca. 40 Tage mit (neunfach?) verstärkter Kraft ihrer Sinne das tun, was es braucht, um weitere notwendige Erkenntnisse zu gewinnen. Hierzu können sie sich überhall hin versetzen und noch nicht Aufgearbeitetes aufarbeiten, indem sie z.B. andere Menschen auf ihrem Weg begleiten. – Woher kommen ausgerechnet diese ca. 40 Tage? – Das Erdwesen hätte angenommen, das ein Verstorbener einfach so lange braucht, wie er nunmal braucht, um in Frieden in einen anderen Zustand übergehen zu können, aber dass es hier so relativ genau auf 40 Tage beziffert wird, mutet doch etwas seltsam an.
Wer sich für spirituelle Wahrnehmung interessiert und auch dafür wie z.B. „spirituelle Reisen“ ad hoc ins Leben gerufen werden, um auch Normbürgern Zugang zu dieser spirituellen Welt zu ermöglichen, dem kann das Erdwesen dieses Buch wirklich empfehlen. Es wirkt sehr autentisch. Die schönen Farbfotos im Innern des Buches, die gezeichneten Abbildungen und die fundierten, harmonische geschriebenen Textzeilen.
Während des Lesens beschlich das Erdwesen dennoch immerfort ein Gefühl, dass hier trotzdem irgendetwas nicht zu passen scheint, denn bei all der Offenheit für Energie, Kraftfelder, die Beseeltheit von Orten und Lebewesen, so verbleibt doch immer ein wundersamer „Rest“, der die Harmonie des Buches zu stören scheint. Nun – es sind „Geschichten aus meinem Leben“!
Der Autor ist kein weltabgewandter Duselkopp, sondern immerhin Professor mit einem ausgeprägtem Hang zur Wissenschaft und so ist es wohl nur natürlich, dass er, obwohl extatisch tanzend doch noch geistesgegenwärtig eine Teilnehmerin am Ritual vorm Sprung in die Tiefe rettet, den zumindest ihr Körper nicht überlebt hätte.