Nachdem das Erdwesen nun schon einige Jahre lang in Betracht gezogen hatte, sich endlich mal die nördlichste Rennstrecke Deutschlands anzuschauen, kam es auch dazu, denn im Radio kam gerade noch rechtzeitig ein Bericht über die Speedweek.
Das Überraschende vor Ort war, dass es keinerlei Hektik gab, keinerlei Gedränge und keinerlei Krach! Ja, wer hätte das gedacht?! Einzig und allein bei der Weltmeisterschaft der eBikes waren die Lautsprecheransagen viel zu laut, aber sonst, ging es einfach nur immer wieder rund und rund und rund. Dabei waren zwar einige wirklich sehr unschöne Ausrutscher zu sehen, aber ansonsten wurde insbesondere beim Gespannrennen ausgiebig geturnt – jedenfalls von dem Teil des Gespanns, den man sehen konnte.
Das Highlight war allerdings der unerwartete Anblick der neuen 300er Ninja, auch wenn er einigermaßen klischeehaft erfolgte. Vorne fuhr die Dame auf einer nicht näher bezeichneten grünen Rennsemmel, dahinter kam der Herr mit einer gekennzeichneten. Bei näherer Betrachtung wurde die gekennzeichnete zur 10er und die andere zur neuen 300er – übrigens immer noch mit der unvorteilhafen IRC Road Winner Bereifung (!). Aber seine war auch nicht besser: Conti?! Nun ja. So lange er hinter der 300er bleiben muss, wird das schon reichen. Und ich bleibe dabei: die 10er und die 300er bzw. 250er sind sich deutlich ähnlicher als die 6er. Von den Abmessungen ist es bei der neuen 300er wirklich überhaupt nicht mehr zu erkennen, dass sie eine „nur“ eine Baby-Ninja ist. Nur die einfache Bremsscheibe vorn und mit etwas Augenmaß die dünnere Bereifung machen den optischen Unterschied. Das neue, eckigere Design sieht top aus! Nur: warum haben sie dem Ding nicht wenigstens 48 PS verpasst?!
Außerdem konnte das Erdwesen feststellen, ist es sehr viel entspannender einem Motorradrennen zuzuschauen, als einem Springreiten. Beim Springreiten heißt es, ständig den Parkurs, den Reiter, das Pferd (die sind ja auch nicht immer zusammen) abwechselnd oder gleichzeitig fest im Blick zu haben. In Oschersleben stellt man sich einfach an eine passende Kurve und wartet auf die Vorbeiflitzenden. Auf der Hasseröder-Tribüne gibt es zwar ein etwas weiteres Sichtfeld, aber wer braucht das schon wirklich? Irgendwann ist das Feld sowieso so dermaßen zerstreut, dass eigentlich immer irgendwer vorbei kommt und dabei fahren die Herren einmal mehr und ein anderes mal weniger elegant (Anmerkungen für die Gleichstellungsbeauftragen: die wenigen Damen fahren selbstverständlich immer elegant).
Naturgemäß sind die unterschiedlichen Kurventechniken am interessantesten zu beobachten. Während einige es schaffen, alles komplett per Hang-Off aus dem Gleichgewicht zu bringen, sind andere geradezu mit ihrer Maschine verwachsen.
Bisher hat sich das Erdwesen auch noch nie Gedanken darüber gemacht, dass es Rennen gibt, bei denen wirklich alle auf der baugleichen Maschine sitzen, die lediglich anders lackiert ist. So kann dann wohl das unterschiedliche Können der Fahrer besser verglichen werden. Das ist noch etwas, was dem Reitsport fehlt: man nehme 20 geklonte Pferde und lasse diese mit verschiedenen Reitern über den Parkurs schnurren…
Nur eins wird sich das Erdwesen merken: beim nächsten Mal kommt sie entweder mit dem Motorrad oder aber nimmt über Vienenburg / Halberstadt ein Fahrrad mit!! Schließlich sind es vom Bahnhof bis zur Rennstrecke an die 3,5 km zu laufen.