„Gärten der Nacht“ ist ein böses Buch. Sehr böse. Böse vom Vorwort bis zum Schluss.
Es liest sich schnell und gut und beim Lesen hatte ich den Eindruck: Das habe ich doch alles schonmal als Film gesehen?! – Ob der Stoff wirklich schon einmal verfilmt wurde, habe ich nicht recherchiert, aber es wäre für eine Verfilmung gut geeignet.
Ein großes, prächtiges, aber düsteres Haus; darin eine neue junge frisch eingeheiratete Herrin, mit deren Naivität man zuerst noch Mitleid hat, aber es ist eben eine andere Zeit als heute. Staunend sieht jedoch dann der geneigte Leser, wie sie unter stetiger Maßgabe ihres unerbittlichen Gatten zunehmend zur tatsächlichen Herrin des Anwesens und der Sippschaft der Foxworths wird und das gleich mit einer ganzen Reihe von Kindern und einer überschaubaren Anzahl von Angestellten.
Klasse ist schon der Beginn des Buches. Der fängt an mit einem Nachwort aus dem Testament eben dieser Dame, welches 20 Jahre nach ihrem Ableben – für wen auch immer – veröffentlicht wird. Dieser erweckt naturgemäß den Eindruck, als solle hier jemand, der unfreiwillig in die Ecke des Schuldigen gedrängt wurden, posthum rehabilitiert werden.
Tja. Gutes Buch? Schlechtes Buch? – Belassen wir es bei „interessant“. Das reicht, denn literarisch ist dieser Schmöker kein Meisterwerk. Auch der Stoff ist schon tausendfach erzählt, wenngleich in womöglich besseren Varianten. Bestechend ist die blumige Sprache von „V.C. Andrews“ und man hofft, dass die Schreiberin hier nicht zu viel von sich selbst preis gibt, denn wer sollte mit so einem Menschen noch etwas zu tun haben wollen?
Das Ende des Buches ist dann aber leider sehr fad geraten und kann das Versprechen des Auftaktes nicht einhalten. Wir erfahren nicht, wen die Erzählerin, verstorbene Herrin von Foxworth auserchoren hatte, mit ihren durchlebten und erzählten Geschichte zu erreichen und ihren Charakter, den haben wir ja längst erkannt.
Das Buch hätte ich wohl nicht gelesen, wenn schon außen auf dem Cover gestanden hätte, dasss es davon offenbar noch 4 (!!) Fortsetzungen gibt. Sonst wäre klar gewesen, dass es ein Buch ist, welches man nicht zu Ende lesen kann, da es kein Ende hat. Viel zu simpel, um ein würdiges Buchende zu sein. Und dabei wohl auch typisch amerikanisch, scheint es halt erst später eine Fortsetzung geworden zu sein, obwohl es dafür vermutlich niemals gedacht gewesen ist.
Wie bei vielen Familiensagen so üblich, wird die erste Generation von Hauptfiguren noch detailverliebt beschrieben, während alle weiteren Personen mehr oder minder alle „kleine Kopien“ der beeindruckend dargestellten Hauptcharaktere sind. Eine Generation folgt auf die nächste, ohne dass sich noch etwas großartiges ereignet oder aber sich eine grundsätzlich erweiterter und interessanter Faden spannt. Immerhin lebt die Hauptperson bis zum Schluss, was aber ja auch nicht anders geht, denn wir wissen ja, dass diese Zeilen aus ihrem Testament stammen.
Das Buch stand wohl schon sehr lange bei mir im Regal. Keine Ahnung mehr, wann oder warum ich es gekauft habe. Fortsetzung lesen? Hmh. Eher Zeitverwschwendung… oder halt nur das nächste Buch quer durchsehen und schauen, ob die Schriftstellerin doch noch eine interessante Wendung ihrer Story herbeiführen kann. Mich dünkt jedoch, daß das wohl reine Zeitverschwendung wäre, denn es gibt in diesem Buch keinen Charakter, über den man wirklich mehr erfahren möchte.