Das recht schmale Büchlein von Camilla Way, welches ihr erstes Buch ist und im Englischen unter dem sehr viel besser passenden Titel „The dead of Summer“ erschien, macht optisch erstmal gar nicht so viel her. Auch liest es sich zuerstmal recht schleppend an. Möchte ich wirklich eine Geschichte über irgendeine halbasiatische Commonweathfamilie lesen, die von einem stinkenden Teil Englands in einen anderen zieht?
Okay. Das Erdwesen hatte zumindest ein paar Bezüge zu dem Buch. Schließlich ist sie auch in den 80er aufgewachsen und auch die Londoner Docklands kennt sie noch aus den Anfängen der Eroberung durch frisches Kaptital. Außerdem ist sie auch schon mal mit der fahrerlosen light railway vom City Airport hinein nach London gefahren (die gibts aber im Buch noch gar nicht) und der 0. Meridian verläuft durch Greenwhich… Aber will ich wirklich eine Geschichte lesen, die von vernachlässigten Kindern handelt, die in einem westlichen Slummilieu aufwachsen müssen? Schlimm genug, dass es sowas gibt. Schlimm genug.
Während ich mich noch bis auf nach 2/3 der Seiten des Buches mit diesen Gedanken quälte, so wurde doch mit jedem Satz immer deutlicher, dass wir es hier nicht mit einem gewöhnlichen Buch zu tun haben. Das ist etwas besonderes. Verlieren sich zahlreiche Schreiberlinge von heute immer öfter in viel zu langen und langatmigen Ausführungen, die letzten Endes unterhaltsam aber keineswegs gut sind, so trifft hier den Leser einfach der Schlag.
Scheiße aber auch! Jeder Satz sitzt. Jeder Satz passt. Jedes Wort ist korrekt gewählt. Scheiße aber auch!
Ein perfekter Psychothriller. Hätte ihn gerne auf englisch gelesen. Das Buch kann ich unmöglich so einfach in einen Bücherschrank stellen. Geht nicht. Werde es noch einmal lesen. Aber dann auf Englisch!