Die 100 Gesichter der Marion Zimmer Bradley

In Erdwesens Bemühungen, endlich alles zu weg zu lesen, was sie sich jemals aus den öffentlichen Bücherschränken geholt hat, waren auch einige Bücher von Marion Zimmer Bradley im Regal.

Das erste war eine merkwürdige Zusammenstellungen von Kurzgeschichten von Leuten, die Marion Zimmer Bradley irgendwann einmal sozusagen „unter ihre Fittiche“ genommen hatte. Die Geschichten alleine wären gar nicht so schlecht gewesen, aber die Dame hatte sich gezwungen gesehen, zu jedem Schreiberling auch noch eine kurze Beschreibung abzugeben, wie er oder sie in ihr Leben getraten waren. Das zeigte auf jeden Fall, dass die Gute doch ein wenig zum Großkotztum neigt und so las das Erdwesen das dann auch erst gar nicht weiter. Mäßige Geschichten mit langwierigen und selbstverliebten Einleitungen durch die „große Autorin der Science Fiction“. Nur schwer erträglich.

So nahm das Erdwesen dann auch das nächste Buch mit gewissen verfestigten Vorurteilen zur Hand. Es handelte sich um einen Science Fiction Roman „Reise ohne Ende“, was ca. 1975 erschienen sein muss und auf Englisch den Titel „Endless Universe“ trägt. Ein großartiges Buch! Niemals zuvor hat das Erdwesen ein Science Fiction Buch gelesen, was so viel über die zukünftige Gesellschaft aussagte wie dies hier. Ich kann es echt jedem nur empfehlen, es zu lesen. Das schöne ist, dass es ein wirklich friedliches Buch ist. Es ist erstaunlich wie die Autorin es schafft, dem Leser durch das Lesen des Buches und das Nachvollziehen der Geschichte ein Gefühl von Heimat im Raumschiff der Späher zu geben.

Angespornt von so viel Positivem, durchstöberte das Erdwesen dann erneut ihr Bücherregal mit Blick auf weiteren zu lesenden Exemplaren dieser Autorin. Sie fand dann auch das Buch „Das Schwert der Amazone“, was von der Aufmachung her (Hardcover) eher an ein Jugendbuch erinnert, da dort eine antike ältere Dame zu sehen ist, die mit großeren Ohrringen und einem güldenen Stirnband bekleidet ein großes Schwert schwingt. Nun ja. Es wurden beim Erdwesen bereits erste Erinnerungen daran wach, dass die sprachlich durchaus zu großartigen Leistungen fähige Autorin der Nebel von Avalon ja auch eine ungeheure Anzahl an Romantikthrillern* unter Pseudonym geschrieben hat, die allesamt den gleichen Inhalt in neuer Verpackung präsentieren. – Doch dieses Buch (Warrior Woman, 1985) schlägt wirklich alles, was das Erdwesen jemals von Marion Zimmer Bradley, die 1930 geboren wurde, gelesen hat.

Schon der Prolog zeigt angehenden Größenwahn. Sie, die Erfinderin der Welten entführt uns diesmal in die Welt der Gladiatoren. Der Schreibstil – ich habe keine Ahnung, für wen das gemacht ist – ist einfach nur grausam und grausam und schrecklich ist auch der Inhalt. Eine mangelhafte Übersetzung mag möglicherweise ihr Übriges tun. Nach einigen Seiten wußte das Erdwesen, dass sie dieses Buch ganz sicher nicht lesen wird. Also blätterte sie weiter nach hinten um zu schauen, ob sie doch noch etwas verpasst. Das ist wohl eher nicht der Fall. Es geht nur ums Schwertkämpfen um jeden Preis und um einige schwere Schicksale usw. usf. Und tatsächlich sieht das vergilbte Buch so aus, als hätte es niemals jemand bis zu Ende gelesen. Das Erdwesen erkundete noch schnell das Ende und da steht doch tatsächlich der Satz:

Ich erzähle Jade mit leisen Worten ihre Geschichte, und er erbietet sich bereitwillig, die Spielschulden zu begleichen, die sie in die Arena gezwungen haben. Es ist wahrhaftig eine unbedeutende Summe, und ich bin entsetzt über die Geringfügigkeit der Schuld – kaum mehr als der Preis für ein billiges Kleid oder ein kleines Radio.„!!! RADIO. Das Erdwesen musste diesen Satz mindestens dreimal lesen und dann nocheinmal schauen, ob da wirklich „Radio“ stand. Aber ja: Radio.

Marion Zimmer Bradley, Erfinderin unendlicher Welten hat also eine antike Welt mit Sci-Fi gemischt und Radio wird auch immer noch terrestrisch gehört. Oh herrje! Dieses Buch zu lesen wäre wirklich reine Zeitverschwendung gewesen. Beginnende geistige Umnachtung?

Das Problem an Marion Zimmer Bradley ist, dass Sie eine phantastische Schriftstellerin ist.
Sie schreibt genau das, was ihr aufgetragen wird oder wovon sie sich verspricht, dass es Geld bringt. Aber sie scheint eine Person ohne Prinzipien zu sein. Sonst würde sie nur gute Bücher schreiben, aber nicht (auch) einen solchen Schrott.

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* Da schreibt jetzt Wikipedia in der Tat etwas anderes, aber ich habe da ein anderes Pseudonym im Kopf gehabt, von dem ich mindestens drei oder vier Bücher gelesen habe und die ebenfalls zu Marion Zimmer Bradley gehörten… und das waren Romantikthriller… Nunja. Auch ein Erdwesen kann irren.

Über Erdwesen

Erdwesen ist ein Erdwesen! Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Erdwesen schreibt aber auch noch in einer Reihe von anderen Foren und es gibt auch Foren, in denen sie sich so unbeliebt gemacht hat, dass sie dort heute besser nicht mehr schreibt.
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