Jojo Moyes: die Frauen von Kilcarrion. 2002. 415 Seiten.

Was macht ein Erdwesen, wenn es einen Hexenschuss hat, bei dem es weder liegen noch lange sitzen kann?? Richtig, es liest, weil man dabei aber auch fortwährend die Haltung ändern kann. Ob in Stufenlage oder hoppelnd auf einem Gymnastikball, ob im Gartenliegestuhl oder mit einer Wärmflasche unterm Rücken oder, oder, oder. Alles ist besser, als ständig vollkommen übermüdet zur Arbeit hinzulatschen und dort den ganzen Tag überaus dämliche Fragen zu beantworten. – Ja Leute, Ihr lest richtig: Wenn ich nur daran denke, wird mir schon total schlecht!

Zum Glück war auch noch ein Buch zur Hand. Jojo Moyes „Die Frauen von Kilcarrion“, ca. 2002. Woher kam das Buch? Klar, aus dem Bücherschrank. Nomen est omen hatte das Erdwesen zur gleichen Zeit, genau einen Tag vor dem Hexenschuss, auch noch ein Buch zur Rückenschulung dort mitgenommen… aber die Tipps waren nicht so das Wahre. Also kann das Erdwesen nun beide Bücher wieder zurückbringen, ohne das mit den Rückentipps großartig weiter angeschaut zu haben.

Jojo Moyes ist anscheinend in Hongkong aufgewachsen und so startet denn auch das Buch bei der Krönung von Elisabeth 1953 und den am Radio lauschenden Koloniebewohnern in der Metropole des Commonwealth. Es entspinnt sich vor dem Leser eine interessante Familiengeschichte, in der Frauen die Hauptrolle spielen, aber die auch nicht ganz ohne Männer auskommt, die aber eher für das Ungemach verantwortlich sind.

Die Tochter wird von ihrer Mutter aus London zu den Großeltern nach Irland aufs Land geschickt, da die Mutter mit ihrem verkorksten Leben gerade selbst nicht mehr zu Recht kommt. Die Tochter gewöhnt sich bei den Großeltern, die früher in Hongkong lebten, jedoch einigermaßen ein und lernt das geregelte „Familienleben“ der starrköpfigen Alten dort auf dem Lande zu schätzen. Durch die Geschichte hindurch gilt es, ein Famliengeheimnis zu lüften, das offenbar dafür gesorgt hat, dass sich die Beziehungen der Familienmitglieder untereinander so schlecht entwickelt haben, wie sie nun einmal sind. Zwar liefert das Buch letztendlich keine wirklich schlüssige auführlich psychologische Erklärung, jedoch erscheint alles durchaus logisch und kann sich jederzeit tatsächlich so zugetragen haben. Schließlich endet es mit einer Beerdigung und alle Frauen sind ein Stück weiser geworden, was ihnen hoffentlich eine zumindest etwas bessere zukünftige Kommunikation garantiert als die, die bisher die Regel war. Zudem könnte man sich durchaus noch einen Fortsetzungsroman vorstellen, aber das Erdwesen kann hier ja nix vom Inhalt verraten.

Schön an dem Buch ist, dass es tatsächlich nicht übertrieben ist. Die Autorin scheint sich in den geschilderten Bildern und Geschichten durchweg auszukennen. Alles ist sehr natürlich und, obwohl es ja in Hongkong bzw. London bzw. Irland spielt, sehr gut nachvollziehbar. Nichts Melodramatisches, keine großartigen Übertreibungen. Es liest sich einfach gut und schnell.

Wer alte große Häuser, die ständig halbfeucht sind, weil es keine Zentralheizung gibt, liebt, der darf mit diesem Buch hochzufrieden sein. Es ist kaum vorstellbar, dass irgendjemand heute noch so wunderbar das Frösteln und die Nässe in einem solchen Anwesen beschreiben kann. Ach was! Und ganz besonders nicht in Deutschland, wo beim ersten langsamen Anwachsen von Schimmel schon 95% der Bevölkerung Reisaus zu nehmen drohen… Das war echt mal eine Abwechslung und diese Beschreibung dieses nicht mehr renovierten großen Hauses und seinem Hang zu Moder und einem feinen grünen Gespinst an den Wändern über den ehemals durchaus attraktiven Tapeten ist absolut „aus dem Leben gegriffen“. Sehr schön gemacht sind auch die treffenden Beschreibungen von lange Zeit nicht mehr gelüfteten unbenutzen Räumen, in denen sich Jahr für Jahr eine dicker werdende Staubschicht ansammelt. Sehr autentisch!!

Also, wer das Buch jetzt im Bücherschrank findet und Interesse hat an einer vier Generationen überspannenden Familiensaga, beschrieben aus der Sicht von Frauen, der kann ruhigen Gewissens zugreifen!

Über Erdwesen

Erdwesen ist ein Erdwesen! Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Erdwesen schreibt aber auch noch in einer Reihe von anderen Foren und es gibt auch Foren, in denen sie sich so unbeliebt gemacht hat, dass sie dort heute besser nicht mehr schreibt.
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