Thomas Schöne: Tatort Himmelsscheibe – Eine Geschichte mit Raubgräbern, Hehlern und Gelehrten – Mit einem Vorwort von Harald Meller, 205 Seiten, 3. Auflage 2010.
Dieses Buch hatte das Erdwesen im Buchladen neu gesehen und gleich mitgenommen. Da ein Ausflug zur echten Scheibe von Nebra dann doch nicht realisiert werden konnte, weil die Scheibe zu schnell auf Weltreise ging statt einfach zu Hause im Landesmuseum zu bleiben, stand das Buch weiter im Regal. Beim Durchsehen der noch zu lesenden Bücher hatte das Erdwesen stets im Kopf, dass das ja ein Roman sein musste, der als Hintergrund die Himmelsscheibe von Nebra behandelte. Das hatte also Zeit, Zeit, Zeit… und vor einiger Zeit war es dann so weit. Das Erdwesen begann eifrig mit dem Lesen.
Schon das Vorwort weckte Zweifel an dem erwarteten „Roman“. Warum um alles in der Welt sollte der Landesarchäologe Harald Meller ein Vorwort schreiben und darin auch noch seine Bedenken dazu äußern?
Im Nu war klar, dass das hier ein sehr interessant geschriebenes Sachbuch war, welches zwar nicht die Lebensweise der Menschen um Nebra neu und in Romanform zum Inhalt hat, aber ausführlich beschreibt, wie die Himmelsscheibe von Nebra für die Welt der Musseen, in die auch die normalen Leute Zutritt haben, gerettet werden konnte. Dem Buch liegt offenbar eine erstklassige Recherche zugrunde auch wenn es für den unvoreingenommen und damit auch unwissenden Leser ganz schön harter Tobak ist, wie offenbar hinter den Kulissen der Museen um Kunstschätze geschachert wird. Das Raubgräbertum nach der Öffnung der DDR lebt und so erscheint es dem Erdwesen nun auch etwas verständlicher, wenn die hiesiegen Archäologen bestimmte Standorte nicht preisgeben möchten, nur weil eine Europäische Richtlinie das gerne so hätte.
Auch der im Buch beschriebene Aspekt der Fundortverlagerung wegen bestehender Ländergesetzte (Stichwort „Schatzregal“) ist für den unbedarften Neuling in dieser Welt eine eher schwer zu schluckende Nuss.
Ein sehr gutes Sachbuch, welches in einigen Teilen zwar sehr detailverliebt ist, aber der Autor kann sich sicher sein, dass sein Name auch in Zukunft mit der Himmelsscheibe von Nebra in einem Atemzug genannt werden wird. Schließlich hat er ihre Geschichte erst für eine breite Öffentlichkeit erzählt und nachvollziehbar gemacht. Danke dafür an Thomas Schöne!
—–
Der ehemals gesuchte „Roman zur Scheibe“ steht übrigens immer noch unter „zu lesen“ im Bücherregal des Erdwesens. Es handelte sich vermutlich aber um einen Himmelsstein…