Die Bücher von Rebecca Gablé sind dem Erdwesen einfach zu dick, um sie selbst zu lesen, von daher ist man hier mit einer Hör-CD mit sage und schreibe 12 sehr vollen CDs sehr gut beraten.
Insbesondere bei dieser Ausgabe gibt sich der Vorleser unglaubliche Mühe, den unterschiedlichen Charakteren beim Sprechen unterschiedliche Stimmen zu verleihen, was Verwechslungen auf Seiten des Hörers beinahe ausschließt. Man mag darüber streiten, ob die Stimmen immer 100% passend sind, aber es ist eine ganz erstaunliche Leistung, überhaupt so viele unterschiedliche Intonationen unterschiedlicher Personen auf Lager zu haben. Nur die CD selber scheint nicht unbedingt besonders gut hergestellt zu sein oder ist schlicht zu voll gepackt: Ein älterer Pioneer-CD Spieler hat Mühe, überhaupt den Anfang der CD zu ermitteln, ein sehr neuer von Sangean kommt mit den Endungen der einzelnen Kapitel nicht zurecht und verschluckt stets den letzten vorgelesenen Satz.
Nun aber zum Inhalt: Auch diese Abhandlung von Rebecca Gablé plätschert in gewohnter Weise als Mammutwerk der englischen Geschichte so vor sich hin, bietet aber wesentlich mehr abwechslungsreichen Inhalt als diejenigen, die das Erdwesen schon gehört oder gelesen hat (Siedler von Catan, Das Lächeln der Fortuna, Der dunkle Thron). Angeschnitten wird eine Reihe von sozialen Fragen im Umgang mit benachteiligten bzw. andersgläubigen Menschen bis hin zur Exkommunikation. Das einzige, was das Erdwesen beim Hören widerlich fand, sind die vielen Schädel, die im Verlaufe der Geschichte immer mal wieder abgetrennt werden (müssen). Es mag zu der Zeit gehören, trägt aber bis auf einen (notwendigen) Fall, nichts zur Geschichte bei.
Alle Charaktere werden recht glaubwürdig und präzise beschrieben und anders als bei der typischen Warringham-Saga trägt sich diesmal auch alles innerhalb eines überschaubaren Zeitrahmens zu und wirkt nicht so wie „ich muss jetzt aber unbedingt noch den Zusammenhang zwischen dieser und jener Person rüberbringen“. Schön ist auch, dass die Geschichte einen definierten Anfang und ein definiertes Ende hat, wobei für mich immer noch Lausianne die Hauptperson ist und nicht Simon.
So richtig konsequent durchgezogen scheint das bezüglich der Hauptpersonen aber generell nicht zu sein und bei einigen durchaus als „Hauptpersonen“ angelegten Charakteren, verbleibt es dann nach sehr guter Anfangsschilderung bei der späteren bloßen Erwähnung. Die zweite Frau von Lausianne ist so ein Fall. Während sie zunächst ausgibig beschrieben wird, so verliert sich ihre Bedeutung im späteren Verlauf zu Gunsten anderer Mitwirkender. Fast scheint es so, als käme Frau Gablé bei ihren ausführlichen Beschreibungen von „Hölzken auf Stöcksken“ und in jedem Ihrer Mammutwerke stecken eigentlich noch weitere 1000 Seiten, die sie hätte schreiben können. Ja, den Büchern täten insgesamt wohl einige Straffungen und eine größere Fokussierung auf nur einen Handlungsstrang gut, aber dann hätten die ganzen geschichtlichen Fakten wohl keinen Platz mehr.
Ist es vielleicht so, dass eigentlich die Gruppe von Personen, die Schicksalsgemeinschaft, im Vordergrund steht? Nein, die Gruppe kann es auch nicht sein…, denn auf einige Gruppenmitglieder wird weniger intensiv eingegangen als auf andere. Manchmal wirkt es gar wie „reingequetscht“, wenn doch noch ein Bezug aufgebaut wird (z.B. Luke und seine Schlange). Aber es ist es sehr positiv, dass nicht einer nach dem anderen aus der Gruppe wegstirbt, um zum Schluss nicht zu viele Akteure in der Geschichte „herumlaufen“ zu haben.
Sei es drum: Das Ende ist jedenfalls ein würdiges Ende für diese Geschichte und bringt auch noch eine schöne Legende mit in die Historie. Auch wenn ich die Legende bisher selbst nicht kannte, obwohl ich vermutlich schon vor Ort war, so denke ich mir, dass es tatsächlich eine (und keine erfundene) ist, wenn Rebecca Gablé sie erwähnt. Sie hat wohl selbst Freude daren, eine uralte Zeit durch Ihre Bücher wieder zum Leben zu erwecken und dieses Buch ist insbesondere für an sozialen Themen interessierte Leser bestens geeignet, ihm einige Sachverhalte um 1150 näher zu bringen, von denen selbst heute noch die ein oder anderen (wieder) aktuell sind.