Michael Martin: 30 Jahre Abenteuer – Unterwegs in den Wüsten der Erde (2012)

Nachdem das Erdwesen irgendwann im Winter den Vortrag von Michael Martin zum Thema gehört hatte, war sie nun gespannt auf das Taschenbuch, welches sie plötzlich aus einem Bücherregal des hiesigen Buchshops anlugte.

Der Vortrag im Winter war perfekt gehalten und eine Geographen 100% würdig. Michael Martin braucht keinen Klamauk, er hält einfach eine Vorlesung und wer mehr davon haben will, suche sich ein gutes (!) geographisches Institut und schreibe sich ein. So jedenfalls sind etliche Vorlesungen der regionalen Geographie verlaufen, welchen das Erdwesen vor lange, langer Zeit in Münster lauschte.

In meinem Berufsleben bin ich auf viele Geographen gestoßen und neben den Laufkäfer- und Fledermausexperten waren darunter auch jene, die es sich nicht nehmen ließen Indonesien zu durchtrampen, eine Linienbusfahrt durch Afrika zu unternehmen oder Nepal geologisch zu kartieren. Und aus eigener Anschauung kann ich sagen: auch wenn man nur im NachtBus quer durch die Soester Börde unterwegs ist, kann man hinterher durchaus erstaunliche Geschichten erzählen.

In Michael Martins Vortrag blieb mir ein ums andere Male der Mund offen stehen. Nicht nur, weil ich mich nicht zweifelsfrei daran erinnern konnte, ob ich nun seine Ténéré-Vorstellung damals in Münster gehört habe oder nicht, sondern weil ich viele von seinen Geschichten kannte! – Doch woher? Wie gesagt: Ich habe nie etwas von ihm gelesen, ich habe ihn nie wissentlich getroffen und maximal könnte ich seinen Ténéré-Vortrag in Münster gehört haben.

An diesem Abend, dem Abend seines Vortrags über „30 Jahre Abenteuer“ in Hannover kam ich jedenfalls aus der Grübelei nicht mehr heraus. Mein komplettes Studium war wieder präsent und ich erinnerte mich an Sudienkollegen, an die ich inzwischen fast vergessen hatte. Woher kannte ich nur diese Geschichten? – Klar, dass man, wenn man in der Wüste unterwegs ist, entweder Kekse mit Senf oder gleich Nudeln zu sich nimmt. Völlig logisch, dass man immer ein kleines Stempelset für das Fälschen der eigenen Papiere bei sich tragen sollte und dazu noch den Stempel von der örtlichen Adlerwarte. Außerdem sind zwei Reisepässe zu empfehlen, die sich man sich per Trick besorgen kann. In dem einen kommen dann die Stempel für jene Staaten und in den anderen die für die anderen Staaten, die sich mit „jenen“ nicht verstehen. Oder hatte das jetzt gar nicht Michael Martin erzählt???

Michael, Du und Deine Erlebnisse sind in jedem Falle ein Vorbild für wahre Horden von Geographen (den männlichen) oder solchen, die es gerne sein wollen, aber dann doch aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus etwas anderes geworden sind. Es kann ja nicht sein, dass mir alle möglichen Leute nun ausgerechnet Deine Vorträge erzählt haben. Nur bei der Autoschiebergeschichte bin ich mir ganz sicher, dass sich die zugetragen hat als im Osten die Trabbis ganz dringend ersetzt werden mussten, aber auch das sächsische ist ja nicht immer ganz leicht zu verstehen (…). Nein, ich bin jetzt übrigens nicht dem Heimchen-Am-Herd-Syndrom verfallen, wenn ich oben erwähnte „den männlichen“, denn von den hoch in den Anden umherirrenden Frauen, habe ich vollkommen anderes, aber trotzdem genauso erstaunliches vernommen.

Das Schlimmste ist, dass ich in einem speziellen Fall sogar inzwischen vermute, dass diese Person so gut wie jeden Deiner Vorträge gehört hat und dadurch seine eigenen Erlebnisse (welche das auch immer sind oder waren und wo sie sich auch immer zugetragen haben mögen) grundlegend bereicherten. Nun weiß ich auch, woher diese Person die Fotos hat, die sie mir einmal gezeigt hat – sozusagen zum Beweis der Erlebnisse?! Und ein Foto auf einer Piste im Sand in der gleißenden Sonne von sich selbt und seinem Kumpel, dass kann man auch am hiesiegen Tagebau sehr schön erledigen. Ich bin echt fassungslos!

Der Vortrag von Michael Martin war also für das Erdwesen nicht nur deshalb hörenswert, weil er schlicht sehr gut gemacht war, sondern auch, weil er wirklich einige erhellende Tatsachen zu Tage förderte, die eine Reihe von Leuten nun, im Nachhinein, doch in einem etwas anderen Lichte erscheinen lassen.

Nun aber zum Buch: Natürlich ist auch das Buch gut. Es ist leicht zu lesen, bringt tolle Geschichten, enthält schöne Bilder, und keinen einzigen Schreibfehler konnte ich ausmachen. Es ist eine prima Zusammenfassung des Vortrags, sozusagen das perfekte Skript zur Vorlesung, aber das „Original“ ist trotzdem einfach viel besser. – Also weiterhin Augen auf oder einen Blick auf die Webseite werfen und dann: Viel Spaß beim Zuhören!

Über Erdwesen

Erdwesen ist ein Erdwesen! Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Erdwesen schreibt aber auch noch in einer Reihe von anderen Foren und es gibt auch Foren, in denen sie sich so unbeliebt gemacht hat, dass sie dort heute besser nicht mehr schreibt.
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