Wer blickt uns von diesem Buch aus an? Ist es ein Teufel? – Nein. Es ist eine Frau, die dem Teufel begegnet ist und die sich über acht Jahre gegen ihn behaupten konnte. Das hinterlässt Spuren und die sieht man auf der makellosen Fotographie von Natascha Kampusch, für die jetzt die größte Gefahr sein mag, irgendwann selbst anzufangen zu hassen.
Schon lange seit dem Erscheinen wollte das Erdwesen dieses Buch lesen, aber es war ich schlicht zu tuer. Heute sah sie es dann als Taschenbuch und griff zu.
Es ist ein Buch, voll von Fakten, voll von sachlichen Erkkärungen warum, weshalb, wieso. Es beschäftigt sich nicht mit Selbstzweifeln und wenn doch, nur mit denen in der Vergangenheit. Es ist ein Buch, welches „abschließt“. Abschließt mit dem düsteren Kapitel der Natascha Kampusch und ihrem Entführer.
Das Buch braucht keine großen Worte um zu schockieren. Das Buch braucht keine langen Beschreibungen, die eine hoffnungslose Situation auch so erscheinen lassen. Es ist eine nüchterne Auflistung von Phasen und von Details.
Als das Erdwesen ein Interview mit Natascha Kampusch ca. 14 Tage nach ihrer Selbstbefreiung, die sie vor Lesen des Buches immer mit „erfolgreiches Weglaufen“ übersetzt hatte, konnte sie nicht fassen, wie abgeklärt die erst 18-jährige im Fernsehen wirkte. Wer kann acht Jahre in einem Erdloch zubringen, ohne den Verstand zu verlieren? Ohne sich selbst zu verlieren? – Was das Erdwesen damals sah, war eine ungeheuer starke Person, die in Kürze auch die Journalisten überfordern würde und genauso kommt nun auch ihr Buch daher. Es ist wohl zum großen Teil eine Art der Selbsterklärung dessen, was vorgefallen ist. Antworten liefert es naturgemäß nicht, denn warum muss jemand erdulden, acht Jahre lang schlimmer wie ein Tier gefangen zu halten und mishandelt zu werden?
Wer so lange nur von Bösem umgeben ist, muss aufpassen, dass er nicht selbst böse wird, denn er weiß wie man böse ist. Das ist die eigentlich erschreckende Erkenntnis, und das ist die eigentliche Gefahr für Natascha Kampusch im Hier und Jetzt.