Im Buch „Gestatten: Elite – Auf der Spur der Mächtigen von morgen“ von Julia Friedrichs versucht die Autorin, den Begriff „Elite“ zu definieren.
Jeder von uns versteht sicherlich etwas anderes darunter und das Erdwesen bedauert es, nicht vor dem Lesen des Buches notiert zu haben, was es darunter verstand. Eines jedoch war es ganz gewiß. Erdwesen dachte nämlich, zumindest die wissenschaftliche Elite sei eine besonders intelligente, motivierte und ethisch vollkommene Gruppe von Menschen. Was das Erdwesen nur nicht mit dem irgendwo in ihr befindlichen Begriff in Einklang bringen konnte, war zweifelsfrei, dass man, um in Oxford, Cambridge oder noch weiter weg – in Harvard – studieren zu können, enorm viel Geld brauchte. Jedenfalls mehr als zum Teil 300/400 DM, mit denen das Erdwesen einst und trozt einer Wohnkammer mit angeschlossenem Wohnklo für 150 DM auskommen musste. Ein Auslandsstudium wäre demzufolge auch gar nicht erst in Frage gekommen, da das Erdwesen trotz allen Sparens dafür nicht genug Geld auf die Seite legen konnte. Ja, am Ende reichte alles Gesparte gerade für den zu dieser Zeit noch sehr teuren, aber unabdingbar notwendigen PC sowie zu einem neuen Fahrrad, um überhaupt von Hörsaal A nach Hörsaal B fahren zu können.
Während einer Exkursion nach Großbritannien hatte das Erdwesen endlich Gelegenheit, Cambridge zu besuchen, da die eigentlichen Studenten gerade Semesterferien hatten. Das war Erdwesens erste Begegnung von „normale Studenten“ treffen auf „Elite“.
Das Erdwesen hatte großes Glück, ein riesiges Zimmer im historischen Teil der Gebäudeanlage zugewiesen zu bekommen. Das Zimmer hatte schätzungsweise die fünffache Größe ihres eigenen Kabuffs, aber Dusche und Toilette teilte man sich mit weiteren drei Bewohnern.
Mit Blick auf die altehrwürdige Uni, die kurzen Wege, die vortreffliche „Mensa“, die diesen schnöden Namen kaum verdiente, denn die Küche und das Angebot waren vielfältig und qualitativ hochwertiger als so manches Hotel, begriff das Erdwesen, dass ein Studium hier tatsächlich einfacher sein musste als an einer deutschen Massenuniversität, die allerdings genauso ehrwürdig war wie dieses College für Schönen und Reichen.
Tja, und dann war da noch dieses Elite-Geplänkel rund um unseren Ex-Außenminister von und zu Guttenberg. Elite und Adel. Als Bauernmädchen erscheint mir das durchaus plausibel, selbst wenn die Vorfahren alles getan haben, um die Abgaben stets zu vermeiden. Dem entgegen hatte das Erdwesen jedoch ein ebensolches, aber adeliges Bauernmädchen kennengelernt. Im Gegensatz zum Erdwesen schlugen sie und ihre Schwestern aus Kostengründen alle Schulbücher stets in Zeitungspapier statt in Buchfolie ein. Und dabei gibt es überall Straßen, die nach ihren Ahnen benannt worden waren und der Name genießt noch heute den allergrößten Respekt. Elite?
Beim Lesen des Buches bemerkte das Erdwesen mehrere Phase, die es beim Lesen durchschritt:
- Da war zuerst das unabwendbare: Das habe ich doch schon immer gewußt!
- Dann begann das heftige Aufbrausen und danach die heftigste Wut.
- Die Wut schlug um in eine gewisse Art von Depression. Kann das alles wirklich so sein? Darf das alles so sein?
Im letzten Moment präsentierte die Schreiberin, Frau Friedrich, doch noch eine gute Nachricht, machte sich auf, die andere, die wahre Elite, zu finden. Doch auf was sie trifft, sind lediglich Extreme oder Parallelen. Elite ist definiert durch Geld. Derjenige, der Geld hat, kann dazu gehören, wenn er dabei nicht zu dumm ist. Derjenige der kein Geld hat, wird in der Regel so schlau sein, dass er sich mit der bestehenden Welt der Elite niemals wirklich wird anfreunden können.
Elite, das ist eine Art von halber Wahrheit. Aber letzten Endes, so muss das Erdwesen anerkennen, schaffen es auch Frau Friedrichs Worte am Endes des Buches nicht, im Erdwesen auch nur einen Funken von Hoffnung in der „neuen Elite“ zu sehen. Elite heute, das ist etwas, was wir alle tunlichst und mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln, bekämpfen, ja wenn nicht gar im Keim ersticken sollten. Fast schon könnte man sagen, das es Elite im ethischen Sinne gar nicht mehr gibt, wohl aber wird ein Mythos aufreicht erhalten, um dafür zu sorgen, dass sich in der sogenannten Elite die Reichen in ihrer Welt treffen können, um noch reicher zu werden.
Von daher ist wohl unter „Parallelgesellschaft“ durchaus auch die Welt der heutigen „Elite“ zu verstehen.