Grün, Anselm: Damit die Welt verwandelt wird – Die sieben Werke der Barmherzigkeit, 2011.
Lesezeit: zwei Abende
Da das Erdwesen schon oft gefragt wurde, was sie denn so eigentlich lese und sie dann niemals etwas zu antworten weiss, wird sie an dieser Stelle das ein oder andere Buch benennen, welches sie gelesen hat oder welches sie auch nicht gelesen hat. Denn es gibt Bücher, die sind in der Tat so übel, dass ein Weiterlesen erst gar nicht lohnt.
Das Buch von Anselm Grün sah das Erdwesen im Supermarkt. Die Hälfte aller Bücher ist dort eher aus dem Bereich Horror und die zweite Hälfte verteilt sich vom historischen Roman über Krimis bis zu Sachbüchern. Das von Anselm Grün gehört wohl auch zum Bereich „Lebenshilfe“ oder „Ratgeber“, aber sollte jemand in der Hektik des Supermarkteinkaufs nach einem solchen suchen, wird er von dem Buch zunächst einmal tief enttäuscht sein.
Auf 160 Seiten mit großer Schrift, meinem Lieblingszeilenabstand von 1,3, einem einfachen Satzbau und einigen Bibelzitaten findet sich, ja was?
Vielleicht sollte man zuerst einmal bemerken, dass Anselm Grün ein Benediktinermönch ist. Oft findet sein Name sich im Zusammenhang mit Gedanken zum Umweltschutz und zur neuen Menschlichkeit. Wahrscheinlich ist er sogar gefürchtet von denjenigen, die sich durch seine Worte beschämt fühlen müssen, da sie ihr Handeln allein auf die Maxime der Wirtschaftlichkeit ausgerichtet haben und dabei vergaßen woher sie einst kamen. Aber kann man seinen Worten wirklich wiedersprechen?
Erdwesen muss gestehen, um das Buch vollkommen zu verstehen, mangelt es ihr im Nachhinein an den Grundlagen. Bisher wusste Sie nicht, dass es 7 leibliche Werke der Barmherzigkeit und sieben geistige Werke der Barmherzigkeit überhaupt gibt. Okay, von allem hat sie hier und da einmal gehört, aber das ist etwas anderes, als wenn man sich ein ganzes Buch lang einmal auch darauf einlässt. Fast schon ist das Buch zu kurz als, dass man sich aus unserer verdrehten Welt wirklich darin einfühlen kann. Oder muss man es gar zwei-, drei- oder viermal lesen, um die Gedanken des Autors verinnerlichen zu können? Je mehr sich das Buch dem Ende neigte, desto mehr Aha-Erlebnisse vermittelte es. Desto mehr gelang es Anselm Grün, die unsortierten Gedanken der Leserin durch seine Sprache in ihre zu verwandeln. Und genau dies ist ein Akt der Barmherzigkeit.
Hungrige speisen, Durstige tränken, Nackte bekleiden, Fremde beherbergen, Gefangene erlösen, Kranke besuchen und Tote begraben. – Das ist sehr oft sehr weit weg von unserem alltäglichen Leben, weil wir alles auf eine wirtschaftliche Art instutitionalisiert haben. Es wird sich darum gekümmert, was sollen wir da noch groß tun? In Wahrheit jedoch und so sagt es Anselm Grün, sind wir selber als Christen gefordert uns darum zu kümmern. Uns darum zu kümmern in unserem täglichen Leben und das gute an diesem Buch ist auch, dass er gleich zeigt, wie das eigentlich gehen kann.
Irrende zurechtweisen, Unwissende lehren, Zweifelnden recht raten, Trauende trösten, Lästige geduldig ertragen, Denen, die uns beleidigen gern verzeihen und Für Lebende und Tote beten. All das sind Dinge, die man viel öfter erwähnen muss, damit sie wieder Eingang finden in unser tägliches Leben und damit wir wieder unsere innere Ruhe, unsere „innere Mitte“ sehen und fühlen können.
Kurz gesagt: Dies ist ein Buch, kurz und knapp gehalten. Aber ich denke, um alle Gedanken wirklich bei sich selbst nachspüren zu können, muss man es ein weiteres mal lesen, muss man vielleicht auch in unterschiedlichen Lebenssituationen sein, muss man sich vor allem auf die Ruhe und Entspannung, die dieses Buch vermittelt, einlassen. Und aus genau diesem Grunde muss es auch nicht länger sein, denn am Ende ist alles gesagt, aber vieles noch aufzubereiten.