Hier die Übungen, die wir bei dem ADAC Einsteiger-Training gefahren sind. Die Übungen habe ich allesamt durchnummeriert, so dass man ggf. darauf Bezug nehmen kann. An dem Training haben 10 völlig unterschiedlich alte Personen teilgenommen, von denen mindestens die Hälfte den Führerschein erst seit etwas über einem Jahr oder seit noch kürzerer Zeit erworben hatten. Die andere Hälfte fuhr entweder schon lange Zeit, aber sehr, sehr wenig oder hatte zwischendurch jahrelang nicht gefahren. Insgesamt waren für das Training 8,25 Stunden angesetzt. Darunter waren eine Vorbesprechung von ca. 45 Minuten, 30 Minuten Mittagspause und eine Nachbesprechung von ca. 30 Minuten.————————————-
1. Lockeres Fahren über den Platz zur allgmeinen Orientierung
2. Fahren auf einer Geraden (ca. 30-50 km/h) und Balanceübungen
2.1 Fahren und dabei die linke Hand vom Lenker nehmen
2.2 Fahren, beide Hände am Lenker und auf die Fußrasten stellen
2.3 Fahren, beide Hände am Lenker und ein Bein auf den Sitz legen
3. Übungen im Schrittempo
Ziel ist der dauerhaft abgestimmte Einsatz von Kupplung + Gas und Hinterradbremse zum Stabilisieren des Langsamfahrens.
3.1 Fahren durch zwei parallel ausgelegte Seile. Die Seile haben etwa einen Abstand von geschätzt ca. 25-30 cm.
3.2 Slalom durch Hütchen wie bei der Fahrschulprüfung
3.3 Slalom durch Hütchen wie bei der Fahrschulprüfung, jedoch stehen die Hütchen ein klein wenig enger, man kann auch leichtes Gefälle in die Strecke einbauen
4. Wohin kippt die Maschine, wenn man beim langsamen abbiegen „zu langsam“ wird, weil man beispielsweise die Vorderradbremse betätigt? Die Maschine kippt in die Richtung des Lenkereinschlags. Übung: Maschine schieben, Lenker einschlagen, dann Vorderradbremse ziehen. Sollte man aber nur zu der Seite hin ausprobieren, wo man selbst gerade steht…
5. Bremsübungen (30, 40, 50 bis maximal 70 km/h). Es soll erst dann eine höhere Geschwindigkeit gewählt werden, wenn die Übungen im unteren Bereich gut absolviert wird.
5.1 Fahrzeug normal abbremsen
5.2 Fahrzeug nur mit der Vorderradbremse so stark wie möglich abbremsen. Dabei wird, bis die Gabel eintaucht, nur bis zum Druckpunkt abgebremst und dann erst die Bremse voll durchgezogen. Sollte das Vorderrad blockieren, muss die Bremse schlagartig gelöst werden. Die Bremsung soll jedoch unbedingt ohne Vorderradblockade ausgeführt werden!
5.3 Fahrzeug nur mit der Hinterradbremse so stark wie möglich abbremsen. Dabei soll die Hinterradbremse von jetzt auf gleich vollständig durchgetreten werden. Dies führt zu einer Blockade des Hinterrades. In der Übung sollte die Hinterradblockade beibehalten werden. (Anmerkung: In der Fahrschule habe ich jedoch gelernt, dass das Schwachsinn ist, und dass man in diesem Falle die Hinterradbremse löst und augenblicklich wieder betätigt. Von daher habe ich es auch in der Übung so gemacht, wie ich es gelernt hatte und hinterher gesagt, dass ich diese Übung unnötig fand, was mir einen vorwurfsvollen Vortrag darüber einbrachte, dass diese Übung vom ADAC für sinnvoll befunden wird und deswegen gefahren werden muss.)
5.4 Gefahrenbremsung.
Aus ADAC-Sicht ist es unmöglich, Vorder- und Hinterradbremse so zu betätigen, um aus beiden Bremsen das maximale heraus zu holen. Deswegen soll man sich allein auf die Vorderradbremse konzentrieren, um eine Vorderradblockade zu vermeiden und die Hinterradbremse einfach komplett durchtreten, da das Motorrad auch mit blockierendem Hinterrad weiter geradeaus fährt. (Anmerkung: In der Fahrschule legte mein Fahrlehrer beim fortgeschrittenen Üben darauf wert, dass das Hinterrad nicht blockiert und man möglichst lernt, die Hinterradbremse entsprechend zu lösen und dann erneut zu betätigen, während man die Vorderradbremse natürlich gezogen hält.)
Um einen Vergleich der einzelnen Bremsversuche zu machen, sollte man sich nochmal heraussuchen, was die Werte für die in der Fahrschule gelernten Bremswege sind und dann z.B. mit Kreide entsprechende Markierungen ziehen. Erst dann sieht man ja, ob das eigene Bremsen nach und nach immer besser funktioniert. Bei 50 km/h kann man jedenfalls auf einen Bremsweg von unter 12 Metern kommen.
Noch etwas Interessantes: Die Empfehlung des ADAC lautet (derzeit), man solle alle vier Finger zum Bremsen (und für das Kuppeln) nehmen. Die Begründung lautet, dass man vier Finger gleichzeitig schneller vom Bremshebel nehmen kann, als z.B. zwei, wenn zwei sich noch auf dem Gasgriff liegend befinden. (Beim Bremsen wird grundsätzlich die Kupplung mit gezogen.) – Ich denke nicht, dass man das so pauschal so sagen kann. Es gibt Situationen, wo man sich, weil man das Bedürfnis hat, auf dem Motorrad sitzen zu bleiben, an den Lenker krallt, um nicht darüber hinweg zu fliegen. Das führt dazu, dass man die Bremse voll durchzieht und nicht mehr lösen kann, wenn man alle vier Finger an der Bremse hat. Hat man hingegen nur zwei Finger an der Bremse, kann man zugleich den Lenker „festhalten“ und so trotzdem die zwei Finger von der Bremse nehmen. Der Festkralleffekt greift nicht, folglich wird die Bremse auch nicht voll durchgezogen, wenn dies nicht sinnvoll ist. Dass man sich dadurch zwei Finger bei der Ninja einquetscht ist nicht zu befürchten, da man die Bremse ja überhaupt nicht bis zum Griff ziehen kann – ganz im Gegensatz zu z.B. einer Honda-Bremse, die sich sogar bei einer neuen Maschine total schwammig anfühlte und tatsächlich bis an den Gasgriff durchgezogen werden musste. Zum Kuppeln sollte man aus meiner Sicht ruhig immer alle vier Finger nehmen. Es passiert ja nichts schlimmes, wenn die Kupplung gezogen bleibt. Mein Eindruck ist außerdem, dass es auch noch abhängig von der Lenkerhöhe ist, ob es zum „Festkralleffekt“ kommen kann oder eher nicht. Bei der Ninja ist das jedoch meiner Ansicht nach definitiv der Fall, da der Lenker tiefer ist als bei vielen anderen Motorrädern und man so in bestimmten Situationen schneller das Gefühl hat, dass man über den Lenker hinweg abheben könnte. (Beim unvermeidlichen Sturz muss man den Lenker in JEDEM Falle sofort loslassen, da der Mensch eine bessere Flugbahn hat als das Motorrad!! – Das wurde aber nicht vom ADAC gesagt. Das war nur der Kumpel meines Fahrlehrers, der ein erfahrener Motorradsturz- und Frontalaufprall-Experte ist. Man kann es nicht üben, aber man sollte sich diese Situation z.B. im Bett liegend so oft wie möglich vorstellen, um sich im Notfall daran zu erinnern, um dann wirklich den Lenker los zu lassen.)
6. Wenden.
Ziel der Übung ist es, möglichst knappes Wenden (z.B. auf einer Straße) zu üben und dabei die richtige Blickführung anzuwenden. Zu langsam sollte man dabei auch nicht sein, denn sonst kippt man um.
Hütchenaufstellung:
x—–x——————–x—-x—-x—-x—-x
Man fährt (in der Abb. von unten) zwischen das rechte und zweite Hütchen von rechts ein, dreht dann den Kopf so nach links, dass man die beiden etwas weiter auseinanderstehenden Hütchen auf der linken Seite, zwischen denen man hindurchfahren will, sieht und fährt dann die Wendung zu Ende.
Zuerst fährt man durch die ganz rechten beiden Hütchen, dann zwischen das dritte und zweite Hütchen von rechts und so weiter, bis man die Wendung nicht mehr enger fahren kann. Wichtig bei der Übung ist, dass man tatsächlich ausschließlich genau die Stelle zwischen den beiden linken Hütchen anpeilt, durch die man hindurchfahren will. Da allein der eigene Blick die Maschine „lenkt“ funktioniert die Übung nur so. Allerdings kostet das ganze ziemliche Überwindung, da man zum Zeitpunkt der eigentlichen Wendung nichts anderes mehr anschauen kann, weil man ja spontan durch das Wenden die Richtung wechselt. Darum muss man diese Sache wirklich mehrfach üben. (Ich finde das ist die schwerste Übung von allen.)
8. Kreisfahrt bzw. Kurvenfahrt
Gemeint ist hier ein Kreis, der so riesig ist, das zwei Motorräder, die um 180° versetzt fahren mit 50 km/h ganz locker reinpassen. Es ist also wirklich ein sehr großer Kreis, den man z.B. auch mit einem LKW mit Anhänger relativ schnell durchfahren könnte.
8.1 Technik „Legen“: Motorrad und Fahrer bilden eine Line, wenn man von vorne guckt. Nur der Kopf des Fahrers ist gerade aufgerichtet, damit der Horizont weiterhin in gewohnter Art und Weise wahrgenommen werden kann – also waagerecht. Fußballen auf die Fußrasten und hochschalten bis 50 km/h. Nachteil dieser Technik: Man braucht sehr viel Platz, wird also sehr breit auf der Fahrbahn – halt wie ein Auto.
8.2 Technick „Drücken“: Motorrad ist schräg, Fahrer sitzt aber gerade, indem er mit dem Hintern auf diejenige Kante vom Sitz rutscht, die vom Kreis nach außen zeigt. Das ist die vorrangige Technik, die man beim Ausweichen anwenden sollte. Außerdem braucht man sie immer dann, wenn man plötzlich nur noch ganz wenig Platz auf der eigenen Fahrbahn hat, weil z.B. jemand die Kurve schneidet. Die Gefahr dabei ist, dass man das Motorrad in eine solche Schräglage bringt, dass die Reifen die Haftung verlieren. Kommt wohl insbesondere daher, weil wir uns tatsächlich auf die äußere Sitzkante setzen sollten. Dann hat man selbst nämlich plötzlich gar keinen Respekt mehr vor der Schräglage, denn man selbst merkt ja körperlich nichts davon.
8.3 Technik: „Hang-Off“: Soll man nicht im Straßenverkehr machen, weil man als Fahrer dann schlicht so tief hängt, dass die allgemeine Verkehrsbeobachtung unmöglich wird. Schließlich hängt man ja neben dem Motorrad, welches aufrechter steht als der Fahrer daneben.
9. Ausweichen während der Kreisfahrt ab 30 km/h.
Auf die Kreisbahn wird eine Ausweichhütchengruppe aufgebaut:
———-x—–x [Ausfahrt-Tor]
—-x–x–x–x–x–x–x [Hinderniss]
———-x—–x [Einfahrt-Tor]
Dazu gibt es ein Eingangs- und ein Ausgangstor, welches durchfahren werden muss. Man testet nun das Ausweichen ohne Bremsen (Kupplung dabei ziehen!) zum inneren und später dann zum äußeren Rand der Kurve hin und überprüft, wo die jeweiligen Schwierigkeiten liegen.
10. Bremsen während der Kreisfahrt mit ca. 50 km/h.
Diese Übung ist mir weiterhin ein Rätsel. Auf jeden Fall sollten wir mit 50 km/h den Kreis befahren und dann die Vorderradbremse betätigen. Auf keinen Fall sollten wir die Hinterradbremse benutzen. (Anmerkung: Ich habe die Übung nicht verstanden, aber das Motorrad richtet sich beim Bremsen natürlich auf und man muss durch Lenkereinschlag die Linie wieder berichtigen. Keine Ahnung, was ich dabei alles falsch gemacht habe, jedenfalls schaute mich die Trainerin bei jedem Versuch erneut säuerlich an…)
11. Weite Slaloms ab 30 km/h, 50 km/h
11.1 Auf relativ gerader Strecke wurde die gestrichelte Mittellinie als Marker für die Slalomfahrt verwendet. (Anmerkung: Das habe ich auch nicht verstanden, denn die, die vor mir fuhren, schienen den Slalom gar nicht so richtig zu den Seiten hin aus zu fahren. Sie brauchten dafür vielleicht insgesamt 1 Meter Platz und da ist es natürlich schwierig, immer zwischen die Linien zu treffen. Naja. Keine Ahnung, wo das Problem lag. Vielleicht bin ich auch etwas zu schwungvoll gefahren, aber ich dachte mir, dass ich vielleicht mal den vorhanden Platz ausnutze.)
11.2 Zwischenübung, die sehr viel Wiederworte in der Teilnehmergruppe erzeugte. Auch hier ist mir nicht klar, was diese Übung uns vermitteln sollte, also beschreibe ich sie mal:
Es wird auf gerader Strecke auf knapp 50 km/h beschleunigt. Dann nimmt man die Gashand vom Lenker und hebt sie hoch in die Luft. Zugleich nimmt man den linken Handballen und drückt vor den linken Lenkerstummel. Erfolg: man wird sofort langsamer und die Maschine zieht nach links. Ich fand die Übung ehrlich gesagt, für eine nicht gerade breite Straße nicht so geeignet, da man doch relativ schnell in die Nähe des Grases gelangt. (Der Begriff „Lenkimpuls“ wurde übrigens in diesem Zusammenhang von der Trainerin nicht genannt.)
12. Ausweichen auf gerade Strecke ab mit 30 km/h und 50 km/h
Für diese Übungen wird ein mittiges Einfahrt-Tor aus zwei Hütchen hingestellt. Genau 12 Meter dahinter ist ein Hütchen-Hinderniss-Aufbau. Wieder 12 Meter dahinter kommt das mittige Ausfahrt-Tor aus zwei weiteren Hütchen.
12.1 Ausweichen ohne Bremsen in die eine oder andere Richtung
Beim Ausweichen muss man die Kupplung ziehen, um langsamer zu werden. Ist das Hinderniss vorbei und die Maschine wieder gerade, muss man die Kupplung wieder kommen lassen und aus dem Ausfahrt-Törchen heraus beschleunigen.
12.2 Ausweichen mit Bremsen in die eine oder andere Richtung
Es wird ab dem Hütchen für das Einfahrt-Tor gebremst, die Bremse gelöst und dann ausgewichen.
12.3 Bremsübung im Ausweichparcour mit Hindernis
Es wird ab dem Hütchen für das Einfahrt-Tor so stark wie möglich für genau 1 Sekunde gebremst (laut 21 rufen – dabei deutlich sprechen), aber dann durch das Hindernis hindurch beschleunigt, um wieder auf die Anfangsgeschwindigkeit zu kommen. Quintessenz: Man bekommt eine Gefahrenbremsung bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h meistens auf einer Distanz von 10 oder 12 Metern hin. Von daher soll man Hindernissen nur dann ausweichen, wenn man schneller ist als 50 km/h. Ist man langsamer als 50 km/h, dann macht man lieber eine Gefahrenbremsung und fertig. Es war irgendwie auch eine rechnerische Größe und hatte noch etwas mit der Reaktionszeit zu tun. Jedenfalls liegt man mit einer Gefahrenbremsung laut ADAC bis 50 km/h bei einem plötzlich auftauchenden Hinderniss immer richtig.
12.4 Ausweichen ohne Bremsen, aber mit „wechselndem“ Hindernis
In Übung 12.1 durfte man selbständig entscheiden, ob man nach rechts oder links ausweichen möchte. Für diese Übung braucht man eine zweite Person, die 16 Meter vor dem Hindernis anzeigt, ob sich das Hindernis rechts oder links befindet. Die Person steht so weit hinter dem Ausfahrt-Törchen, dass sie in jedem Falle „sicher“ plaziert ist und damit jegliche Gefährdung durch den Fahrer für sie ausgeschlossen ist. Beim ADAC wurde das mit Handzeichen gemacht, das sieht dann aber so aus, als ob eine Richtung angzeigt wird. Es ist wohl besser, die Person hat z.B. einen bunten Ball oder eine Fahne in der Hand und zeigt damit das Hindernis rechts oder links an, welches es zu Umfahren gilt.
13. Übungen auf Schotterplatz
Der Schotterplatz war eigentlich ein Nebenparkplatz des ADAC-Geländes.
13.1 Leichtes Fahren auf Schotter bis 40 km/h
13.2 Vorderradbremsung bei 40 km/h
Ziel der Übung ist es, das Vorderrad zum Blockieren zu bringen. Da man in diesem Fall schlagartig die Vorderradbremse lösen muss, wird zunächst eine Trockenübung gemacht. Man zieht die Vorderradbremse schlagartig zu, um sie dann ebenso schnell wieder vollständig zu lösen. Nach der Vorderradblockade kann weitergefahren werden.
13.3 Gefahrenbremsung bis 40 km/h ohne dabei ins Rutschen zu geraten
(Anmerkung: Die Übungen unter Punkt 13 haben noch vier von 10 Teilnehmern mitgemacht, von denen einer ABS hatte. Bei allen anderen war einfach nach 8 Stunden die Konzentration nicht mehr da. Teilweise hatte man das auch schon ab Übung 12.1 gesehen. Ich bin ja schon so einige Male auf Schotter gefahren, aber der war wirklich schlimm, weil es auch viele größere Geröllstücke und tiefe Löcher gab. Ich hatte schon Probleme überhaupt anzuhalten, weil ich mit den glatten Motorradschuhen im Stand kaum Halt finden konnte. Ich denke nicht, dass die Ninja mit Originalbereifung geeignet ist, auf so einem Terrain 40 km/h zu fahren.)