Im allgemeinen wird ja immer zu PS-stärkeren Motorrädern geraten, weil jeder davon ausgeht, dass jeder Fahrer nach der 34 PS-Zeit unbedingt auch ein größeres, schnelleres Motorrad fahren will. Und dann, so lautet die simple Formel, kann er ja einfach die Drossel entfernen und hat genau dieses PS-stärkere Motorrad, dass er ansonsten ja sowieso schon perfekt im Griff hat. Der Fahranfänger muss also nicht nach zwei Jahren ein neues Motorrad kaufen, sondern alles ist zu seinem Besten, weil er ja dieses Motorrad schon hat, indem er die Drossel herrausmachen lässt und er braucht somit nicht mehr erneut viel Geld auszugeben.
Je mehr Kilometer ich gefahren bin (derzeit aber erst 3500km) und je mehr ich über Motorräder erfahre und darüber lerne, desto mehr hinkt für mich dieser Ansatz.
Ich denke schon, dass jemand, der viel 125er gefahren ist, womöglich sogar unterschiedliche Modelle – so eine Entscheidung, welches Motorrad möchte ich in drei (!) Jahren fahren? – vielleicht eher treffen kann, als jemand, der nur den A-Führerschein gemacht hat und nun vor der Aufgabe steht, sich sein wirklich erstes Motorrad zu kaufen.
Wie kann jemand, der vielleicht gerade in der Fahrschule ist, wissen, was er wirklich einmal für ein Motorrad fahren möchte? Woher kann er wissen, was für ein Motorrad tatsächlich „das Richtige“ für ihn ist? – Aus meiner Erfahrung heraus ist es eher so, dass man doch meistens nur das „Jetzt und Hier“ beurteilen kann. Von daher sehe ich die Gefahr, dass man unter Umständen sehr viel Geld ausgibt für etwas, was man dann nach der 34 PS-Zeit sowieso durch etwas anderes ersetzen möchte. Nur weiß derjenige das heute noch nicht, denn wie sollte er das können? Niemand kann in die Zukunft schauen.
Ich kann nur sagen, dass ich schon oft Sachen gekauft habe, die ich für gut befunden habe und von denen andere meinten: „Also da gibt´s aber was besseres!“, „Nee, also das geht nicht, das ist doch blöd…“, „Nimm doch gleich was ‚anständiges‘ bzw. ‚vernünftiges'“ usw. usw. und trotzdem war das von mir ausgesuchte halt doch genau das, was ich haben wollte. Und wenn ich etwas gekauft habe, wozu mir andere geraten haben, es mir empfohlen haben, obwohl ich eigentlich der Meinung war, dass das nicht so gut zu mir passt, dann war es später doch wieder so, dass ich alle Hebel in Bewegung gesetzt habe, es halt doch noch abzuändern, was dann meistens teurer wurde als es ursprünglich geworden wäre, wenn ich es gleich so gemacht hätte wie ich wollte…
Es ist darum wichtig, dass man selbst mit seiner Wahl zufrieden ist. Viel Geld für das erste Motorrad auszugeben, kann schon ein Risiko sein. Ist es ein Fehlkauf, dann ist der Verlust viel höher, als wenn Du Dir irgendein altes 0/8/15 Bike kaufst (wird ja Fahranfängern auch oft geraten, wobei dann meistens ignoriert wird, dass sie selbst vielleicht nicht dazu in der Lage sind, dieses Bike auch in fahrbarem Zustand zu erhalten).
Ebenso musst Du immer damit rechnen, dass es Dir im geringsten Falle irgendwann einfach wegrutscht. Sind keine Sturzpads dran, kann eine komplette Seite der Verkleidung hin sein, der Blinker ist ab, die Frontmaske hat vielleicht einen Riss… Hebel verbogen oder abgebrochen… kann alles vermutlich auch mit Sturzpads passieren. Von daher solltest man schon über finanzielle Reserven verfügen, denn niemand will einfach mit dem Fahren aufhören oder statt einer möglicherweise hohen Reparaturrechnung gleich das nächste Bike kaufen müssen.
Was bist Du für ein Typ? Eher langsam, eher spontan, eher ziemlich schnell entschlossen? Hast Du es immer eilig oder kannst Du auch mal gut lächelnd zusehen, wenn andere sich abhetzen und immer vorne sein wollen?
Wenn ich die kleine Ninja fahre, dann denke ich sehr oft, dass ich schon extrem schnell fahre. Und wenn ich auf den Tacho schaue, dann sind da gar nicht so schrecklich hohe Werte abzulesen. Ist klasse für meinen Führerschein! – Und trotzdem, wie dieses Forum eindrucksvoll beweist, kann man dennoch wegen zu schnellen Fahrens mal den ein oder anderen Monat ohne Führerschein dastehen…
Okay, heute habe ich jede Menge Ninjas gesehen. Natürlich alles die großen. Ich frage mich immer, was die so von uns denken, wenn wir mit unseren 250 ccm um die Ecke biegen. Als dann auch noch eine R1 hinter mir auftauchte, sah ich mich genötigt, mal kurz etwas weiter rechts zu fahren… denn die Strecke kannte ich auch nicht. Eine andere Ninja wollte zuerst gar nicht überholen. Hatte noch einen Sozius hinten drauf und vor uns kam ein Kreisverkehr… also durchschroten so gut es geht, sonst fällt der hinter mir gleich auf die Nase, weil er so stark bremsen muss.
Auf der Hauptstraße durch den Ort. Und hinter einer starken Kurve hat es die große Ninja dann gepackt. Einmal kurz Gas und schon war sie vorbei. So etwas geht mit einer kleinen Ninja natürlich nicht, wenn nur ein paar Meter freie Sicht voraus sind. Soetwas geht aber vermutlich auch nicht mit irgendeinem gedrosselten an sich aber PS-stärkeren Motorrad. Bis zum Ortsausgang bin ich noch ziemlich gut hinterher gekommen, er fuhr mir ja schön die Linie vor. Dann das Ortsausgangsschild. Oh Scheiße?!
Die große Ninja gibt leicht Gas und ich Vollgas. Das was ich dann zu sehen bekam, war ganz klar die Differenz zwischen einer „normal sportlich“ gefahrenen großen Ninja und der voll ausgefahrenene kleinen Ninja Und irgendeine Suzi, die wir im Ort auch noch eingesammelt hatten, zog auch noch vorbei… – Wenn man solche Szenen nicht dauerhaft ertragen kann, dann ist die 250R womöglich das falsche Motorrad? Oder ist es vielleicht der falsche Führerschein mit den lahmen 34 PS? – Moment, da ist noch was… wie war das nochmal mit der Fahrerfahrung?
An der Suzi (ebenfalls mit Sozius) konnte ich nahezu dran bleiben, bis sie abbog. Die große Ninja war nicht mehr zu sehen. Nach einigen Kilometern vorwiegend durch Alleen, war ich dann plötzlich ganz erstaunt. Da war sie wieder, die große Ninja mit Froschweibchen hinten drauf geklemmt! – Tja, vor einer geschlossenen Schranke muss eben jeder halten :)
Für mich war´s ein kurzer Stopp. Er muss da echt schon eine Ewigkeit gewartet haben. Nachdem die beiden, die kleine kurz in Augenschein genommen hatten, ging die Schranke auch schon wieder hoch. Die große Ninja startete wirklich handzahm. Ich denke, das ist so in etwa die Geschwindigkeit, die man schon fahren muss, um damit halbwegs Spaß zu haben. Ich konnte wieder Vollgas geben… vor mir die Straße war ja frei gefegt :)
Da ich in dem Moment nur das absurde Ziel vor Augen sah, die große Ninja zu „verfolgen“, war Vollgas diesmal wirklich Vollgas und ohne ein Denken an mein „armes Motörchen“. Also cooles Racing-Feeling. Zwar dieses mal ohne Aussicht auf Erfolg, aber mit sehr viel Spaß und für mich ganz sicher schnell genug. Wäre ich schneller gewesen, wäre es Glückssache gewesen, ob ich die nächste Kurve noch bekomme oder statt dessen in den Wald fliege. Da fehlt ganz einfach die Fahrpraxis, aber da der rote Bereich ja eh schon – zumindest in diesem Gang – erreicht war, war es dann wohl auch schnell genug und ich durfte wieder an mein „armes Motörchen“ denken und langsamer werden, denn die große Ninja war nun wirklich inzwischen außer Sicht *byebye*
Tja. Wird das der arme Ninja-Fahrer vor mir jemals erleben? Ich meine, wie soll der jemanden finden, der ihm das Tempo so vorgibt, so dass er Vollgas geben kann, um auf so einer schmalen und nur bedingt renntauglichen Straße eine aussichtslose Verfolgung aufzunehmen?
Ein Motor, der an seine Grenzen gerät, klingt anders als einer, der an einer bestimmten Stelle abgewürgt wird, weil er nicht mehr schneller werden darf… Ich glaube, das ist der Hauptunterschied. Selbst mit wenig Fahrpraxis kannst Du relativ bald voll los schroten. Das ist einfach etwas anderes, als wenn eine lahme Ente startet und dann zum Schluss allein durch die höhere Endgeschwindigkeit gewinnt.
Andere können Dir viel erzählen, aber sie sind niemals Du. Entscheide, was für Dich momentan das Richtige ist, denn das wird momentan auch das Richtige für Dich sein.