Was ist ein typischer Frauenjob?

In Bezug auf die angebliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern in der deutschen Arbeitswelt gibt es noch einiges zu beobachten. Welche Jobs werden eigentlich von Frauen bekleidet?

Klar, diejenigen, die die Gleichberechtigung zumindest für in Reichweite befindlich halten, nennen jetzt sowas wie „Frauen können Technikerin oder Ingenieurin werden“, „Frauen studieren häufig – naja, also meisten ja Sprache… das liegt ihnen irgendwie“, „Frauen machen auch fast immer ein besseres Abitur als Männer“ usw. usw.. Aber was bleibt von alledem? Wo finden wir Frauen tatsächlich. Natürlich:

  • auf dem Klo. Es sei denn es findet sich ein männlicher Afrikaner dafür.
  • als Reinemachfrau, halt so wie es immer schon war. Aber die sprechen ja fast auch nie deutsch – sind alle zu faul das überhaupt zu lernen – oder vielleicht auch einfach zu dumm?
  • als hauptberuflicher Fensterputzer. Das war zwar mal ein Männerberuf, aber inzwischen ist er so schlecht bezahlt, dass ihn eigentlich kein Mann mehr machen will und irgendwie passt Putzen ja auch besser zu Frauen, oder etwa nicht? Und außerdem wollen Frauen ja auch zeigen, was sie so drauf haben, durften ja schon als Kind nicht auf Bäume klettern, da können sie jetzt sich mal bei den schicken Glassfassaden angeseilt beweisen – vor sich selbst, vor der Welt… und die Männer lachen bei dem Gedanken, dass die Damen für 3,50 Euro die Stunde schuften. Okay, Erdwesen will nicht übertreiben. Ihre Bürofenster wurden einmal von einem Mann gereinigt, der sagenhafte 2,40 Euro pro Stunde dafür bekam – aber der war ja auch aus dem tiefsten Dunkeldeutschland und hätte sonst einen 1 Euro-Job annehmen müssen. Wie gesagt: Ausnahmen gibt es immer und gerade beim Fensterputzen sind die Preisspannen enorm!
  • beim Postaustragen. So lange der Briefträger noch eine Uniform mit schicker Schirmmütze trug, einen nagelneuen VW-Käfer fuhr und an jedem Hof ein Schnäppschen eingeschüttet bekam, da war das noch reine Männersache, aber jetzt, wo auch in abgelegenere Gegenden die Briefe sicher aus ökologischen Gründen mit dem Fahrrad ausgetragen werden – egal wie glatt es ist oder wieviel Hagel vom Himmel fällt und wo es überhaupt soviel Diskussionen um Mindestlöhne usw. gibt, da werden immer mehr Frauen eingesetzt. Und überhaupt: die hätten so eine schicke Uniform nie angezogen, man sieht ja wie sich die Bundeswehr bemüht, Frauen zu rekrutieren. Die sportlich schicken Jacken, die jetzt bei der Post getragen werden, die passen doch prima zu Frauen!
  • auf dem Gabelstapler. Das ist eine ganz prima Sache für Frauen. Die haben nämlich durchaus technisches Verständnis und außerdem siehts ja auch sexy aus für den Rest der Belegschaft und es gibt ja auch noch die Frauenquoten, die in bestimmten Branchen eingehalten werden müssen. Das muss so ähnlich sein, wie die Beschäftigungsquoten für Schwerbehinderte. Da muss man auch zahlen, wenn man keine oder nicht ausreichend viele davon beschäftigt.

Verlassen wir mal die schöne aber schnöde Welt der Ausbildungsberufe. Wenden wir uns mal der Elite dieses Landes zu: den Akademikerinnen.

Allein der Begriff ist herrlich, findet das Erdwesen. Wenn es „Akademikerin“ hört, dann sieht es sofort Fräulein Rottenmeier von Heidi vor sich oder aber eine Juristin, mit blonden zurückgekämmten Haaren, einem niedlichen Pferdeschwanz, einer Nickelbrille auf der süßen spitzen Nase, kleinen zierlichen Händchen und einem überaus schmächtigen Körperbau. Als die Germanen noch bei Kalkriese kämpften, dürfte ein solches Exemplar von Frau nicht von allzu großer Hilfe gewesen sein – aber egal, wir leben ja im Heute.

Grundsätzlich lässt sich zuerst mal sagen, dass es durchaus Studiengänge gibt, wo Frauen einfach hingehören: Erzieherinnen etwa, also Pädagogen im Allgemeinen und im ganz besonderen gehören sie in die Grundschule. Dann haben wir da noch die Riege der Ärztinnen, aber bitte nur in der Hausarztpraxis, ganz bestimmt aber nicht bei der Leichenbeschau. Da kommt Quincy nämlich viel überzeugender. Juristin hatten wir ja schon erwähnt und oben beschriebene Ausgabe wird auch nicht zu viele ernsthafte Querelen verursachen (vgl. Kalkriese). Was aber machen wir mit dem Rest? Mit den Frauen, die weder Sprachen noch eben benannte Disziplinen ihr eigen nennen?

Da wollen wir mal überlegen. Ingenieurinnen sind eigentlich nicht so das Problem, es gibt ja nicht so viele. Wissenschaftlerinnen? Sind doch eher die Ausnahme. Geographinnen?

Ach herrje! Die Riege der Universaldilettanten („Tante“ ist ja schon weiblich). Da ist es eigentlich egal, ob man da einen Mann oder eine Frau vor sich hat. Die mischen sich sowieso überall ein und haben doch von nichts eine Ahnung. Den Vermessern arbeiten sie zu ungenau, die Biologen treiben sie mit ihren Verallgemeinerungen der Pflanzenvergesellschaftung zur Weißglut und den Juristen sind sie suspekt, weil sie sich erdreisten, mit ihrem Halbwissen Planungsangelegenheiten zu regeln oder andere unbescholtene Disziplinen bei Planungsvorhaben geradezu aufzuwiegeln, bis die dann auf ihr – natürlich nur vermeintliches – Recht bestehen. Den Wissenschaftlern sind sie schlicht zu pragmatisch, denn der Geograph und auch die Geographin – nicht zu verwechseln mit der Geogräfin, zu der hier keine Aussage getroffen werden kann – haben die unangenehme Eigenschaft, die Welt stets im Hier und Jetzt zu sehen.

Und dann gibts ja auch noch die Geograph(inn)en, die sich in der Tat „mit Computern auskennen“, aber die heißen ab 1992 eigentlich Geoinformatiker (von einer Geoinformatikerin hat das Erdwesen noch nie gehört), die aber heute in der Regel kaum noch geographische Grundkenntnisse besitzen, aber auch nicht gescheit programmieren können und es gibt auch Umweltwissenschaftler. Die können zwar auch nicht programmieren und sie verstehen nur wenig von Geographie, aber Umwelt war mal „in“ als dieser Studiengänge eingeführt wurden und „Wissenschaft“ klingt immer ernstzunehmend – sogar in ihrer nativen weiblichen Form. Die neuste Erfindung ist der Wirtschaftsingenieur mit der Fachrichtung Geoinformation. Das ist eine tolle Sache, weil sie vor allem ja auch Männer anspricht. Ein Ingenieur hat´s halt nicht schwör, näh?

Wohin mit diesen Genies der Halbwahrheiten und des gnadenlosen Engagements? Geschäftsführer bei GeoTopics Inc., Leiter eines Airports, Shopping Centers, der hiesigen Gemeinde oder doch Aushilfe beim Amt für Datenerfassung? Die Bandbreite ist weit gefächert und dass jeder Geograph schon im Grundstudium lernt, dass Geographie das ist, was ein Geograph macht und nicht umgekehrt, macht die Sache auch für die Arbeitgeber nicht einfacher. So findet man sie tatsächlich überall, wo jemand gebraucht wird, der nichts richtig aber fast alles zumindest doch halb kann. Sie sitzen dort, wo es rund gehen muss, weil sonst nichts mehr läuft und sie nehmen die Jobs, von denen niemand so richtig weiss, wer da eigentlich hingehören könnte und so tun alle die gleiche geographische Arbeit für die unterschiedlichesten Gehaltszahlungen am Monatsende, wenn man sie nur lässt.

Geographen sehen ihre Aufgaben, wittern quasi den Raumbezug aus der Ferne, während der potentielle Arbeitgeber diesen oft nichtmal im Ansatz erkannt hat. Und schwupp-di-wupp findet die Geographin sich wieder im Tumult neuster Gesetzgebungen, beständig sich weiterentwickelnder Spezifikationsdokumente, in den Mailinglisten dieser Welt, wo es entweder um die globale Revolution oder aber lapidare technische Lösungen für banale praktische Probleme bei der Geodatenverarbeitung geht. Und das nennt man dann GIS-Koordinator.

GIS steht dabei nicht für einen der scheinheiligsten Arbeitgeber, der im sozialen Pflegebereich tätig ist, sondern in diesem Zusammenhang für Geoinformationssysteme. Ein Manager für räumliche Daten, der das Ganze irgendwie schon richten wird. Ein typischer Frauenjob, denn Ruhm und Ehre gibt es dabei nur in den seltensten Fällen zu gewinnen. Aber: Da dürfen wir uns austoben und – man höre und staune – das alles zusammen mit den Männern, die dort auch schon manchmal zu finden sind, denn der Job fängt langsam an ernst genommen zu werden oder ist es vielleicht doch anders herum?

Über Erdwesen

Erdwesen ist ein Erdwesen! Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Erdwesen schreibt aber auch noch in einer Reihe von anderen Foren und es gibt auch Foren, in denen sie sich so unbeliebt gemacht hat, dass sie dort heute besser nicht mehr schreibt.
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