Ja, es ist wirklich besser, beim Fahren die Angst / unnötige Unsicherheit zu Hause zu lassen und so langsam scheine ich mich auch zu bessern.Hauptproblem war wohl am Anfang gar nicht nur das Motorradfahren an sich, sondern eher das „wo muss ich hin?“, denn ich wohne zwar hier schon eine Weile, aber ich kenne alles eben nur aus der Fahrradfahrerperspektive bzw. aus der des Hardcore-Bahn und Bus-Nutzers. Das „Denken in Wegen eines Fahrradfahrers“ muss man sich dabei erstmal gründlich austreiben. Es ist schwer zu erklären, aber funktioniert in etwa so:
„Da vorne muss ich links, dann kann ich durch die Pfosten durch und fahre ein wenig entgegen gesetzt und dann ein Stück auf dem linken Fahrradweg, dann über die Straße… und dann auf die Linksabbiegerspur mitten auf der Straße in der gleichen Geschwindigkeit wie die Autos…“ – Und das alles am besten mit 28-32+ km/h, was für ein Fahrrad im Stadtverkehr schon ein recht hohes Tempo ist und wofür man gute Reaktionen und gute Bremsen braucht. Ich musste mich bei der Fahrschule echt zusammenreißen, nicht unversehens irgendwo auf einen der großen Fahrradwege einzubiegen und statt dessen auf der Straße zu bleiben. – Bin ich im Münsterland, tue ich mich mit dem Fahrradfahren total schwer, denn da bin ich an Autofahren ja gewöhnt und kenn die Fahrradabkürzungen, die es geben mag, erst gar nicht. Darum bin ich auch schon gespannt, wie es mir da mit dem Motorradfahren ergehen wird
Nach 817 km kenne ich mich jetzt aber inzwischen doch schon ganz gut hier aus. Bin einfach immer in „Kringeln“ von 100-150 km rund um Hannover, an der einen Ecke raus, an der anderen Ecke wieder rein gefahren und mein Kartenmodell im Kopf wird langsam engmaschiger.
Dazu scheint es rund um Hannover wirklich Ecken zu geben, die einfach miserabel ausgeschildert sind, weil man so versucht, den Durchgangsverkehr draußen zu halten. Sehr schönes Beispiel gerade wieder in Engelbostel, wenn man sich von Norden nähert. Die ganze Zeit, ist immer Hannover ausgeschildert. Nur in Engelbostel gibts kein Hannover mehr. Es geht nur noch nach rechts und nach links. Rechts ist aber ein Schild, dass LKW dorthin nach Hannover fahren sollen. Der richtige Weg für´s Motorrad ist aber definitiv nach links. Mag sein, dass es auch rechtsrum irgendwie nach Hannover geht, aber ich lande da wahrscheinlich dann doch wieder in Garbsen
Und dann wollte ich vorhin auch noch eine Abkürzung zu mir nach Hause nehmen Die Strecke mit dem Fahrrad war mir absolut präsent. Leider vergesse ich dann immer die Stellen, wo die Pfähle stehen (die brauche ich als Fahrradfahrer ja nicht zu beachten!) und wo ich nun mit einem Motorrad absolut nicht langfahren darf. Das schlimme ist, ich bin ja auch noch ausgebildete „Expertin“ für Öffentlichen Personennahverkehr und Individualverkehr sowie Städtebau… Also mache ich mir so meine Gedanken über die Verkehrsführung… und das Motorradfahren wird unversehens zur Nebensache, weil ich so begeistert bin von den Tricks, die hier alle angewandt werden, um z.B. die Wegenetze unterschiedlicher Verkehrsteilnehmer zu trennen – fast wie im Lehrbuch. Okay, kann wahrscheinlich niemand hier nachvollziehen. Ist eine Berufskrankheit
Also schnell wieder zurück zum eigentlichen Thema
Heute habe ich ein wahres Meisterstück vollbracht: Anfahren am Berg! Habe selten einen so dämlichen Autofahrer im Rückspiegel gesehen.
Ich tuckere also etwas vorschnell aus der Tiefgarage, die mit einem recht oppulenten Metallgitter gesichert ist. Jeder, der rausfahren will, muss einen Knopf drücken. Dann geht das Gitter hoch und derjenige kann rausfahren. Also stelle ich mich an das Gerät, drücke den Knopf, lege den Gang wieder ein und fahre hoch. Die Tiefgarage hat eine absolut mislungene Ausfahrt, da man, wenn man nicht aufpasst, die Leute auf dem Bürgersteig platt fährt, da man sie einfach nicht früh genug sehen kann. Entsprechende Spiegel sind wohl auch zu teuer. Der „Trick“ besteht also nun darin, mit deutlichem Gasgeben auf sich aufmerksam zu machen und so die Leute oben zu warnen. (Machen alle so, die da rausfahren.) Also hab ich auch mal etwas Gas gegeben, aber irgendwas muss trotzdem falsch gelaufen sein, ich nehme mal an, ich bin einfach zu schnell losgefahren, weil ich einfach nur los wollte und der Motor war vielleicht noch nicht so weit und ich wohl auch nicht. Auf jedenfall geht mir auf halber Strecke unversehens der Motor aus!! Aaaaargh!!
Ich packe voll in die Vorderbremse und es dauert noch einen ganz kleinen Moment bis ich auch den Fuß auf der hinteren Bremse hab. Da es aber auch noch einen minimalen Moment gedauert hat, bis ich überhaupt geschnallt habe, dass der Motor aus ist, bin ich auch schon 10, 20 cm zurückgerollt. Hinter mir ein fetter Audi. Ich muss erstmal überlegen (alles in Sekundenbruchteilen). „Was ist zu tun? Schließlich kann ich ja nicht bis in alle Ewigkeit hier auf Halbmast hängen bleiben…“
Es war ganz einfach, als ich erstmal realisiert hatte, wo das Problem lag und dass nur der Motor aus wahr. Also mit beiden Bremsen bremsend und gezogener Kupplung irgendwie den Starterknopf erreicht, während ich mich auch noch mit dem linken Bein abstützte. – Das muss ausgesehen haben?!
Da fängt der blöde Audi hinter mir wie wild an zu hupen: Der hat gar nicht gecheckt, dass mein Motor aus war – ob der dachte, ich will da parken??? Ich weiss es nicht, sehe nur im Rückspiegel, dass über ihm langsam das schwere Metallgitter zugeht… Oh man, wie kann man so blöd sein, sich das „Knopf-Drücken“ sparen zu wollen und hinter einem Motorrad her zu schroten, was gerade langsam hochfährt
Jedenfalls sprang die Kleine sofort wieder an und ich konnte die restliche Auffahrt nehmen und der Audi hat´s wohl auch noch so gerade unterm Tor her geschafft. Metallkreischen konnte ich nämlich hinter mir nicht hören
Trotzdem habe ich dann mal zugesehen, dass ich Land gewinne, bis zum nächsten Treffen in der Tiefgarage
Jetzt „kenne“ ich da schon zwei! (Der andere hatte aber nur Interesse am Motorrad.)
Danach habe ich dann bei gutem Wetter noch 12 km im Fast-Stau gestanden, bevor ich die nächsten 65 km dann im Regen fahren konnte. Regenfahren macht irgendwie Spaß. Ich kann nicht verstehen, warum so wenig Motorräder bei Regen unterwegs sind. Regen mit starken Windböen ist zwar ziemlich doof, aber nur richtig fette Tropfen?! Leider hab ich mich diesmal erst an die „Streckenempfehlung“ auf einer Louis-Motorradkarte gehalten. Da war die Strecke als „landschaftlich schön“ gekennzeichnet. So ganz nachvollziehen kann ich das nicht. Es ging nur (!) geradeaus und rechts und links waren Bäume – aber auch keine besonders schönen. Eine ideale Teststrecke für eine Hayabusa sozusagen. Ich bin dann sobald wie möglich abgebogen und irgendwann hat mir ein Bauer gesagt, wie ich wieder nach Hannover komme… der hatte echtes Mitleid und hatte mich wohl von seinem Küchenfenster auf die Karte gucken sehen
Okay, genug der Erlebnisse. XY, hau mal rein mit dem Schein! Wir können uns dann ja auf halber Strecke treffen und xx macht mit uns dann die Stadtrundfahrt durch Garbsen yy kommt sicher auch noch mit, der muss ja auch Bekanntschaft mit dem kleinen Nachbarn mit den wenigen Schildern machen. Ja, ja… „forsches Fahren“ >> Da hat mein Fahrlehrer viel geredet, damit ich mal etwas frühzeitiger langsam werde und nicht immer so los heize, um dann genau so schnell wieder zum Stehen zu kommen. Deswegen muss ich ja auch immer den Hintermann per Rückspiegel im Auge behalten. Beim Fahrlehrer hingegen bin ich einfach davon ausgegangen, dass der gut reagieren kann. Als er mir aber sagte, die Fahrstunde sei ganz schön anstrengend für ihn gewesen, weil er mich wirklich immer genau im Auge behalten müsse, bin ich kurzfristig etwas ins Grübeln gekommen