Von Landstraßen, Mähdreschern und anderen gefährlichen Dingen

Inzwischen hab ich zwei Fahrten auf Landstraße hinter mir >> 130 + 144 km. Bei meinen geringen Ortskenntnissen hier (komm eigentlich woanders her), war das ein echtes Erlebnis, aber so langsam wird meine „mental map“ besser und eine Strecke, auf der man prima die Beschleunigung in der Nacheinfahrphase testen kann, hab ich heute auch gefunden :)

Gestern war es ein ziemliches Rumgegurke, weil ich einmal komplett falsch abgebogen bin und mich in Ermangelung jedweder Ortsschilder völlig verfranst habe. Es ist echt übel, wenn man irgendwo zwischen A2 und B6 in Garbsen herumeiert und versucht, in eine andere Richtung außer Hannover zu fahren. Garbsen ist für mich ab sofort ein no-go!! Wie gut, dass wir da mal mit der Fahrschule waren… da hab ich irgendwas von wieder erkannt und konnte mich doch noch auf und davon machen.

Nach 50 km, stand ich schon wieder auf einer falschen Abbiegespur in eine Sachgasse und denk mir noch: mein Gott – wie blöd kann man (=ich) sein?! Plötzlich zieht ein zweites Möppi neben mich und erkundigt sich nach der Ninja. Von da an wurde alles besser! Na, da da sowieso kein anderer außer uns „links abbiegen“ wollte, haben wir also mitten auf der Kreuzung voller Autos einige Rotphasen lang einen Plausch (mein geerbter Schuberth-Helm ist leider wirklich sehr leise) gehalten, der damit endete, dass ich hinter der 125er mit Navi on Board hergefahren bin.

Leider ist es derzeit nicht möglich mit einer 125er Schritt zu halten. Bei eine Drehzahl von 6000 im sechsten Gang ist spätestens bei 83 km/h Schluss. Die 125er bringst auf stattliche 135 km/h! Und außerdem war der Fahrer zwar fast 20 Jahre jünger, hatte aber 12000 km mehr Fahrerfahrung. Jedenfalls hat er eine sehr nette Sightseeing-Tour quer durch den Deister (für die Südländer: das hiesige Gebirge mit einer stattlichen Höhe von über 270 m!) mit mir gemacht und überall auf mich gewartet. Die gefäll- und kurvenreiche Strecke war definitiv zu schwierig für mich – jedenfalls bei diesem Tempo, was dort gefahren wird. Ich habe mich also als Einzige nach den Angaben auf den Verkehrsschildern gehalten und siehe da: es war plötzlich auch möglich, die Kurven halbwegs ok zu fahren. Gleich zu Anfang gabs allerdings eine extrem knappe Sache, aber Dank des Tests auf dem Übungsplatz wusste ich ja, dass die Reifen noch 1,x cm Reserve haben und so passte es dann in einer Linkskurve auch mit der schmalen Straße, die an dieser Stelle gottlob perfekten Asphalt bis zur aller äußersten Kante hatte, während der Mercedes-Fahrer sich nur wunderte, wer ihm da so entgegen schrotete… *Glück gehabt*

Heute habe ich mir dann einige Waypoints auf dem GPS markiert und bin mit einer normalen Motorradkarte gefahren (Magnet-Kartentasche von Louis für 6,95). Dieses Vorgehen hat sich bewährt und immer wenn ich doch mal ein Schild „Garbsen“ sehe, biege ich konsequent in irgendeine andere Richtung ab. Dennoch gab´s wieder zwei Situationen, die für mich einigermaßen Besorgnis erregend waren.

Die erste:
New Holland-Mähdrescher, gefolgt von Trecker mit Eggen-/Walzenkombination um den Mähdrescher nach hinten abzusichern auf Landstraße neben Wald. Tja, mit dem Trecker bin ich oft selbst so hinterher gefahren, nur war ich diesmal auf dem Motorrad. Da ich die Strecke nicht kannte und auch am Mähdrescher nicht ausreichend vorbeischauen konnte, hab ich nicht weiter versucht, zu überholen, sondern bin erstmal hinterher gezuckelt – vielleicht so mit 35 km/h. War eh niemand anderer hinter mir. Dann schrotete von hinten ein chromblinkender knallroter und sehr flacher alter Mercedes-Cabrio heran. Ich fuhr schonmal ganz rechts… *zuckelzuckel*

Wenn ein Autofahrer meint, er könne den Mähdrescher und einen Trecker überholen, dann nur zu! Die Beschleunigung des Mercedes schätzte ich etwa so ein wie die der Ninja und beschloss, mich dann beim Überholen anzuhängen. Der Mercedes heulte auf, ich zog ebenfalls raus… Und was muss ich sehen?!?! Ein alter dunkelgrauer Golf mit roter Nummer kommt dem Mercedes (und mir) mit einer absolut aberwitzigen Geschwindigkeit entgegen geprescht und war genau auf Höhe des Mähdrescher-Schneidwerks! Ich also in die Eisen gegangen, um wieder hinter den Trecker zurück zu fallen, der Trecker macht eine Vollbremsung, weil der Mercedes hinten unter den Mähdrescher fährt und irgendwie vor dem Trecker auf die rechte Spur muss. – Wie gut, dass der New Holland hinten so hoch war, der Mercedes Cabrio so niedrig, der Trecker so „langsam“ gebremst hat und ich nicht an der Egge hängen geblieben bin, weil ich meinerseits scharf genug bremsen konnte. – Ich habe dann mal am nächsten Waldweg Halt gemacht und nachgeschaut, wo ich weiter langfahren muss… Nach dem Gucken wieder etwas im Leerlauf wegen der Motorschmierung gewartet und wieder losgefahren. In einigen km Entfernung zuckelten dann schon eine ganze Reihe von Autos hinter dem Mähdrescher her, der dann auch tatsächlich abbog, als ich mich ihm erneut näherte.

Die zweite:
Ich war wieder irgendwo rangefahren, hatte aber schon 100 km gefahren und beschloss nach einem Blick auf die Karte evt. zu wenden, um doch die andere Strecke zu nehman. Also Seitenständer raus und erstmal absteigen… aaargh!!! Die Maschine kippt nach links, weil der Seitenständer eben wohl nicht ganz raus war und ich denk nur: „Nein, nein, nein!!! Du fällst mir jetzt nicht so einfach hin!!!“ Für – keine Ahnung – zwei, drei Sekunden (???) hänge ich halb auf der Kleinen, linkes Bein fest unten stehend, rechtes Bein kommt partout nicht mehr auf den Boden, da die Maschine schon halb unten ist… Ich war stocksauer, hab sie mit der ganzen mir zur Verfügung stehenden Kraft am Lenker hochgezerrt und sie dann mit dem rechten Bein wieder aufgefangen. Danach war ich viel, viel fertiger als nach dem Überholmanöver oder der rasanten Kurve vom Vortag und ich brauchte echt erstmal eine Pause. Schließlich sollen, wenn irgend möglich, auch die Sturzpads heile bleiben.

Auf der Rückfahrt gab´s dann eine Huckelpiste von 15 km (ein Hoch auf die niedersächsische Straßenbaukunst…), jede Menge Wind und einige Äste auf der Straße. Ich hätte nicht gedacht, dass man fast umgefegt werden kann, wenn man an einer Ampel hält, aber da merkt man schon den negativen Effekt der Verkleidung der Kleinen. Andersherum ist die Verkleidung genau so, dass ich keinen Nierengurt brauche. Einigemale hab ich echt gedacht: Mensch, den darf ich aber das nächste mal nicht mehr ummachen… das ist einfach zu heiß, aber dann ist mir eingefallen, dass ich ihn gar nicht um hatte.

Sonst war die ganze Fahrt eine echte Wonne! Die Strecke werde ich öfter fahren, weil es nur gut überschaubare Kurven und wenig Verkehr gibt. Die Straßenbeläge sind auch in Ordnung und so schrecklich viele Ortsdurchfahrten sind es auch nicht. Man kann sehr gut beschleunigen oder halt auch so langsam fahren wie man es für notwendig erachtet, da keine Autos von hinten „schieben“. Nur beim Überholen, sollte man sich dann doch lieber auf die eigene Einschätzung verlassen als auf die wildfremder Menschen in Cabrios.

Ich glaube, es ist nicht so schlecht, dass man das Möppi sorgfältig einfahren muss. Sonst hätte ich heute deutlich mehr Gas gegeben als gut für mich gewesen wäre.

Das Fiepen war heute übrigens beim Abstellen wieder da. Es ist wirklich der Tank, wenn er sehr warm wird. Wenn man den Tankdeckel kurz einmal auf- und zumacht, ist es weg. Ich bin gespannt, wann ich das nächste mal tanken muss. Flüssigkeitsverluste sind nicht zu beobachten und besonders warm wird das Möppi auch nicht. Eine Sache ist absolut wichtig, habe ich festgestellt: man muss unbedingt die Maschine mindestens 1 Minute im Leerlauf laufen lassen, selbst wenn sie schon warm ist und nur ganz kurz aus gestellt wurde. Ich hab es gestern einmal nicht gemacht und man merkte deutlich auf den nächsten paar km, dass es ihrem Motor nicht zuträglich war.

Heute sind mir übrigens zwei kleine Ninjas entgegen gekommen. Die erste war ganz grün und der Fahrer ziemlich verdutzt über mein Gewinke und die zweite schwarz – und der Fahrer versuchte gerade alle Geschwindigkeitsrekorde zu brechen. Den imposantesten Kawa-Fahrer gabs allerdings gestern zu sehen: eine super-geniale und sicher sehr teure grün-weiße Renn-Lederkombi – achtung – auf einer blauen ER6n *grins* Der muss wohl gerade sein Fahrzeug gewechselt haben?!

Über Erdwesen

Erdwesen ist ein Erdwesen! Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Erdwesen schreibt aber auch noch in einer Reihe von anderen Foren und es gibt auch Foren, in denen sie sich so unbeliebt gemacht hat, dass sie dort heute besser nicht mehr schreibt.
Dieser Beitrag wurde unter Motorrad veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar