Tag der Fahrradfahrer (H ist nicht MS!)

Der erste Mai ist der Tag der Radtouren. Jeder, der etwas auf sich hält macht eine und so hat auch das Erdwesen dieses mal wieder eine Radtour gemacht. Da sich Sparta inzwischen wieder aklikmatisiert hat und der Hinterreifen früher oder später eh aufgrund seine Porösität kläglich versagen wird, dachte Erdwesen sich, dass er ruhig nochmal zeigen kann, was er dennoch so drauf hat und hat sie auch nach knapp 100 gefahrenen Kilometern noch nicht im Stich gelassen.

Während man im Winter davon ausgehen kann, dass man in Hannover alle Fahrradwege für sich alleine und die paar anderen Fahrradfahrer hat, die ebenfalls Fahrradfahren können, so ist es an Tagen wie dem ersten Mai gelegentlich ein echter Graus. Alle Autofahrer steigen auf ihre Aldi-, Kaufland- und Bocas-Räder und legen los. Also muss man als normaler Fahrradfahrer damit rechnen, dass man nur halb so schnell voran kommt, aber viermal soviele Notbremsungen vornehmen muss wie üblicherweise. Besonders in Hannover erscheint, trotz inzwischen großem städtischen Engagement vielen Menschen das Fahrradfahren einen höchst kompliziertes Mysterium zu sein. Da wird vor sich hin getrottelt und von links nach rechts und wieder halb mittig geschwenkt, obwohl man eigentlich davon ausgehen sollte, dass so viele Leute gar nicht so viel getrunken haben können… So etwas findet man in Münster nie und im Münsterland nur dann, wenn wieder einmal ein paar Bayern zu Besuch sind *fg*, was mich wieder an die alte Geschichte erinnert als eine urbayerische Familie auf dem Hauptbahnhof in Münster aussteigt: sie in Tracht, er mit Gamsbart und die Kinder wie die Alten mit Ihren Mountainbikes mit bestimmt über 80 Gängen – zusammengenommen versteht sich!

Den vor Ort befindlichen Holländern und den einheimischen Münsteranern verlangt das natürlich immer nur ein mildes Lächeln und fröhliches Spotten ab. Die Baumberge lassen sich auch noch mit einem Hollandrad gut erklimmen und wenn man sich gerade am anderen Ende in Beckum befindet, dann reicht es, das Fahrrad mal kurz ein paar Meter zu schieben.

Besonders auf ihren ersten Fahrten quer durch Hannover, so vor einigen Jahren, fiel dem Erdwesen auf, wie schlecht die Leute in der Expo- und Messestadt Fahrradfahren können. Die meisten kennen keine Verkehrsregeln, können die Verkehrssituation in keiner Weise einschätzen und mit der Balance hapert es auch. Trotzdem fahren immer wieder viele, viel zu schnell – bsonders an Stellen, wo es wirklich nicht übersichtlich ist. So wurde das Erdwesen gerade noch vorgestern wieder beschimpft, als es in Folge der unübersichtlichen Verkehrssituation erst bremste und dann am linken Rand des Fahrradweges stehen blieb, um eine Straße zu überqueren, in deren direkter Nachbarschaft eine der großen Ausfallkreuzungen der Landeshauptstadt ist. Die nachfolgende Fahrradfahrerin wollte aber weiter geradeaus und sah sich technisch kaum in der Lage ein, zwei oder drei Meter weiter rechts auf dem Fahrradweg zu fahren.

Ein weiteres Dilemma am hannöverschen Straßenverkehr ist es, dass die Regeln wirklich andere sind als in Münster. In Münster hat der Fahrradfahrer Recht. Eine ziemlich einfache Regel. Und in Münster fährt man, sofern man auf der falschen Seite der Straße auf einem Fahrradweg unterwegs ist als Fahrradfahrer links. So ist das nunmal. Dafür lässt man aber allen Autos, die von links kommen auch wirklich ihre Vorfahrt, auch wenn sie diese gar nicht hätten, weil ja das Fahrrad, was gerade im Begriff ist, ihren Fahrweg zu queren von rechts kommt und somit eigentlich die Vorfahrt hätte. Als Fahrradfahrer weiß man ja wie man aussähe, wenn man direkt und ungewollt auf ein Auto träfte. Aber im Gegenzug sind die Autofahrer in Münster sehr kulant und halten spontan an gelben Ampeln, weil sie wissen, dass sie gegen die Unmengen an passierenden Fahrradfahren ohnehin keine Chance hätten. Dafür neigen die Münsterländer dann zu kleinen Wettrennen, wenn die Straße durch die grüne Ampel wieder frei gegeben wird. Gibt es irgendwo Autofahrer, die bei grün schneller starten als im Münsterland??? – Die Antwort ist ja: in Ostwestfalen-Lippe :-)

In Hannover ist die Welt dahingehend völlig aus dem Lot. Alle Autofahrer achten peinlich genau auf die Rechts-vor-Links-Regel und wie oft ist es dem Erdwesen schon passiert, dass sie sich bei drei wartenden Autos an der Kreuzung genötigt sah, mit dem Fahrrad als erste durch zu starten, damit nicht das ganze Viertel irgendwann einfach im Stau steht. Fährt man in Hannover hingegen auf dem Radweg der Gegenspur, so kommt man nur im Kriechgang voran, da die entgegen kommenden Radfahrer glauben, der Radweg gehöre ihnen ganz alleine! Zudem reicht ihre Fahrpraxis meist nicht für plötzliche Ausweichmanöver nach links und wenn man sich nicht vorsieht, wird man doch glatt von Ihnen mitten in den Gegenverkehr geschubbst… Aber vor noch einer einer Sache muss man sich in Hannover in Acht nehmen: Glaube nie, dass Du als Radfahrer auf der Straße eine grüne Ampel auch bei Grün nehmen kannst, wenn Du direkt hinter einem Auto stehst?! Achte einfach auf das Auto und fahre erst dann los, wenn vor Dir eine Rauchwolke aufsteigt und Du kaum mehr atmen kannst. – Wie oft ist das Erdwesen gerade in der ersten Zeit in Hannover quasi zum Kofferraumsitzer geworden, nur weil der Autofahrer zunächst noch mit dem Gurt, der Handbremse, dem Schalthebel, der Kupplung oder der Bremse haderte, bevor er endlich herausfand, wie sein Gefährt nun zu starten sei. Als Fahrradfahrer bleibt einem dann meist nur noch das Gelb, wenn man es vorher nicht geschafft hat, das Auto zu überholen. In den meisten Fällen geht das auch gut, denn die von der Querstraße kommen ja ebenso wenig in die Pötte, wenn sie die üblichen Kennzeichen (H, HM, HI, SFA, WOB…) zeigen. Gefährlich wird es eigentlich erst immer dann, wenn einer dann ein BOR, ST, SO oder GT (!) trägt. Dann ist eine sofortige Vollbremsung immer noch besser als Absprünge direkt vor der Kühlerhaube. HSK heißt auch nicht umsonst hilfe-sie-kommen, aber das ist ein anderes Thema. Glück hast Du natürlich bei einem MS-Kennzeichen. Der weiss, das Fahrradfahrer immer Vorfahrt oder keine Führerschein haben!

Der schlimmste anzunehmende Fall ist jedoch dieser und auch den musste das Erdwesen schon erleben:

Du fährst in Hannover z.B. die Sedanstraße lang. Das ist eine Straße, wo es massig rechts-vor-links-Regelungen gibt, Du aber dabei immer Vorfahrt hast und, da Du Dich in Hannover bewegst, sozusagen voll durchbrettern kannst – bis bei vielleicht den Stop-Schildern. – Wenn Du aber nun ein Auto mit dem Kennzeichen MS siehst, dann bremse!!! Es gibt keine andere Lösung als eine Vollbremsung aus voller Fahrt und zur Not mit Absprung in irgendeinen Vorgarten. Der Münsteraner weiß zwar, dass Fahrradfahrer immer Vorfahrt haben, aber er weiß auch, dass kein Fahrradfahrer es jemals wagen würde, seine Vorfahrt bei einer Rechts-vor-Links-Regelung tatsächlich wahr zu nehmen… und das stimmt ja auch – aber eben nur in Münster…

Über Erdwesen

Erdwesen ist ein Erdwesen! Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Erdwesen schreibt aber auch noch in einer Reihe von anderen Foren und es gibt auch Foren, in denen sie sich so unbeliebt gemacht hat, dass sie dort heute besser nicht mehr schreibt.
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