Ab heute ist es nun sozusagen Erdwesen-amtlich. Seit geraumer Zeit kostet die Milch bei Plus 68 Cent. Es soll sich dabei um sogenannte Frischmilch, also Vollmilch handeln. Bisher hat es das vom Geschmack her auch wohl. Schon beim vorletzten Einkauf von Milch hat Erdwesen bemerkt, dass die Milch einen „komischen“ Geschmack, der an H-Milch erinnert, hatte. Das letzte Mal kaufte Erdwesen nicht selbst ein und macht aus der Milch Schoko-Pudding. Heute nun hat sich das Erdwesen das Kühlregal mit Milch kritisch angeschaut. Es barst sozusagen vor Milchpaketen. Die erste Packung, die sie in der Hand hatte, war bis zum 01.11. haltbar, also sechs Tage. Das ist schon ziemlich lange, aber in diesem Plus hatte noch niemals zuvor so viel Milch herumgestanden. Die Pakete weiter links trugen das Datum 10.11.. Das sind noch 15 (!) Tage. Es ist aber nicht möglich, dass sich Frischmilch so lange hält. Von daher musste es sich um ESL-Milch handeln, doch die Verpackung war identisch mit der, die diese Milch schon immer hatte. Nur an der Papp-Umverpackung ist zu erkennen, dass es sich um „Hält-länger-frisch!“-Milch handelt. Der Preis allerdings ist weiterhin 68 Cent.
Dass Nahrungsmittel weltweit knapp werden ist nicht erst seit gestern bekannt, aber es ist interessant wie es sich in Deutschland äußert. Die Regale mit Süßigkeiten werden immer größer, das Fleisch in den Kühltruhen wird weniger, Milch wird immer mehr verpanscht und verlängert (fettarme Milch), Gemüse wird verramscht, wenn es schon fast nicht mehr genießbar ist und hat alles in allem einen immer schlechteren Zustand, besonders wenn man es in einem Supermarkt kauft. Die geldliche Diskrepanz zwischen einem Blumenkohl, der nur noch von der Form und Farbe her einer ist und einem normalen Blumenkohl beträgt gewichtige 1,80 Euro. Der bei Plus kostete 0,49 Euro, der in einem Bioladen 2,29 Euro.
Damit hat Deutschland nun nicht mehr nur Zweiklassen-Wohnungen (die an Ausfallstraßen für die Armen und Türken; jene auf dem Lande für die Deutschen), eine Zweiklassen-Informationsgesellschaft (jene mit und jene ohne Computerkenntnisse und Internetkompetenz), sondern auch noch eine Zweiklassen-Ernährungsschicht. Und das letztere ist wohl das gravierenste und besorgniserregendste. Aber es ist leichter, ein paar Milliarden (waren es 50, 150, 500? wieviel Nullen hat noch gleich eine Milliarde?) rauszupowern, um mal schnell dafür zu sorgen, dass die Oberschicht sich weiterhin vom Rest der Gesellschaft deutlich absetzen kann.