Das Erdwesen wohnt in einem völlig unterversorgten Stadtteil. Zum Einkaufen stehen ihr in 400m Luftlinienentfernung nur zwei Edeka, ein Rewe, zwei Plus, ein Lidl, ein Pennymarkt zur Verfügung. Der Aldi und der Marktkauf sind vielleicht doch etwas weiter weg.
Schmuckstück aller Supermärkte war und ist – heute den letzten Tag – aber der kleine Plus à la Holtkemper. Auf herrlich engem Raum finden sich 2/3 aller Waren, die auch ein großer Plus zu bieten hat. Alle Kunden haben stets Mitleid mit den Verkäuferinnen, die zwischen Registrierkassen, Pappkartongiganten mit Leerflaschen und Folienmüll nicht nur dreiviertelstündlich die Regale vollräumen müssen, sondern auch noch gelegentlich die bereits mitgebrachten Einkäufe der Besucher, die zu Fuß oder mit dem Rad kommen, bewachen. Holt der Leiter der Filiale eine neue Palette Lassi aus dem Kühlraum, die dann selbstverständlich den kompletten Durchgang versperrt, greifen gleich alle anwesenden Kunden beherzt mit an und ziehen sich diejenigen Sorten heraus, die sie am liebsten mögen. Einmal gabs Bananensaft in rauhen Mengen, da waren wieder alle Gehalten, sich den Zugang zur Kasse freizukaufen und man kann sicher sein: am nächsten Tag war wirklich der Durchgang wieder möglich. Genauso funktioniert das Geschäft mit Toilettenpapier oder Lebkuchen. Letztere waren allerdings wirklich längerfristig ein Problem, da sie bereits im September angeboten wurden…
Kurz, dieser kleine Plus à la Holtkemper hat ein gewisses Flair. Alle Waren sind immer frisch, da die Lagerräume gar nicht für größere Mengen geschaffen sind. Am Ende eines Tages ist das Obst- und das Gemüseregal geplündert wie es sich gehört, und wenn man nur oft genug dort einkauft, ist einem kein Gesicht dieses Viertels mehr gänzlich unbekannt.
Doch heute ist es vorbei. Heute geht es zu Ende. Der Umzug steht an. Der Umzug in das autogerechte Shopping-Paradies mit Autoparkplatz der Superklasse und einem Bosselmann nebenan. Dabei besuchte bisher niemand diesen Plus mit seinem Auto, denn oft genug stand das weiter entfernt von der Wohnung als der Plus lag. Auch Einkaufswagen wurden aus diesem Plus nicht entführt, denn eine markante Treppenstufe mit Säule, dazu ein schmaler Ausgang erstickten bereits einen diesbezüglichen Versuch im Keim. Auch das Brot, welches früh morgens irgendwann ein LKW dort vor die Tür stellte, blieb wohl meistvon selbst hungrigen Passatenten unbeachtet. War halt noch keiner da gewesen, um es in Emfpang zu nehmen.
Den neuen Plus ziert eine Schranke, Fahrradständer wurden noch nicht gesichtet und auf Anhieb würde ich sagen: mit dem Rad ist die Schwelle zum Parkplatz nicht zu nehmen. Vielleicht von Links, aber ich komme meist von der anderen Seite.
Wir werden sehen!