Dass Kartoffeln von England nach Deutschland und Zwiebeln von Deutschland nach England gekarrt werden, ist schon seit Jahren bekannt, aber inzwischen wird es jeden Tag schwieriger, in Deutschland einzukaufen. Die „frische“ Milch hält sich seit neuestem 14 Tage lang, ist aber aus „garantiert regionaler Produktion“, was zutrifft, wenn man ein global denkender Mensch ist und weiß, dass Husum zwar in einem anderen Bundesland, aber nur eine „kleine Strecke von ein paar 100 Kilometern“ von Hannover entfernt ist – letztlich auch nicht viel weiter als das Westmünsterland.
Währenddessen ist es komplett unmöglich, Gemüse oder Obst einzukaufen. Wenn man Glück hat, kommen die Tomaten aus Holland und die Kirschen aus der Türkei. Bei anderen Produkten hingegen ist es schwieriger, besonder bei den „exotischeren“ wie Äpfeln oder Kartoffeln. Erdwesen nimmt an, dass aufgrund der diesjährigen Witterung nicht nur im Garten Ihres Frauchens die Klaräpfel beinahe reif sind und auch Kartoffeln kann man bereits ernten, obwohl sie dieses Jahr alles andere als gut gedeihen. Nun ist Erdwesen Frauchen kein Profi auf diesem Gebiet, Profis sollten das besser im Griff haben.
Im Edeka gelang es Erdwesen immerhin, Kartoffeln aus Niedersachsen zu kaufen. Die stanken zwar seltsam (vielleicht ein Mittel gegen Fäulnis?), aber entpuppten sich nach einer intensiven Reinigung mit Bürste und Wasser, sowie dem Kochen als sogar schmackhaft. Die Alternative wären nur Kartoffeln aus Ägypten oder Israel gewesen. Äpfel kommen vorwiegend aus Argentinien, wenn sie Bioware sind und aus Neuseeland, sofern es sich um Äpfel aus konventionellem Anbau handelt. Deutsche Äpfel gibt es nicht. Das einzige, was Erdwesen aus Deutschland im Obst- und Gemüseregal finden konnte, waren Sellerie, Wirsing und ein kleiner Teil der angebotenen Möhren. Ganz verrückt ist es bei den Zwiebeln. Die kommen nämlich ebenfalls aus Neuseeland oder Israel. Vor zwei Jahren gab es vornehmlich polnische Zwiebeln zu kaufen, die in Beelen verpackt wurden, aber damit es es nun wohl vorbei. Nur nach Recherche in 5 Supermärkten konnte Erdwesen schließlich bei EDEKA ein kleines Netz mit deutschen Zwiebeln aus biologischem Anbau finden, welches sie auch gleich gekauft hat.
Ein in der Nähe befindlicher „Öko-Discounter“ ist auch nicht besser. Zwar wird auf das Gift verzichtet, aber die Produkte kommen in der Regel von noch weiter her – auch dann, wenn sie durchaus in Deutschland oder in Europa produziert werden könnten. Dann verliert sich das teuer bezahlte „Öko“ schon bald wieder im Nichts und man kann auch diese Sachen getrost stehen lassen.
Okay, da wären noch die Marktstände. Doch verraten Sie mir mal, woran sie erkennen, dass genau dieser Marktstand regionale Produkte verkauft. Die meisten Marktstände werden von reinen Händlern betrieben, die im Großhandel einkaufen – wie die Supermärkte. Diejenigen landwirtschaftlichen Betriebe, die die Ungemach auf sich nehmen, mit eigenen Produkten zum Markt zu fahren, muss man zunächst einmal ausfindig machen. Und nicht einmal dann ist gewährleistet, dass die Kartoffeln wirklich auch von diesem Betrieb stammen. Nachdenklich sollte man immer dann werden, wenn der gleiche Markstand auch Zitronen oder echte exotische Früchte im Angebot hat.
Selbst wenn der Verbraucher in Deutschland „aufs Beste“ informiert ist, ist es ein Tagwerk, eine kleine Auswahl an Obst und Gemüse zu erstehen, dessen Ökobilanz auch nur annähernd akzeptabel ist. Und diejenige, die die Zeit hätten, sich diesem Tagwerk zu widmen, denen wird zwangsläufig in der Regel das Geld fehlen, um sich die angebotenen Produkte auch leisten zu können.
Witzig hingegen ist ein Besuch im China-Supermarkt. Kamen wir doch davon mit einer ganzen Palette an holländischen Produkten zu Hause an. Immerhin Holland!