Capella, Ana: Tequila, Tapas und ein Traummann (271 Seiten, 1996)

Capella, Ana: Tequila, Tapas und ein Traummann (271 Seiten, 1996)

Ein Buch aus meiner imaginären Reihe „Frau in der Gesellschaft“. Was soll das Erdwesen dazu sagen? Das Erdwesen weiß nicht einmal mehr, wie dieses Buch zu ihr kam und darin kommen weder ein Tequila noch irgendwelche Tapas vor, denn die Hauptperson lebt von Mikrowellengerichten.

Das Buch war wie üblich recht schnell gelesen, da das Erdwesen es nicht ganz schaffte, alle Details auf sich wirken zu lassen und vieles nur überschlug. Dabei haben wir hier sogar noch ein recht gutes Buch dieses Genres, da es zumindest in sich stimmig geschrieben ist.

Chary ist die Gattin vom inzwischen saufenden und prügelnden Sebastian, den sie aber natürlich immer sehr geliebt hat und der mit ihr nach Spanien gezogen ist, um dort ein gemeinsames Leben zu beginnen, obwohl ihm Spanien als Land überhaupt nicht zugesagt hat. Trotzdem kommt es dazu, dass Chary (Abkürzung für Charlotte) ihn dann eines Tages Hals über Kopf verlässt. Sie packt ihr kaputtes Auto voll mit Tower-PC und einigen Dingen, die sie braucht und bricht mit einer kleinen Menge Bargeld und drei Schecks von seinem Konto auf ins Nichts.

Irgendwie schafft sie es bei Daniel unterzukommen. Natürlich landen die beiden gleich im Bett, denn der offenbar wenig talentierte Maler Daniel ist mit einer reichen Galeristen Alexis aus News York verheiratet. Da er jedoch in der Abgeschiedenheit Spaniens mehr Kreativität zeigt, lebt er jedes Jahr ein paar Wochen „allein“ in ihrem Haus in Spanien.

Daniels Freund ist Patrick, ein Brite, der jedoch Spanien als Wohnort bevorzugt und von seiner letzten Freundin (vorher war er 14 Jahre verheiratet und hat Sohn und Tochter, die jedoch allesamt keine Rolle im Buch spielen, sondern nur als Alibi herangezogen werden, was für ein gut situierter und ehrenhafter Mann Patrick – seines Zeichens Architekt – ist), die ihn so richtig ausgenommen hat, was er sich hat gefallen lassen. Sobald Daniel von Alexis nach New York beordert wird (entweder binnen 48 Stunden wieder in New York auftauchen oder Scheidung!), landet natürlich auch Patrick mit Chary im Bett. Er hatte vorher gar nicht gecheckt, dass sie schon etwas mit seinem Kumpel Daniel laufen hatte.

Aber als eines Tages Patrick Chary doch zu langweilig erscheint, denn Daniel war ja ein genauso toller Typ wie ihr Ehemann Sebastian, bevor dieser sich dem Alkohol zuwandte, lernt sie auch noch Alesch, einen Spanier kennen, der ihr einen großen Übersetzungs-Auftrag zukommen lassen will (hahaha). Es kommt zum Showdown zwischen Patrick und Alesch, es kommt zur Konfrontation Patrick und Brief von Daniel und letzten Endes bleibt auch Sebastian Patrick nicht erspart. Aber durch seine besonnene Art macht er letztlich das Rennen, was jedoch zunächst noch überhaupt nicht so aussieht, denn Chary kann sich nicht überwinden endlich die Scheidung von Sebastian einzureichen, sondern beginnt auch noch, für ihn zu arbeiten, weil es seinem Unternehmen doch sooo schlecht geht und sie ihm unbedingt helfen möchte. Aber dann zieht sich Sebastian selbst aus der „Schlinge“ und verlangt die Scheidung und so wird der Weg frei für Patrick.

Man fragt sich schon, warum Frauen Romanistik studieren, um dann Übersetzungen zu machen oder irgendein Buch zu schreiben und ihr Leben lang abhängig von irgendwelchen Männern zu bleiben. Was für ein hochgradig merkwürdiges Frauenbild wurde da publiziert?! Die Autorin wurde übrigens 1963 geboren und wohnt wie Chary in Spanien – allerdings mit einem Franzosen und vier Kindern.

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Crocket, William V.: Das Vermächtnis der Keltin (538 Seiten, 2003)

Crocket, William V.: Das Vermächtnis der Keltin (538 Seiten, 2003)

Den zweiten Band von Crockets „Römerbuch“ musste das Erdwesen bei Medimops bestellen, denn darauf per Bücherschrank zu warten, hätte einfach zu lange gedauert. Etwas bedauerlich ist, dass das Erdwesen zwischendurch noch die über 1000 Seiten „Mondfeuer“ laß, denn die beiden Bücher sind recht unterschiedich geschrieben. Während Mondfeuer eher die Geschichte einer ultimativen Superheldin ist, handelt es sich bei Neeve in Crockets Buch um eine sehr viel glaubhaftere Hauptdarstellerin.

Nachdem die Festung Faustina nicht mehr existiert und Vectis Trebellius mit dem Leben davon kommt, beginnt der zweite Band im Rundhaus von Neeve und einem Überfall durch einen Römer. Schon fragt sich die geneigte Leserin, wie es dazu kommen konnte, aber mit dem Niedergang des Antoninischen Walls ist der Kampf gegen die Römer noch nicht vorbei, denn die Verschwörung gegen Kaiser Antonius Pius wurde in Rom aufgedeckt und nun greift der Kaiser durch und entsendet endlich die gewünschten Legionen in den britannischen Norden.

Ein Großteil des Buches ist somit auch dem voranschreitenden Gemetzel gewidmet. Es gibt Tote zu Hauf. Zuerst in den XX., aber dann, als die beiden Unterstützungslegionen eintreffen, unter den Kelten, die vollständig überrant werden. Mit knapper Not entkommt Neeve, nachdem Sie als Bogenschützin hat mit ansehen müssen, wie nun auch ihr zweiter Bruder Taranis im Schlachtgetümmel untergeht.

Ihre Flucht in das schottische Hochland gelingt mehr schlecht als recht. Cronn, der von ihrem Burder abgestgellt wurde, sie in Sicherheit zu bringen, fällt ebenfalls den römischen Soldaten zum Opfer. So ist Neeve auf sich alleingestellt und versinkt in tiefer Trauer – besonders als sie in der römischen Legislatur in Britannien erfährt, dass ihr Mann Vectris ebenfalls zu den Getöteten der Festung Faustina zählt. Nachdem sie sich ausreichend bemitleidet hat, kann sie weiterhin nicht glauben, dass auch Vectris tot sein soll und beschließt in der Legislatur in Rom nach seinem Verbleib zu forschen. In dem großen Register ist hinterlegt, welcher römische Soldat, wo seinen Dienst versieht.

Derweil sind auch Taranis und um die 20 seiner Heerführer auf dem Weg nach Rom, denn die auffälligen Heerführer wurden nicht getötet, sondern sollen im Triumphzug zur Schau gestellt werden, bis sie dann öffentlich hingerichtet werden. Auf dem Weg nach Rom müssen sie etliches an Folter ertragen, denn einer der Offiziere will damit seinen in Faustina „gefallenen“ Bruder rächen. So kommt der Trupp mehr tot als lebendig in Rom an und Taranis hat zu allem Überfluss auch noch eine Begegnung mit seiner kleinen, geraubten Schwester Nes.

Derweil spannen sich mehr und mehr Ränkespiele um den kaiserlichen Thron, der zwar nicht mehr akut gefährdert ist, aber es gilt, sich von Vergangenem endgültig rein zu waschen und gleichzeitig die eigenen Pfründe zu sichern. Im Mittelpunkt steht Vectris, der als Überlebender des Untergangs von Faustina und der damit in Zusammenhang stehenden Verschwörung gegen den Kaiser ein unliebsamer Zeuge der tatsächlichen Vorgänge ist.

Der Verräter-Verrräter, der im letzten Moment erkannt hatte, dass der Verrat an Kaiser Antonius mislingen wird, hat inzwsichen die Liebe seines Lebens getroffen und schafft es durch die Cleverness seiner Auserwählten, die allerdings eher ihn auserwählt hat, zu immer mehr Reichtum zu kommen. Calpurnia zieht die Fäden und möchte Babinus endlich im Senat sehen, auch wenn dieser sich – wie immer – das nicht so ganz zutraut, da er nur von einfachem Stand ist. Dazu gehört auch, dass sie den Zeugen Vectris von einem Auftragsmörder verfolgen lässt. Vectris löst jedoch – wieder einmal mit knapper Not und mit Hilfe seines besten Freundes – all die Aufgaben, die ihm vom Kaiser aufgetragen wurden und schafft es zudem auch noch den Auftragsmord zu überleben.

Derweil sieht es für Neeve düster aus. Sie erleidet auf dem Weg ins ferner Rom zuerst Schiffbrauch, wird ausgeraubt, wird als Bettlerin mishandelt und schafft es letzten Endes nur duch zwei Menschen, überhaupt zu überleben. Der eine ist sehr einfacher Mann wie sie, der sie zuerst auszurauben versuchte, der zweite ist jener kaisertreue Senatur, der Vectris den Auftrag am anderen Ende der römischen Welt verschaffte, da er diesen als einzigen überlebenden Zeugen für das geplante Attentat auf den Kaiser weiterhin stark gefährdet sieht.

Durch ihre Malkunst versucht Neeve zu etwas Geld zu kommen, während ihr „treuer Diener“, froh ist, überhaupt eine Arbeitsstelle zu haben und aus jedem Geschäft das beste für sie beide herausholt. So spezialisiert Neeve sich darauf, reiche Männer zu portraitieren, um ihnen dann diese Portraits anzubieten. Einer dieser reichen Männer ist der Senator, dem sie zum Schluss auch noch zu allergrößtem Dank verpflichtet ist, da er für sie ein gutes Wort (und den ein oder anderen Aureus) im Heiler-Tempel einlegt. Dass letzten Endes Sie unabsichtlich dafür sorgt, dass sein einziger Sohn Marcus als „Bluttrinker“ im Circus Maximus landes – shit happens. Besonders wenn man eine kleine, gmeine Schwester hat.

Deprimierend verläuft allerdings die Suche Neeves nach Vectris, denn auch in der Legislatur in Rom, gilt Vectris als gefallen. – Und dies ist auch der größte und vermutlich auch einzige Knackpunkt in der Geschichte, den das Erdwesen jedenfalls nicht auflösen konnte. Warum sind die Einträge in beiden Registern falsch, obwohl Vectris inzwischen ein großes Kommando als Tribun bei einer Stadtbelagerung bekommen hat?

Das Erdwesen mutmaßt, dass dies daran liegt, dass auch der Kaiser bei dem Versenden von ihm nahestehendem Personal vorsichtig vorgehen muss und dass daher eine Erklärung, dass jemand bereits tot ist, der aller beste Schutz für diese Person ist. Je mehr das Erdwesen darüber nachdenkt, desto wahrscheinlicher ist es, dass es einfach die entsprechende Stelle überlesen hat.

Tatsächlich sollte man beide Bücher als Einheit lesen. Da das Erdwesen schon wieder Einzelheiten vergessen hatte, lass es die Eroberung von Faustina ein zweites Mal nach und so klärten sich auch die vielen ausgearbeiteten Details.

Crocket ist ein wirklich guter Schriftsteller. Nichts geschieht umsonst, jede Information ist eminent wichtig und wird wieder eine Rolle spielen. Beide Bücher zusammen sind ein Gesamtkunstwerk, welches man erst einmal vollständig inhaltlich durchdringen muss. Der Anspruch an die Leserin ist viel höher, als es die bunten Romandeckel in der Taschenbuchausgabe vermuten lassen.

Zum Schluss jedoch wird alles gut und besonders das letzte Kapitel brachte das Erdwesen zum Schmunzeln. Calpurnia zieht mit Balbinus, der den Maultier-Karren lenkt, nach Nordafrika in eine der Villen, die sie bereits für ihren „Senator“ eingekauft hatte und die somit dem cleveren Schachzug von Vectris entging, doch noch dem dem Tode geweihten Taranis zu einer Zukunft zu verhelfen, die dieser als reelle Chance begreift.

Und wenn sie nicht gestorben sind…

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Gillespie, Donna: Mondfeuer (1149 Seiten, 1994)

Gillespie, Donna: Mondfeuer (1149 Seiten, 1994)
englischer Titel: The Lightbearer

Ganze 15 Jahre schrieb die Autorin aus San Franzisko an diesem Roman, einem unfassbaren Mammutwerk, welches von der ersten bis zur letzten Seite mit der gleichen Beharrlichkeit Stück für Stück die komplette Erzählung Preis gibt.

Im Mittelpunkt stehen Auriane, eine germanische Kriegerin, der bereits als Kind ein schreckliches Schicksaal geweissagt wurde und Marcus Julianus, einem Sohn Roms, der jedoch durch den Unbill des Lebens von seinen Eltern versteckt wurde, verloren ging und nur durch Zufall wieder zu ihnen zurückkehrte als er bereits fast erwachsen war.

So haben die beiden Protagonisten eine Gemeinsamkeit, denn beide sind in ihren frühen Jahren gezwungen, über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen, um ihr Leben zu meisten und um überhaupt zu überleben. Auriane, die Tochter eines chattischen Kriegerfürsten wird jäh in den Krieg zwischen den Chatten und Rom geworfen, als ihr Vater ausgerechnet durch ihre Hand stirbt und sie sein Lebenswerk vollenden muss.

Marcus Julianus hingegen wächst in den Slums Roms als Sklavenkind auf, welches immer wieder von hier nach dort geschoben wird, weil er anders ist, lesen kann und aus unbekanntem Grund nach Wissen strebt, welches einem Sklaven per Definition nicht zuträglich sein kann. Erst durch einen Zufall findet ihn sein Vater, der lange Zeit Feldherr in Germanien war, wieder. Jedoch ist der Zeitpunkt bereits zu spät, aus ihm den reichen, hoch geborenen Sohn zu machen, der er aufgrund der eigenen Erfahrung als römischer Kindersklave nicht mehr werden kann.

Es folgen Schlachten, Verfolgungsjagden, Zwietracht und Misgunst. Für Auriane endet es in der Verschleppung als Sklavin nach Rom, für Markus Julianus heißt es, das Erbe seines Vaters anzutreten, mit dem er sich kaum identifizieren kann. Sein Vater war ein rechtschaffener Mann, der ein Standardwerk über die Gesitten und Gebräuche Germaniens geschrieben hat. Dies gewährt Marcus Einblicke in eine ganz andere Welt. Das mehrbändige Werk wird jedoch von Markus altem, aber zweifelhaften Freund Domitian zur verbotenen Literatur erklärt, als er nach seinem Vater und nach seinem Bruder auf den Thron folgt. Markus will jedoch das germanische Lebenswerk seines Vaters in der römischen Geschichte die Würdigung zukommen zu lassen, die es verdient und riskiert viel um seine Belange als Sohn des erfahrenen Feldherren Gemaniens, dem es jedoch nie gelang Germanien zu unterwerfen, durchzusetzen.

Domitian, jener heute vergessene Herrscher, der aus der Geschichte Roms getilgt wurde, wird immer mehr zu einem Monstrum, welches das Volk und die, die ihm einst nahe standen, tyrannisiert. Sein Feldzug gen Germanien endet in einem Desaster. Zwar hat er alle Informationen aus dem Standardwerk über Germanien bezogen, die ihm auch halfen, die Germanen vernichtend zu schlagen, aber letzten Endes kann er nur eine sehr überschaubare Anzahl von Gefangenen im Triumphzug durch Rom seinem Volk zeigen. Zudem gibt es kaum erbeutete Reichtümber und die Grenze Germaniens ist weiterhin nahezu unbefriedet. Die Provinz wirft aufgrund der baumbestandenen Landschaft keinen nennenswerten Profit ab. Wie also diesen Feldhzug gegenüber dem Steuerzahler rechtfertigen?

In Germanien wird Reichtum anders definiert als in Rom und die Germanen sind für die Römer lediglich Barbaren, die nicht einmal eine Schriftsprache kennen. Die Germanen kennen jedoch auch keinen Besitz an Land, leben in Sippenverbänden und dienen ihren Göttern, die überall in der Natur stets präsent sind. Das ist etwas, was den zivilisierten Römern schon lange abhanden kam. Dort haben die Götter Tempel aus Stein und in diesen wird geopfert, so es dem Opfernden zuträglich ist. Marcus Julianus erkennt diesen Wiederspruch und philosophiert als Chefberater des Kaisers Domitian weiter über die unterschiedlichen Auffassungen im Kaiserreich und in den Provinzen. So bringt er sich immer mehr in die Schusslinie seines allmächtigen Kaisers.

Zwischen dem ungleichen und doch so gleichen Paar Auriane und Makus entspinnt sich aufgrund einer alten Weissagung der germanischen Vileda eine Liebesgeschichte, aber diese bildet nur den Hintergrund der ganzen Erzählung, denn zuerst muss Auriane ihr Schicksal erfüllen und ihren alten germanischen Wiedersacher im Kollosseum von Rom für ihr Volk rächen. Marcus versucht zu verstehen, kann es aber nicht. Zu sehr ist er Römer, zu sehr ist er der offensichtlilchen Logik verfallen.

Markus sieht sehr früh, dass sich zwischen Kaiser Nero und Domitian immer mehr Parallelen auftun. Unermüdlich arbeitet er über Jahre deshalb an der Absetzung Domitians und findet im unauffälligen Senator Nerva einen vertrauenswürdigen Nachfolger. Die Erzählung wird mit jeder Seite dramatischer, aber für den geneigten Leser sind die politischen Hintergründe und Erfordernisse doch recht schwer zu begreifen, während die Liebesgeschichte in den Hintergrund tritt und die Welten – jede engstirnig für sich genommen – immer stärker aufeinander prallen.

Letzten Endes wird dann – wie zu erwarten – doch noch alles gut mit den beiden Protagonisten und so endet dieses Buch dann auch ganz ohne Cliffhänger mit Marcus, der auf seinen Wunsch und das Geheiß Kaiser Nervas Roms eine mittelmäßige Anstellung in Obergermanien (Taunus) erhält und mit seinem nicht angetrauten Weibe Auriane zu den Chatten, ihrer Welt und ihren Gebräuchen zieht.

Die Autorin nutzt mit ihrem Roman einen weißen Fleck in der Geschichtsschreibung des römischen Reiches aus, um Kaiser Domitian mit seiner Schreckensherrschaft noch einmal präsent werden zu lassen, auch wenn die offiziellen Quellen sich darüber ausschweigen. Dabei widmet sie viel Zeit dem Leben und der Ausbildung von Gladiatoren, die Domitian einsetze, um die Massen zu befriedigen und sich seine Gegner durch eine Art Festivalisierung des Todes vom Leibe zu halten. Vom Prinzip her nichts anderes als wenn der Staat heute die Bürger mit allerlei Festivitäten bei Laune hält und tausende von Polizisten abordnet, die dann statt für Recht und Ordnung zu sorgen, dafür eingesetzt werden, Hooligans bei Fußballspielen im Zaum zu halten. Bradbury würde sagen: Soma für’s Volk. – Nur eben eine Spur grausamer. Aber war es wirklich grausamer? Heute finden die Grausamkeiten vor allem im Darknet statt und auch damals konnten sich lange nicht alle einen Besuch im Kollosseum leisten. Von daher hat sich eigentlich gar nicht so viel verändert…

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Crockett, William V.: Die Keltin (667 Seiten, 2000)

Crockett, William V.: Die Keltin (667 Seiten, 2000)

Nun ist es wieder passiert! Das Erdwesen griff sich das nächste „Römerbuch“, was sie über die Jahre aus hannöverschen Bücherschränken gefischt hatte und nun ist das Maleur perfekt, denn sie musste sich sofort den zweiten Band bei Medimops bestellen.

Das ist nicht schön, wenn Du Bücher liest, um sie endlich wieder zurückgeben zu können und anstatt mit weniger Büchern, musst Du Dir Folgebände kaufen.

Zwar bietet das Buch eine abgeschlossene Einheit, aber diese ist zugleich der Start für die nächste Geschichte. Laut Rezensionen soll diese zwar nicht so gut sein wie Band 1, aber davon lässt sich ja ein Erdwesen nicht abschrecken. – Das Dumme ist nur, dass sich der zweite Band bis zum Eintreffen noch etwas Zeit lassen wird. Dabei war eigentlich schon das nächste „Römerbuch“ aus dem bestehenden Fundus ausgewählt, aber ob das Erdwesen dieses nun wirklich noch „zwischenschieben“ wird?!

Der Autor William V. Crockett unterrichtet römische Geschichte an einer Universität in New York und das merkt man dem Buch deutlich an. Der englische Titel „Antonine’s Wall“ ist treffender als der personenbezogene deutsche Titel, aber dieser trifft das zweite anvisierte Zielpublikum etwas besser. Was für eine herzzerreißende Liebesgeschichte zwischen Römer und Keltin, die zum Scheitern verurteilt ist!

Das Buch glänzt durch viel echte Historie und durch die rührende Geschichte einer keltischen Kartenzeichnerin, die immer wieder in Gefahren gerät, da sie einerseits ihr kaledonisches Volk unterstützen will, andererseits aber auch die römischen Besatzer Kaledoniens und deren Errungenschaften zu schätzen lernt. Beim Lesen merkt man deutlich, dass der Autor in dieser Zeit zu Hause ist. Oft konnte das Erdwesen allerdings nicht mehr ausdifferenzieren, aus welchem Buch sie spezielle Informationen zur römischen Heeresführung hatte, aber alles in allem hat sie nun eine äußerst plastische Vorstellung von dieser Zeit und jedes folgende „Römerbuch“ wird an den bisherigen Informationen gemessen werden.

Was die Liebesgeschichte oder den Familienepos der keltischen Kartenzeichnerin angeht, so ist letzterer durchaus ausbaufähig, denn – und dies wird auch beim zweiten Band bemängelt – der geneigten Leserin drängt sich der Eindruck auf, dass die Handlung um so schneller voranschreitet, je weiter man beim Lesen des Buches schon gekommen ist. Hat der Autor zu Beginn des Buches noch alle Zeit der Welt, alle Einzelheiten eindrucksvoll zu schildern, da scheint die Story zum Ende hin an Dynamik zu gewinnen und es geht Knall auf Fall voran. Insbesondere die letzten zwei Seiten könnten sprachlich sehr viel geschickter ausgestaltet werden.

Durch diesen Umstand ist es wirklich kein perfektes Buch, denn um die Liebesgeschichte zu verstehen, braucht es einen derart fundierten Beginn nicht. Und diejenigen, die die Darstellung der Historie ins Hauptaugenmerk nehmen, werden sich fragen, was nun das Gedöns am Schluss soll.

In jedem Fall ist es kurzweilig und äußerst spannend zu lesen – auch wenn es mit Sicherheit handwerklich kein „Werk der Weltliteratur“ ist.

Das Erdwesen wartet nun also gespannt auf das Eintreffen des zweiten Bandes, denn schließlich muss sie wissen wie es weitergeht und ob die Keltin die edelsteinbesetzten Tore Roms wirklich erreichen wird.

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Whyte, Jack: Der Himmelsstein (1996, 661 Seiten)

Whyte, Jack: Der Himmelsstein (1996, 661 Seiten)

[englisch: The Skystone]

Der historische Roman spielt in Britannien (heute England) zu der Zeit, als sich die römische Herrschaft aufzulösen beginnt. Die Erzählung des Publius Varrus beginnt im Jahre 410, als dieser bereits 67 Jahre alt ist und zunächst aus seinem Leben zu plaudern beginnt, welches er schon früh in der Römischen Armee begann.

Das Buch bietet im Anhang hinsichtlich des Aufbaus des römischen Heeres eine perfekte separate Abhandlung, so dass man einen guten Überblick über die gesellschaftliche Stellung der einzelnen Soldaten und Offiziere bekommt. Auch die Personen, die zur Handlung beitragen sind überschaubar und in jeder Hinsicht nachvollziehbar und glaubwürdig dargestellt. Das ist die Stärke dieses Autors: Er kann wirklich eine fesselnde Geschichte erzählen und so entspannten sich schnell Bilder vor den Augen des geneigten Erdwesens, so dass anzunehmen ist, dass es in kürzester Zeit nicht mehr wissen wird, ob es hier einen Film gesehen oder ein Buch gelesen hat. Gaius Britannicus, Heerführer und schlussendlich doch bester Kumpel von Publius Varrus schafft es trotz seiner Abwesenheit Publius mit seiner Schwester Lucia zusammen zu bringen und ab da hapert es dann auch mit der Geschichte etwas, denn das Familienleben des Publius Varrus gestaltet sich doch recht karg, denn dieser ist wie immer emsig dabei, seinen Geschäften nachzugehen und dieses Geschäft lautet, mehr Himmelssteine im Tal der Drachen zu finden, um perfekte Waffen mit silbernem Glanz schmieden zu können, wie es einst sein Großvater tat.

Eigentlich könnten einfach alle ab einem gewissen Punkt und trotz drohender Verfolgung durch die reiche Familie Seneca glücklich und zufrieden leben, aber das Soldatenleben fordert seinen Tribut, so dass aus dem Soldaten, Schmied und Familienvater Publius Varrus dann doch noch ein schlimmer römischer Folterknecht wird, der zwei weitere Leben von Freunden vernichtet, um seinen Rachegelüsten nachzukommen. Und ausgerechnet dies macht er im Geheimen, ohne davon Gaius Britannicus oder seiner Frau Lucia nur ein Sterbenswörtchen zu sagen. Wie immer behält er die Greueltat für sich und fortan lebten sie trotzdem glücklich und zufrieden im Einklang mit ihren neuen keltischen Freunden als die ersten echten Briten im Westen Englands.

Der Schluss des Buches ist in Erdwesenschen Augen tatsächlich sein Schwachpunkt und wenig glaubwürdig. Überhaupt ist Publius Varrus nicht die wundervolle Hauptperson des Romans, die aus ihm hätte werden können. Aber womöglich macht ja auch genau das den Reiz der Geschichte aus, dass sein wahrer Charakter bis ganz zum Ende der Geschichte weiter im Nebel vergangener Jahrhunderte verborgen bleibt. Der Charakter eines ehemaligen Elitesoldaten, der in der Schlacht zum Krüppel wird und sichtlich darunter leidet und mit einer 14 Jahre jüngeren Frau verheiratet ist, die einen im wahrsten Sinne des Wortes steinreichen Bruder hat, der echte Visionen einer zukünftigen Gesellschaft entwerfen kann und damit erneut unter Beweis stellt, welches Format er bereits als Feldherr inne hatte.

Aber es besteht Hoffnung! Denn dieses Buch ist nur der erste Band der „Camolud-Chronik, die den historischen Spuren von König Artus nachgeht“, wie es der Hinweis zum 1940 geborenen und in Schottland aufgewachsenen Jack Whyte, einem Highschool-Lehrer für englische Literatur, sagt. Mag sein, dass sich doch noch genau das aus der Geschichte entwickelt, was das Erdwesen im Sinn hatte, als es voller Unverständnis auf die römische Skuptur aus Himmelsstein-Eisen in Gaius Britannicus Wohnzimmer blickte…

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Palliser, Charles: Die schwarze Kathedrale (1999, 477 Seiten)

Palliser, Charles: Die schwarze Kathedrale (1999, 477 Seiten)

Dies Buch ist harter Tobak! Dem geneigten Lesenden sei angeraten, am besten beim Lesen ein Verzeichnis der genannten Personen (Register existiert im Anhang) und ihren jeweiligen Beziehungen zueinander (!) zu führen.

Das Erdwesen fürchtet, ihr sind viele Inhalte verborgen geblieben, weil sie kein besonders großes Talent dazu hat, sich Namen, Positionen und Verbindungen zu merken, die zunächst einmal bedeutungslos zu sein scheinen. Hammer!

Das Werk nennt sich „Roman“, dabei ist das vollständig irreführend. Aufzuklären sind mindestens zwei Kriminalfälle mit Toten, die allerdings in unterschiedlichen Jahrhunderten spielen. Und da sich der Historiker, ein Herr Courtine wegen des uralten Kriminalfalls auf den Weg macht, um einen alten Freund zu besuchen, der in der Nähe der schwarzen Kathedrale wohnt, die diesen Kriminalfall beherbergt, kann er nicht ahnen, dass er auch noch mitten in einen ganz aktuellen Kriminalfall gerät, aufgrund dessen er seinen Bericht anfertigt, denn es wurde Unrecht begangen – aber wo und an wem?

Das Buch ist handwerklich sehr gut gemacht, aber auch sehr anspruchsvoll, was die Zusammenhänge betrifft. Das hatte das Erdwesen komplett unterschätzt, auch wenn man gewarnt sein sollte, wenn der Autor Moderne Literatur und Creative Writing an Universitäten in den USA unterrichtet und selbst in London wohnt.

Hatte sich das Erdwesen also mühevoll durch die gewundene Geschichte geschlängelt, musste sie allen Ernstes ganz am Schluss nochmal nachlesen, wie das ganze eigentlich begonnen hatte und siehe da: nun war auch der Anfang sehr gut zu verstehen!

Charles Palliser ist sehr zu empfehlen, aber beim Lesen darf man nicht mit allzu leichter Kost rechnen, sondern braucht in meinen Augen Papier und Bleistift. Ich kann nicht glauben, dass man sich so eine verworrene Geschichte in der Geschichte der Geschichte (!) auch nur ansatzweise im Kopf zurechtlegen kann. Die Vorab-Aufzeichnung zu diesem Buch würde ich wirklich gerne einmal sehen! – Und das beste ist dann noch, dass er sich genötigt sah, auch noch die Geschichte, die die Hauptfigur im Roman liest und aufgrund dessen sie plötzlich eine Idee hat, wie sie die Fälle noch beäugen kann, auch noch mitliefert. Wow!

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Amling, Christian: Das schwarz Pferd (2015, 196 Seiten)

Amling, Christian: Das schwarz Pferd (2015, 196 Seiten)

Christian Amling bietet auch hier wieder beste Unterhaltung, die ganz besonders gut ist, wenn man die Gegend kennt, in der die Hauptpersonen neben Irenäus Moll agieren. Zum Glück spielt das Ganze im Ostharz und das Harzer Wasserregal ist nie auch nur ansatzweise involviert, denn das wird seit ehedem bis heute nur von Hand gesteuert – aber das ist jetzt ein Insider.

Diesmal muss Irenäus sich um etwas freakige Jugendliche kümmern, die aus Jux und Dollerei mal eben den halben Harz unter Wasser setzen wollen, weil sie sich die hiesigen Wasserwerke und deren Talsperren per Computerhack ins Visier nehmen. Und warum? Natürlich geht es um die Computer-Hexe! – Die Fluten brechen sich Bahn, der Bösewicht wird gebannt und irgendwie wird doch noch alles gut, weil Irenäus Auto zum Glück keinen Schaden genommen hat. Und das Pferd?

Das Pferd ist in Wirklichkeit eine Frau. Aber das stand hier ja auch nie zur Debatte.

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Amling, Christian: Quitilinga History Land (2015, 133 Seiten)

Amling, Christian: Quitilinga History Land (2015, 133 Seiten)

Sehr guter Kriminalroman von Christian Amlin mit Irenäus Moll aus Quedlinburg in der Hauptrolle, an den ich mich nach den vielen Wochen, vor denen ich ihn gelesen habe, nicht mehr im Detail erinnern kann.

Ich bin mir nicht sicher, ob dies der erste Falle für Irenäus ist, aber vermutlich wird er es sein. Wozu braucht Quedlinburg eine „History Land“? Quedlinburg ist Historie durch und durch; das weiß ein jeder, der schon einmal dort war. In der Geschichte jagd eine Katastrophe die nächste. Jeder versucht aus dem Chaos des Vorhergehenden seinen eigenen maximalen Nutzen zu ziehen und so entspinnt sich eine dramatische Situation nach der anderen und es ist an dem kauzigen Irenäus alles bis ins kleinste Detail zu entwirren und so ein klein wenig dazu beizutragen, dass wieder Recht und Ordnung in Quedlinburg herrscht.

Die Schreibstil von Amling ist dabei einer der besten, die ich je bestaunen konnte. Ferner hat er ein einfach umwerfendes Talent, alle Personen mit schlicht grandiosen Namen zu versehen. Sollte ein weiterer Fall von Irenäus Moll in einem Bücherschrank auftauchen, so werde ich ihn mit Sicherheit auch den lesen.

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Jürgen Kehrer: Mord im Dom (1999, 166 Seiten)

Jürgen Kehrer: Mord im Dom – Eine Kriminalgeschichte aus der Zeit Karls des Großen (1999, 166 Seiten)

Das Buch hinterlässt nach dem Lesen leider keinen bleibenden Eindruck, denn das Erdwesen versucht hier gerade noch einige Sätze zusammen zu bekommen, nachdem Sie das Buch etwa im Oktober letzten Jahres gelesen hat, aber keine Zeit fand, auch eine Zusammenfassung zu schreiben.

Es handelt sich um eine historische Kriminalgeschichte, die in erster Linie die geschichtlichen Ereignisse vermutlich sehr treffend nachzeichnet. Geschichte wird lebendig und das in Form eines Krimis. Alles ist logisch dargestellt, das Buch liest sich gut und ist interessant, aber auch nicht mehr. Ein Glossar gibt Auskunft zu den verwendeten Fachbegriffen. Dies ist ein Buch, wie man es gerne in einer „Tourist Information“ verkauft, um Besuchern einer Stadt noch etwas mitzugeben, was sie im Nachgang zu Hause lesen können, um Gesehenes zu festigen.

Es kann nun zurück in den Bücherschrank. Im Münsterland findet es sicher noch den ein oder anderen geneigten Leser.

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Gaby Hauptmann: Suche impotenten Mann fürs Leben (1995, 315 Seiten)

Gaby Hauptmann: Suche impotenten Mann fürs Leben (1995, 315 Seiten)

Nachdem das Erdwesen nun zwei Bücher lang in der höfischen Liebe hospitierte, versuchte sie es nun mal mit der Liebe im Jahr 1995. In den Genuss des Buches kam sie auf einem Scap-Gnoming-Event (Schrottwichteln) zu etwa Ostern (Corona).

Das Buch war ein Hit bei seiner Veröffentlichung und spielt wirklich in einer anderen Zeit. Herrje! Was war das Jahr 1995 für ein einfaches Jahr. Smartphones waren noch nicht erfunden und auch das Internet war noch nicht wirklich bekannt. Dafür gab es Annoncen in papiernen Tageszeitungen und eine davon gibt die spontane Carmen auf, die mit ihrem Freund Peter so überhaupt nicht mehr einverstanden ist, weil er ständig nur „das Eine“ will und sonst nichts.

In kürzester Zeit kann Carmen die ersten Antworten auf ihre Annonce, in der sie einen impotenten Mann mit Köpfchen sucht, in Empfang nehmen. Zusammen mit ihrer betagten Nachbarin Elvira wirft sie einen Blick auf die Männer, die sich auf den ungewöhnlichen Text melden und lernt in kurzer Folge ganz unterschiedliche Typen kennen, die nichts gemein haben, außer dass sie impotent sind.

Leider ist auch dies wieder eins dieser schrecklichen Clichée-Bücher der 90er. Carmen ist überaus attraktiv, ist aber zugleich eine ultimative Businessfrau mit eigenem Versicherungsbüro und einer Angestellten, die er vom Typ „graue Maus“ ist. Ihre Freundin Laura ist Lehrerin und macht gerade einen Trip nach Brasilien.

Die Ereignisse überschlagen sich und das Buch gibt der geneigten Leserin keine Sekunde Zeit zum nachdenken. Es ist in der Gegenwartsform geschrieben und weist jede Mange kurzer Sätze in schneller Folge auf. Und ganz genauso ist auch die Handlung der übervollen Geschichte. Geht es erst noch um einen Mann nach dem anderen, bekommen die Männer nach und nach eine Bedeutung.

Innerhalb von Stunden wähnt sich Carmen bereits als Motorradbraut und gleich darauf als Schlossherrin. Der Schlossherr allerdings ist, so kommt es durch eine Fotographie heraus, das Kind der ehemals besten Freundin von Elvira, die aus Deutsch Südwest Afrika stammt und hinter der bereits ein bewegtes Leben liegt. Ausgerechnet der reiche Schlossherr Stefan wird alsdann in eine Entführung verstrickt, während der Motorradfahrer Frederic zuvor bereits Elvira aus einer bedrohlichen Lage rettete.

Zeitgleich stellt Carmen sicher, dass sie auch garantiert keinen eingehenden Brief der impotenten Männer verpasst. Einige reicht sie gleich an eine weitere interessierte Dame weiter, die sich zu eben diesem Zweck auch auf ihre Annonce gemeldet hatte, doch dann trifft bei der Zeitung ein riesiges Paket ein. Es enthält ein als Kunstwerk verpacktes Rilke-Gedicht. Carmen schmilzt sofort dahin, während sie ein Date mit einem weiteren Kandidaten verpasst, verschiebt, was auch immer.

Das Gedicht wurde von Daniel in Szene gesetzt. Für die geneigte Leserin ist es nicht ersichtlich, warum dieser nun ausgerechnet der tatsächliche Favorit sein soll, denn zunächst einmal sind für Carmen alles Favoriten. Ihr Freund Peter meldet sich selbstredend zwischendurch auch noch mal, kann aber abgewimmelt werden. Als große Happenings werden in dem Buch zahrleiche italienische Menüs bestellt, immer auf gutem Porzellan zu Hause angerichtet und es wird noch mehr Champanger und Wein getrunken. Das Erdwesen wäre jedenfalls nur noch Hacke gewesen, aber hier haben wir es ja auch nicht mit dem Erdwesen sondern mit Super-Woman Carmen zu tun. Die verträgt das.

Sowohl der Motorradfahrer Frederic als auch der Rilke-Kenner David sind emsig bemüht um das Wohlergehen der Damen. Laura kehrt aus Brasilien zurück und ist sofort von dem jüngeren Frederic begeistert, während es Carmen nun endgültig auf David abgesehen hat, nachdem der Schlossherr (noch vor seiner Entführung) mehr als zudringlich geworden war. Elvira ist trotzdem völlig begeistert, dass sie das Kind ihrer alten Freundin aus Deutsch-Südwest wiedergefunden hat und kümmert sich um den Schlossherrn, der traumatisches erlebt haben muss und einer – inzwischen verstorbenen – Verwandschaft gegenüber steht, die vielleicht sogar einen Vater ermordeten, um den guten Ruf der Famlie zu wahren und vor allem die erquicklichen Geschäfte mit Diamanten nicht zu gefährden.

David schleppt die hippe Carmen mit einem geliehenen Wolfshund Kain über Stock und Stein und landet natürlich mit ihr im Bett. Doch irgendwas stimmt definitiv nicht mit ihm. Carmen mutmaßt, es liegt an seiner Impotenz. Er muss sich vielleicht schrecklich schämen, weicht jedenfalls jedes Mal zurück, wenn sie zudringlich wird. Das passt nicht in Carmens Weltbild, die schließlich schon – waren es drei? – Tage Entzug von ihrem Peter zu erleiden hat.

Was also tun? Ist David wirklich unwiederbringlich impotent? Das kann und darf nicht sein!

Carmen und Laura setzen alle Hebel in Bewegung, um ihm wieder auf die Srünge zu helfen. Carmen sucht eine Psychotherapeutin auf (war das am vierten Tag, nachdem sie David kennen gelernt hat?). Die Psychotherapeutin kennt sich mit allen hilfreichen Mittelchen aus, die sicherstellen, dass alle Herren der Schöpfung doch noch können, jedoch soll David zu ihr kommen, wenn seine Störung doch psychischer Natur ist.

Dann wird es noch skuriler als es die ganze Zeit schon war. Laura findet die Anzeige einer Weisen Frau, die den vollumfänglichen Überblick über alle Potenzmittel der Welt zu haben scheint. Carmen lässt bei ihr an einem einzigen Nachmittag 500 DM zurück und greift nun erstmals im Buch selbst zu Kochtopf und Löffel. Mit Kresse-Suppe (ein Rezept der grauen Maus, ihrer Angestellten), Spargel an Sauce Hollondaise und einer Zimt-Eis-Nachspeise mit einer unvergleichen Soße aus allerlei anregenden Gewürzen, wagt sie sich an David heran. Er ißt alles brav aus und gerät komplett aus dem Häuschen, genau wie sie. Es gibt noch eine kurze Verwirrung zum Beinwell und Mannstreu, welches eventuell doch in der Suppe statt einfach nur unter Kopfkissen und Bett gelandet ist, aber da stürzt David auch schon vom Schlafzimmer auf die Toilette und kommt käsebleich wieder heraus. Ganz kurz plagen die übereifrige Carmen Gewissensbisse ob ihrer Kochkünste. Aber wirklich nur ganz kurz!

Da David trotz der ganzen, überaus teuren Aktion immer noch keine Anzeichen von Potenz zeigt, gehen Carmen und Laura in die nächste Phase. Er wird ohne es zu wissen zur Psychologin geschleppt. Offiziell ist es ausgerechnet Lauras Psychotherapeutin, die ein Kind von ihrem Ex erwartet, während der impotente Frederic sich schon mit der kommenden Vaterschaft arrangiert hat.

Doch owei! Es ist alles anders als man denkt. Ich denke, mittlerweile haben das Buch schon alle Interssierten (w) gelesen, so dass ich auch noch den Schluss erzählen kann. Es war nicht wirklich zu erwarten, dass wir in diesem Buch noch erleben, wie auch ein Mann mit Impotenz eine glückliche Beziehung führen kann.

Die Psychologin entpuppt sich als Schwester der Ex von David. Die zählt eins und ein zusammen, denn ihre Schwester hat David vor zwei Jahren verlassen, weil er ihr ein wenig zu potent war. Carmen versteht erstmal gar nichts, aber in Windeseile kommt heraus, dass David Carmen bei ihrem ersten Date mit einem Impotenten unfreiwillig belauscht hatte und sie daraufhin als schmackhafte Beute auserchoren hatte. Und wenn er den Impotenten geben musste, um die Beute zu erlegen, schien ihm das ein probates Mittel. So kommt dann doch noch ad hoc zusammen, was zusammen gehört und wenn sie nicht fremd gegangen sind, sind sie auch heute noch ein sehr aktives Paar.

Oh Du lieber Himmel! – Wie abartig ich diese Bücher aus meiner imaginären Reihe „Frau in der Gesellschaft“ finde. Und das Buch ist auch noch bei Piper verlegt worden. – Zumindest war es damals der ultimative Bestseller und das Erdwesen hat es ja nun auch gelesen. Nun aber schnell zurück in den Bücherschrank.

Mal sehen, was das Erdwesen noch alles im Regel stehen hat.

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